Spende für die Ukraine: Hamburg tritt ein Jahr in die Pedale

    Spendenaktion für die Ukraine:Hamburg tritt ein Jahr in die Pedale

    ZDF-Korrespondent Sven Rieken
    von Sven Rieken
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    In einem Hamburger Einkaufszentrum Fahrrad fahren, 24 Stunden lang und mindestens 100 Euro spenden - diese Aktion für die Ukraine ist die Aktivste bislang.

    Martin Blüthmann
    Martin Blüthmann, der die ungewöhnliche Spendenaktion ins Leben gerufen hat, tritt selbst fleißig in die Pedale für die Ukraine.
    Quelle: ZDF

    Morgens um 5 Uhr ist es sehr ruhig in der Europa-Passage in Hamburg. Das Einkaufszentrum liegt direkt an der Binnenalster am Anfang des Jungfernstieges. Um diese Zeit ist hier normalerweise niemand.

    "Ein Licht für die Ukraine"

    Seit dem 1. Januar tönt jedoch ein leises Surren durch die fünf Etagen des Centers. Über dem Eingang auf einer Empore strampelt Martin Blüthmann auf einem Ergometer – einem Trimm-dich-Fahrrad. Ein Bewegungsmelder registriert jede Umdrehung des Schwungrades und lässt ein Licht leuchten im Schaufenster zur Alster zwei Stockwerke darüber.
    "Ein Licht für die Ukraine", wie Blüthmann erzählt. Der Herausgeber einer Sportzeitschrift wollte eine besondere Spendenaktion ins Leben rufen, eine, die jedem selbst etwas abfordert.

    365 Tage radeln, rund um die Uhr

    Blüthmann, ein Mann in den 50igern, wollte etwas tun. Während er weiterradelt, erzählt er:

    Vor allem die Bilder der Kinder aus der Ukraine gehen mir nicht aus dem Kopf,

    Martin Blüthmann, Organisator der Spendenaktion

    Er nahm Kontakt mit #weareallUkrainians auf - einer Hilfsaktion, die Wladimir Klitschko und Tatjana Kiel ins Leben gerufen haben.
    "Überlebensrucksäcke für die Kinder brauchen sie dort dringend", hat Blüthmann erfahren, "mit kleinen Hämmern, um sich nach einem Bombentreffer bemerkbar zu machen, wenn sie verschüttet werden". Schon die Vorstellung einer solchen Situation reichte für den Entschluss zur Fahrradaktion.

    Blüthmann will Zeichen setzen, das viele sehen

    Blüthmann wollte ein Zeichen setzen, das weithin sichtbar über der Alster ist. Inzwischen leuchtet die riesige Glühbirne im Schaufenster der Europa-Passage seit dem Jahreswechsel stetig. Alle Stunde tritt jemand anderes in die Pedale. Auch nachts um 3 Uhr. Blüthmann lächelt und sagt:

    Sonntagmittag bei Sonnenschein radeln kann jeder.

    Martin Blüthmann, Organisator der Spendenaktion

    Seine Aktion solle eben auch an die Substanz gehen. Firmen, Vereine, Schulen, Privatpersonen – der Januar ist bereits ausgebucht.
    Europa-Passage in Hamburg
    Das Licht an der Europa-Passage in Hamburg soll das ganze Jahr über für die Ukraine brennen, angetrieben durch die Muskelkraft der Spender.
    Quelle: ZDF

    24 Stunden "kosten" Minimum 100 Euro für Privatleute. Firmen und Vereine sollen nach Möglichkeit mindestens 250 Euro spenden. Das Geld geht direkt an #weareallUkrainians. Die Kosten für die "Rund-um-die-Uhr-Rad-Aktion" haben Sponsoren übernommen. Das Center ist ohnehin von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr geöffnet – genügend Zuschauer sind also auch stets dort.

    Die Webcam ist immer dabei

    Möglichst viel Öffentlichkeit ist für Martin Blüthmann ein zentraler Punkt der Aktion. "Allein die Planung dieses Tages von 9 Uhr bis 9 Uhr macht etwas mit den Menschen", so ist sich Blüthmann sicher.

    Es gibt ihnen das Gefühl, helfen zu können. Das ist schon die halbe Miete.

    Martin Blüthmann, Organisator der Spendenaktion

    Tatsächlich ist die Resonanz auf die Aktion groß. Sportvereine rufen ihre Mitglieder auf, je eine Stunde zu übernehmen. An solch' prominenter Stelle in der Stadt gibt es ansonsten keine Fitness-Möglichkeit. Ein 24-Stunden-Livestream zeigt die beiden Ergometer auf dem Podest. Vor allem die Firmen sollen möglichst viel mit der Aktion werben. Social Media ist ständiger Begleiter und schafft Öffentlichkeit.

    Ein Licht über der Alster, das nie ausgeht

    Das Motto ist also Programm - zumindest sinnbildlich, denn es spielt für die Lampe an der Fassade keine Rolle, wie stark jemand antritt, sondern nur, dass sich das Ergometer bewegt. Außerdem ist derzeit eine Pausenzeit von fünf Minuten eingestellt.
    Martin Blüthmann möchte nicht, dass das Licht über der Alster auch nur eine Sekunde in diesem Jahr ausgeht, nur weil mal jemand schnell in die 5. Etage des Centers muss. Da sind nämlich die Toiletten.
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