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Geburtstag:Chefzyniker Harald Schmidt wird 65
18.08.2022 | 11:11
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Die Sprüche und Witze hat Harald Schmidt immer noch sofort parat. Trotzdem will er nicht zurück ins Fernsehen. Er genießt seine freie Zeit mit Netflix, Urlaub und Mittagsschlaf.
Harald Schmidt feiert seinen 65. vielleicht mit einem "kleinen Tischfeuerwerk".
Quelle: dpa
Harald Schmidt könnte sofort wieder anfangen. "Wenn Sie mich morgen um 16 Uhr anrufen, kann ich Ihnen um 20 Uhr 'ne Sendung machen, das steht außer Frage." Nicht dass er das wollte: Er hat mit dem Fernsehen abgeschlossen, wie er betont. Aber er könnte es. Fakten präsent, Pointen parat.
Sonnengebräunt vom Urlaub und sehr relaxt lehnt Schmidt in einem Knautschsofa in der Club Lounge des Excelsior-Hotels, seiner bevorzugten Interview-Location direkt neben dem Kölner Dom. Er trinkt Milchkaffee und knabbert hin und wieder ein paar Nüsse.
272 Euro Rente: "Die kassier ich auch knallhart"
Wenige Stunden zuvor ist Schmidt aus Wien eingeflogen, wo er derzeit an der Volksoper probt. Ab 3. September ist er in der Operette "Die Dubarry" in der Rolle von König Ludwig XV. von Frankreich zu sehen. Vorher feiert er erstmal Geburtstag: Heute wird er 65. Und in acht Monaten ist er offiziell Rentner: 272 Euro wird er dann vom Staat beziehen. "Die kassier ich auch knallhart." Zum Ablauf der Geburtstagsfeier hält er sich bedeckt.
Ich mach eine Überraschungsparty. Es kann sein, dass wir im Rahmen von ,Wir müssen alle sparen' nur ein kleines Tischfeuerwerk machen. 'Rhein in Flammen' geht ja nicht, weil kein Wasser mehr da ist.
Harald Schmidt
In den 1990ern moderierten Harald Schmidt und Herbert Feuerstein die Show "Schmidteinander".
Quelle: imago
Schmidt ist dafür bekannt, sein Familienleben mit Partnerin und fünf Kindern konsequent abzuschirmen. Was er wirklich für ein Typ ist, weiß eigentlich niemand so richtig. Nach dem, was man hört, ist der Privatmann Schmidt ebenso unaufdringlich wie bescheiden.
Schmidt schließt Rückkehr ins Fernsehen aus
Seine große Zeit waren die Jahre 1995 bis 2003, als seine Late-Night-Show bei Sat.1 lief und Millionen allabendlich darauf warteten, zu erfahren, was Schmidt zu Gerhard Schröder, George W. Bush oder Rudi Völler so einfallen würde.
"Die Medienlandschaft war damals noch eine völlig andere", resümiert er heute. Smartphones waren noch unbekannt. "Diese Dauerpräsenz wie heute, die gab es noch nicht." Heute dagegen wird jedes Ereignis im Netz sofort tausendfach kommentiert.
"Ich werde ja immer gefragt: 'Glauben Sie denn, dass Ihre Sendung heute noch funktionieren würde?' Das ist so hypothetisch wie 'Glauben Sie, dass die DDR noch mal 'ne Chance hätte?'" Eine Rückkehr ins Fernsehen schließt er rigoros aus.
Nachrichten-Junkie und Powernapper
Dennoch ist er der Nachrichten-Junkie aus seiner aktiven Zeit geblieben. Morgens liest er Zeitung und hört Deutschlandfunk. Abends geht's weiter mit Regionalprogrammen - SWR, WDR - gefolgt von "heute", "heute-journal", "Wirtschaft vor acht", "Tagesschau" und "Tagesthemen". Anschließend guckt er bis drei Uhr morgens Netflix-Serien.
Wann schäft er? "Ich schlafe immer dann, wenn ich müde bin - wie Ronaldo. Powernapping." Wenn er um 12.30 Uhr kurz wegdöst, ist das eben so.
Harald Schmidt war mit Inka Bause auf dem Traumschiff unterwegs.
Quelle: imago
Mal mit Jaguar, mal mit 9-Euro-Ticket unterwegs
Schmidt wurde zu seiner Zeit regelmäßig als "Chefzyniker" oder "Dirty Harry" tituliert. Ein politisches Bekenntnis im Sinne von "Ich mache mir große Sorgen um..." ist von Harald Schmidt nach wie vor nicht zu erwarten. Hat er angesichts des Klimawandels manchmal Angst um die Zukunft seiner Kinder? "Das werden meine Kinder sicher fachgerecht bearbeiten", sagt er.
Schmidt hat gerade seinen Jaguar noch mal durch den TÜV gebracht. Aber er ist auch ein fleißiger Nutzer des 9-Euro-Tickets; nach eigenem Bekunden macht es ihm überhaupt nichts aus, auch mal stehen zu müssen. Die Leute wunderten sich manchmal, dass er öffentliche Verkehrsmittel nutze, aber "wo soll ich denn mitkriegen, wie es draußen aussieht, wenn nicht da?"
Gelassen im Ruhestand
In seiner Wahlheimat Köln fühlt sich der in Nürtingen bei Stuttgart aufgewachsene Schwabe rundum wohl. Er hat hier ein schönes Heim im noblen Stadtteil Marienburg, ein Netz von Freunden und Ärzten und seine feste katholische Heimatgemeinde. Denn praktizierender Katholik ist der ausgebildete Kirchenorganist und bekennende Papst-Fan noch immer.
Harald Schmidt ist also einfach da, liest und schaut fern und genießt. Im Gespräch strahlt er eine große Gelassenheit aus. Man hat den Eindruck, dass er einem goldenen Sonnenuntergang entgegenreitet. Und das kann - was seine Fans betrifft - noch sehr lange dauern.
Quelle: Jonas-Erik Schmidt und Christoph Driessen, dpa
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