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Hausärztemangel in Deutschland : Wenn Kranke nicht mehr versorgt werden

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Der Hausärztemangel verschärft sich inzwischen auch in den Städten. Zugleich müssen junge Menschen hierzulande den Berufswunsch Arzt aufgeben oder im Ausland studieren.

Wo Kranke nicht mehr versorgt werden

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Der ärztliche Fachkräftemangel ist ein zentrales Thema beim Deutschen Ärztetag in Bremen. Denn 90.000 Mediziner aus allen Versorgungsbereichen werden in nächster Zeit altersbedingt aus ihrem Beruf ausscheiden.

In der Rente mit rollender Praxis unterwegs

Was das bedeutet ist in ländlichen Regionen besonders spürbar. In Nordosthessen ist der sogenannte Medibus unterwegs. Hausarzt Dr. Ulrich Paul hatte sich nach Jahren als niedergelassener Arzt auf dem Land längst in den Ruhestand verabschiedet. Nun fährt der 71-Jährige mit der rollenden Arztpraxis durch Ortschaften und Regionen, die keinen Arzt mehr haben.

Der Bus ist ein Modellversuch der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. "Es ist der Trend der Zeit heutzutage, dass die Praxen in den ländlichen Räumen verschwinden, weil keine Nachfolger gefunden werden können", sagt der Mediziner. Auch sein Kollege Dr. Gert Hünermann, einer der wenigen niedergelassenen Landärzte in Nordosthessen, ist sich sicher: Das Einzelkämpfertum eines Landarztes lässt sich nicht länger durchhalten.

Ärztemangel längst auch in den Städten

Dr. Gerhard Starke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen weiß:

Ich bekomme heute keine jungen Ärztinnen und Ärzte mehr in eine Praxis, wenn ich Ihnen sage, du musst 60 Stunden arbeiten, hast keine Teilzeit und keine Elternzeit und darfst auch nicht mal richtig krank werden.
Dr. Gerhard Starke, Kassenärztliche Vereinigung Hessen

Auch in der Stadt zeigt der Ärztemangel längst Folgen. In Hamm übernahm der Hausarzt Dr. Mathias Bohle immer wieder Patienten von Kollegen, die für ihre Praxis keine Nachfolger fanden. Bis er damit an seinen Grenzen stieß. Inzwischen gebe es Patienten, die gar keinen Hausarzt mehr haben.

In einigen deutschen Landstrichen ist es schwer, einen Hausarzt zu finden. Zu wenige Mediziner entscheiden sich für eine Praxis auf dem Land, so auch in Sachsen.

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Trotz Mangel fehlende Studienplätze

Dass es gleichzeitig junge, begabte Menschen gibt, die Medizin studieren wollen, aber keinen Studienplatz bekommen, hält der Arzt für paradox. So versuchte Theresa Florath fünf Jahre lang Medizin in Deutschland zu studieren. Nun hat sie einen Medizinstudienplatz in Varna in Bulgarien. Ein Studienplatz kostet 8.000 Euro Studiengebühr im Jahr in Varna, insgesamt fast 50.000 Euro. Ohne ein Stipendium hätte die 23-Jährige ihren Traum aufgeben müssen. Die Kommune Eifelkreis Bitburg-Prüm finanziert nun ihr Studium.

Theresa verpflichtet sich als Gegenleistung nach dem Studium, für zehn Jahre auf dem Land als Hausärztin zu arbeiten. Die Entscheidung fiel Theresa leicht. Trotzdem ist auch sie wütend über die Studienplatzsituation in Deutschland:

Man steht da als junger Mensch und denkt sich, das kann ja nicht wahr sein. Wir haben Ärztemangel in Deutschland und Ihr legt mir hier Steine in den Weg.
Theresa Florath, Medizin-Studentin

Seit Jahren mahnt der Marburger Bund mehr Studienplätze an. Anlässlich des Ärztetages warnt der Ärzteverband wieder vor den Folgen der "Ruhestandswelle". 22 Prozent der berufstätigen Ärzte in Krankenhaus und Praxis stünden vor der Rente oder seien nur noch wenige Jahre tätig. Ohne den Ausbau von Studienplätzen werde die Situation dramatisch. "Es wäre die Lösung gewesen, die man schon hätte vor zehn Jahren beginnen müssen", meint Dr. Andreas Botzlar vom Marburger Bund.

Der klassische Hausarzt wird zum Auslaufmodell. Schon heute stehen in Deutschland Tausende Praxen leer. "37 Grad" begleitet verzweifelte Patienten, überlastete Ärzte und ratlose Behörden.

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Problem der Verteilung

Doch auch zusätzliche Medizinstudienplätze werden allein nicht reichen, um den Ärztemangel systematisch zu bekämpfen, meint Professor Dr. Ferdinand Gerlach. Er ist der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Sein Fazit:

Wir haben vor allem Verteilungsprobleme. Die meisten Ärzte sind dort, wo wir sie am wenigstens benötigen, in überversorgten, wohlhabenden Stadtvierteln. Aber im ländlichen Bereich und auch in ärmeren Stadtvierteln fehlen sie uns.
Professor Dr. Ferdinand Gerlach, Sachverständiger

Einfach mehr Ärzte ins System zu geben sei nicht die Lösung. Man müsse gezielt und bedarfsgerecht handeln.

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