Hamburg trauert um "Uns Uwe"

    Zum Tod von Uwe Seeler:Hamburg trauert um "Uns Uwe"

    von Fabian Boerger
    10.08.2022 | 10:15
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    Zehntausende bei offizieller Trauerfeier im Volksparkstadion: Neben Bundeskanzler und Hamburgs Bürgermeister verabschieden sich Weggefährten und Fans von der HSV-Legende.

    Im Hamburger Volksparkstadion findet heute die Trauerfeier für Uwe Seeler statt. "Er war der größte HSVer aller Zeiten, eine absolute Legende", so Simon Philipps vom HSV Supporter Club.10.08.2022 | 4:23 min
    Er war ein echter Hamburger. Das wissen die Hamburger, das wusste er. Uwe Seeler war fester Bestandteil der Hansestadt – zur Stadt gehörend wie der Michel oder die Elbphilharmonie. "Uns Uwe" nannte man den quirligen Mittelstürmer, die HSV-Legende, das Vorbild für Generationen von Fußballerinnen und Fußballern.
    Der deutsche Fußball trauert um einen der ganz Großen: Uwe Seeler ist tot. 21.07.2022 | 14:26 min
    Ein Spitzname, ins Leben gerufen nach einem legendären Sieg des Hamburger Sportvereins über den englischen Meister FC Burnley 1961. "Uwe ist der Sohn des Landes. Er ist unser Uwe. Welch ein Mannsbild!", schwärmte damals ein Sportjournalist. Geblieben ist "Uns Uwe".
    Am 21. Juli ist Uwe Seeler im Alter von 85 Jahren gestorben. Vergangene Woche, am 4. August, wurde er auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Ganz Deutschland trauert um einstigen Torjäger par excellence, der dem Fußball, seinem HSV und der Hansestadt bis zum Ende treu geblieben ist.

    Prominenz bei Seelers Trauerfeier

    Einen passenderen Ort als das Volksparkstadion hätte es daher für die offizielle Trauerfeier nicht geben können. Rund 57.000 Menschen haben in dem Stadion, dessen Umbenennung bereits öffentlich diskutiert wird, die Chance, sich ein letztes Mal von "Uns Uwe" zu verabschieden. Prominente Gäste werden erwartet – unter ihnen der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Schauspieler und Freund der Familie, Oliver "Dittsche" Dittrich.
    Auch Bundeskanzler Olaf Scholz nimmt an der Trauerfeier teil. "Mit Uwe Seeler ist nicht nur ein großer Fußballer, sondern auch ein großer Mensch von uns gegangen", wird Scholz in einer Mitteilung zitiert.
    Bundespräsident Steinmeier hatte in einem Kondolenzschreiben an Seelers Witwe Ilka Seeler geschrieben:

    Mit Uwe Seeler verlieren wir eine Legende des deutschen Fußballs und eine einzigartige Persönlichkeit ohne große Allüren, zugleich der ehrliche Arbeiter auf dem Spielfeld wie der geniale Torschütze.

    Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

    1961: Als "Uns Uwe" zur Ikone wurde

    Er war eine Größe in Hamburg und spätestens seit 1961 eine Ikone, die weit über den Fußball hinaus verehrt wurde. Damals wollte Inter Mailands Trainer Helenio Herrera den Hamburger nach Italien lotsen.
    Seeler spielte da bereits mehrere Jahre für die Nationalelf, wurde 1960 mit den Hanseaten Deutscher Meister und im selben Jahr zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Mit kaum zwanzig war er in Westdeutschland prominenter als Politiker oder Filmstars.
    Über 1,2 Millionen D-Mark boten die Italiener. Die Verhandlungen dauerten mehrere Tage. Doch Uwe Seeler hielt Hamburg und dem HSV die Treue. Eine Erleichterung für Hamburgerinnen und Hamburger, die es ihm bis heute danken und ihn seither auf Händen tragen.

    2.500 Kilo wiegt das Ehrendenkmal, der Uwe-Seeler-Fuß, vor dem Volksparkstadion.
    239 Bundesliga-Spiele bestritt Uwe Seeler (zwischen 1963–1972).
    137 Tore schoss er in der Bundesliga.
    72 Länderspiele spielte Seeler (zwischen 1954–1970).
    43 mal traf er in Länderspielen.
    30 Treffer machten Seeler 1964 zum ersten Bundesliga Torschützenkönig.
    3 Mal wurde Seeler Fußballer des Jahres ('60, '64 und '70).

    "Ein Mensch ohne Starallüren und Skandale"

    "Es war der Mensch Uwe Seeler, der uns imponiert hat, der sich niemals verkauft hat", sagt Torsten Lüttmann. Noch am Abend, als der Tod Seelers bekannt gegeben wurde, fuhr der HSV-Fan zum Ehrendenkmal, dem eisernen Uwe-Seeler-Fuß vor dem Volksparkstadion, und verabschiedete sich von seinem Idol.

    Ich bin wirklich todtraurig, denn so einen Menschen ohne Starallüren und Skandale wird es heute in diesem Sport so schnell nicht wiedergeben.

    Torsten Lüttmann, HSV-Fan

    Das sieht auch Mario Drifte, ebenfalls Seeler-Fan und HSV-Anhänger, so:

    Er ist authentisch geblieben. Hat sich nicht kaufen lassen. Er ist nie abgehoben. Das können nur wenige, die das erreicht haben, was er erreicht hat.

    Mario Drifte, HSV-Anhänger

    Bodenständigkeit, Loyalität, Bescheidenheit und bedingungslose Hingabe für seine Mitmenschen: Es sind Tugenden wie diese, die den einstigen Torjäger zu einem unverkennbaren Vorbild machten, sondern die Menschen ihn dafür auch liebten.

    Die Tugenden des Uwe Seeler

    In einem ZDF-Interview anlässlich seines 85. Geburtstags sagte er: "Ich glaube, es ist die bessere Tugend, dass man normal bleibt, versucht das Beste zu geben und den Leuten Freude macht." Er habe es stets versucht, Teamkollegen und dem Nachwuchs mitzugeben, dass man nichts Besseres sei, nur weil man Fußball spielen könne. "Bei einigen hat es geholfen, bei anderen nicht", so Seeler.
    Heute nehmen die Hamburgerinnen und Hamburger Abschied von einem ihresgleichen. Von einem, der es liebte, Hamburger zu sein. Den die Hamburger liebten, den sie weiterhin als "Uns Uwe" im Herzen tragen werden, und dessen großer Fußabdruck – nicht nur vor dem Volksparkstadion – noch lange sichtbar bleiben wird.
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