Die Balzzeit der Vögel hat begonnen, der Nestbau steht unmittelbar bevor. Doch einigen Arten fehlen geeignete Brutplätze. Denn ihr natürlicher Lebensraum wird zunehmend zerstört.
Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und in der Vogelwelt herrscht rege Partnersuche. Und um den Nachwuchs groß zu ziehen, brauchen die Tiere schnellstmöglich ein neues Nest. Doch die Suche danach ist immer häufiger vergeblich.
Die Ornithologin Angelika Nelson vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz Bayern (LBV) stellt fest:
Rote Liste offenbart ernüchternde Zahlen
Nach Angaben des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell sind über die Hälfte der 259 dauerhaft in Deutschland brütenden Vogelarten gefährdet. 14 von ihnen sind bislang ausgestorben, sechs weitere werden voraussichtlich in der nächsten Roten Liste als 'nicht mehr vorkommend' aufgelistet.
Es droht ein Aussterben von Brutvogelarten in bislang unbekanntem Ausmaß. Wissenschaftler und Vogelschützer fordern deswegen einen nationalen Rettungsplan.
Seit dem Ende der Dinosaurier hat es auf der Erde kein so rasantes Artensterben gegeben wie heute. Was das für unsere Zukunft bedeutet:
Ursachen für Wohnungsmangel bei Vögeln
Die intensive landwirtschaftliche Nutzung erschwert den Bau von Nistplätzen. Auf den offenen Flächen fehlen ausreichend Sträucher und Hecken. Zudem werden alte Gemäuer mit Ritzen und Nischen immer seltener. Im Zuge des Baubooms entstehen kompakte Betongebäude mit modernen Dachkonstruktionen.
Und auch die wegen der Energiewende geforderte energetische Gebäudesanierung hat Folgen für die Brutquartiere. So verschwinden etwa Nischen in Fassaden, Fenstersimsen, Dachfirsten und Mauerverblendungen. Funktionelle Ersatzmaßnahmen werden seitens der Naturschutzbehörden nur selten angeordnet. Dabei stellt es einen klaren Verstoß gegen deutsche und europäische Naturschutzgesetze dar, wenn Ruhe- und Fortpflanzungsstätten beeinträchtigt oder zerstört werden.
In Deutschland gelten mehr als 37 Prozent der Tier- und Pflanzenarten als gefährdet. Wie die Weltnaturschutzkonferenz dagegen angehen will:
Wie den Tieren geholfen werden kann
"Wenn Vögel keine Nistplätze finden, verlassen sie den Lebensraum und suchen nach Alternativen", merkt Nelson vom LBV an. So ist beispielsweise das Anlegen von Hecken und Sträuchern - bestehend aus heimischen Pflanzenarten - eine wichtige Maßnahme. Darin könnten Amseln, Rotkehlchen und Zaunkönige ihr Nest bauen und ihre Jungen aufziehen.
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Zudem ist das Anbringen von Nistkästen an Hauswänden, in Baumkronen und an Baumstämmen eine notwendige Maßnahme, um dem Bestandsrückgang entgegenzuwirken. Eine Art "Ersatzwohnung" also. Im Bundesamt für Naturschutz (BfN) weiß man um deren Wirkung:
Mehr naturnahe Bereiche einrichten, weniger Versiegelung: Diese Schritte sind notwendig, um einem stummen Frühling entgegenzuwirken.
Christine Elsner ist Redakteurin der ZDF-Umweltredaktion.
- Deutschland verliert seine Natur
Während dieser Text entsteht, stirbt möglicherweise gerade eine Pflanzen- oder Tierart aus. Oder ein Lebensraum wird in Ackerfläche umgewandelt, vielleicht unter Asphalt begraben.