Juwelen aus Grünem Gewölbe werden geprüft

    Nach Fund der Beute:Juwelen aus Grünem Gewölbe werden geprüft

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    Der Raub im Grünen Gewölbe war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle. Die Beute ist jetzt größtenteils wieder da und wird geprüft. Erleichterung und Überraschung sind groß.

    Schmucksaal des Grünen Gewölbes in Dresden
    Drei Jahre lang war das Schicksal der gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe in Dresden unklar.
    Quelle: DPA

    Nach dem Fund eines Großteils der Beute aus dem Grünen Gewölbe in Dresden, werden die wertvollen Stücke jetzt untersucht. Fachleute sollen prüfen, ob die 31 Einzelteile tatsächlich echt und vollständig sind und in welchem Zustand sie sich befinden, wie die Ermittler mitteilten.

    Große Erleichterung in Dresden

    Zudem werden die Objekte auch kriminaltechnisch untersucht. Die vor drei Jahren gestohlenen Juwelen und Schmuckstücke waren in der Nacht zum Samstag in Berlin sichergestellt worden. Angaben zum Fundort und zum Zustand der Schmuckstücke wurden mit Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht gemacht.
    Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und ihre Generaldirektorin Marion Ackermann zeigten sich erleichtert und dankten den Ermittlern. "Es ist ein riesiger Freudentaumel in den SKD ausgebrochen, dass die einzigartigen Juwelengarnituren wiedergefunden wurden, und wir bekommen Nachrichten aus der ganzen Welt", sagte Ackermann am Samstagabend.

    Wir haben nie zu hoffen aufgehört und es für eine realistische Chance gehalten, dass die Juwelen wieder auftauchen.

    Marion Ackermann, Generaldirektorin Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

    Kunstdiebstahl-Experte hatte nicht mit Fund gerechnet

    Auch der Kunstdiebstahl-Experte Willi Korte ist überrascht. Er sei davon ausgegangen, dass sich die Täter bereits vor der Tat um den Absatz der Beute gekümmert hätten und sie deshalb nicht wiedergefunden werde. "In dem Fall lag ich mit meiner Meinung gerne falsch", sagte der Provenienzforscher, der sich mit länger zurückliegenden Kunstdiebstählen beschäftigt.

    Ich bin überrascht, dass die Sachen noch in Berlin aufgefunden worden sind. Ich hätte gedacht, dass sie Deutschland schon längst verlassen hätten.

    Willi Korte, Kunstdiebstahl-Experte

    Offensichtlich haben die mutmaßlichen Diebe den Fahndern das Versteck verraten. Dem Fund seien "Sondierungsgespräche zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts über eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke" vorangegangen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Nähere Angaben zu dem Deal machten sie nicht.

    Prozess gegen mutmaßliche Kunsträuber läuft bereits

    Seit Anfang des Jahres läuft in Dresden ein Prozess gegen sechs Tatverdächtige wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung. Die jungen Männer gehören zu einem arabischstämmigen Clan aus Berlin.
    Einer der Angeklagten hatte vor Gericht bereits zugegeben, an der Vorbereitung aber nicht an dem Coup selbst beteiligt gewesen zu sein. Der nächste Verhandlungstag steht am kommenden Dienstag an. "Alles weitere ist nun dem Lauf der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Dresden vorzubehalten", sagte Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden.

    Ansicht eines verspiegelten Raumes mit grün-goldenen Verzierungen im Grünen Gewölbes in Dreseden.
    Quelle: dpa

    • Das Historische Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss ist das barocke Schatzkammermuseum der sächsischen Kurfürsten und Könige. In zehn prachtvoll ausgestatteten Räumen beherbergt es rund 3.000 Schmuckstücke und andere Meisterwerke aus Gold, Silber, Edelsteinen, Elfenbein und anderen wertvollen Materialien aus mehreren Jahrhunderten.
    • Das 1723 bis 1729 eingerichtete Prunkstück der Kunstsammlung des legendären Kurfürst-Königs August der Starke (1670-1733) gilt als eine der reichsten Schatzkammern und eines der ältesten Museen Europas.
    • Drei der acht Räume aus dem 18. Jahrhundert fielen den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg 1945 zum Opfer. Die Rote Armee beschlagnahmte die ausgelagerten Kostbarkeiten und brachte sie nach Moskau, 13 Jahre später wurde die Sammlung zurückgegeben. Wegen Platzmangels konnte bis in die 90er Jahre aber nur ein geringer Teil davon gezeigt werden.
    • In die Rekonstruktion der barocken Räume - vom Bernsteinzimmer über den Pretiosensaal bis zum Juwelenzimmer - investierte Sachsen 45 Millionen Euro. Seinen Namen verdankt das Museum malachitgrünen Abfärbungen einzelner Bauteile darin.
    • Seit ihrer Wiedereröffnung im September 2006 gehört die Schatzkammer zu den Besuchermagneten der Kulturstadt.
    • Bei dem Einbruch am 25. November 2019 wurden einige der kostbarsten Stücke der Juwelensammlung des 18. Jahrhunderts gestohlen. Dabei handelt es sich um prominente Kunstwerke der Diamantrosen- und Brillantgarnitur sowie des Brillantschmucks der Königinnen, etwa die Große Brustschleife, eine Kette aus sächsischen Perlen, eine Epaulette (Schulterstück) und ein mit über 770 Diamanten besetzter Degen.
    Quelle: dpa

    Diebesgut wahrscheinlich in gutem Zustand

    Kunstfahnder Korte zufolge sollte die Beute die Zeit seit dem Diebstahl gut überstanden haben. "Da es ja überwiegend Edelmetall und Steine sind, muss man nicht so sehr auf die Temperatur achten", sagte Korte. "Ich denke, dass die Sachen noch in einem relativ guten Zustand sein dürften." Beim Kunstraub gebe es eine alte Regel, sagte Korte.

    Das Klauen ist leichter als das Absetzen.

    Willi Korte, Kunstdiebstahl-Experte

    Er habe den Einbruch immer eher als Juwelen-, statt als Kunstraub gesehen. "Ich dachte, dass sie die Juwelen rausbrechen und einzeln verkaufen werden, nicht die Kunst als Ganzes." Die Freude über den Fund sei groß. Solche Objekte könne man nicht ersetzen.

    Schmuck im Wert von 113 Millionen Euro gestohlen

    Der Einbruch am frühen Morgen des 25. November 2019 war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland. Die Täter schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen die Juwelen heraus. Sie stahlen Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro.
    Quelle: dpa

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