Viele Ukrainer müssen auf der Flucht ihre geliebten Haustiere zurücklassen. In Polen werden diese kranken und verletzten Tiere, wie die angeschossene Hündin Vira, behandelt.
Behutsam hebt Physiotherapeutin Mirella Nowak die kleine braune Hündin Vira auf das Laufband. Dann senkt sie das Gerät langsam in ein Becken mit warmem Wasser ab und stellt es an. Die kleine Hündin beginnt zu laufen - auf allen vier Pfoten.
"Gut machst du das!", lobt Tierarzt Jakub Kotowicz und gibt Vira ein Leckerli. Dass sie ihre Hinterbeine überhaupt bewegen kann, ist ein kleines Wunder. Der polnische Veterinär zeigt auf eine helle runde Stelle auf dem Röntgenbild und erklärt:
Das Projektil hat die Hündin vor zwei oder drei Jahren getroffen, schätzt er. Auch damals war der Donbass schon Kampfzone. Ein Nerv sei beschädigt worden, eine Operation zu riskant. Nun soll Physiotherapie Vira auf die Beine bringen.
Klinik für tierische Kriegsopfer aus der Ukraine
Die Tierklinik Ada liegt in der Stadt Przemysl im Südosten Polens, nahe der Grenze zur Ukraine. Eine gemeinnützige Stiftung betreibt hier ein modernes Tierheim für Hunde und Katzen, aber auch für verletzte Wildtiere.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine behandeln die Tierärzte, Physiotherapeuten und Pfleger zunehmend kranke und verletzte Tiere aus dem Nachbarland, die plötzlich unbehütet geworden sind.
- Zoo bei Kiew fordert Korridor zur Tierrettung
Kiew wird immer mehr von der russischen Armee belagert. Ein Zoo nahe der ukrainischen Hauptstadt fordert nun, seine hungernden und frierenden Tiere retten zu können.
Haustiere auf der Flucht zurückgelassen
Denn viele Ukrainer lassen bei der Flucht ihre Hunde und Katzen schweren Herzens zurück. Manche Tiere streunen auf den Straßen herum, andere landen in völlig überfüllten Tierasylen. Freiwillige bringen sie nach Polen. So ging es auch der Hündin Vira, die erst aus dem Donbass in die Westukraine gelangte und von dort in die Klinik nach Przemysl.
Rund 900 Hunde aus der Ukraine hätten seine Kollegen und er in den vergangenen Kriegswochen behandelt, sagt Tierarzt Kotowicz (32), einer der Mitbegründer der Stiftung. Die meisten haben mittlerweile ein neues Zuhause bei Hundefreunden in Polen oder Deutschland gefunden. Gegenwärtig hat die Tierklinik etwa hundert Hunde-Patienten.
Schicksal der Tiere oft unbekannt
Nicht immer ist ihr genaues Schicksal bekannt. So wie bei Alan, einem großen Mischlingsrüden, der in der westukrainischen Stadt Lwiw mit stark blutendem Kopf aufgegriffen wurde. Oder bei Oleg, einem schmalen dunkelbraunen Hund.
Die Ärzte mussten das Bein amputieren. Jetzt lernt Oleg das Laufen auf drei Beinen.
Auch Storch und Ziege gehören zu den Patienten
Doch es sind nicht nur Haustiere, die in der Tierklinik behandelt werden. Auch ein Storch mit gebrochenem Flügel und eine verletzte Fledermaus gehören zu den Patienten aus der Ukraine. Und Sascha - das kleine Ziegenkitz, mit dem alle hier so gerne kuscheln.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.