Jede eingesparte Kilowattstunde "ist wichtig", sagt Gebäudetechnologie-Expertin Messari-Becker. Neben den Privathaushalten gebe es Sparpotenzial bei öffentlichen Einrichtungen.
"Jede Kilowattstunde, die wir sparen, ist wichtig", so Lamia Messari-Becker, Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik.
Das Comeback von Holz- und Kohleöfen wegen der drohenden Gasknappheit bewertet Gebäudetechnologie-Expertin Lamia Messari-Becker mit Blick auf den Klimaschutz "alles andere als schön". "Für den Klimaschutz ist das natürlich eine Verschlechterung", sagte die Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik im ZDF-Morgenmagazin. Aber in dieser Lage gebe es "wenig Alternativen".
Viel Energie-Sparpotenzial sieht sie sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Gerade bei letzterem gebe es noch viel zu viel Unkenntnis darüber, wie viel Energie man einsparen kann.
Expertin: Sparpotenzial in Privathaushalten ausschöpfen
Wenn schon fossile Energien genutzt würden, rät sie auf jeden Fall zum Energiesparen. Schon jetzt gebe es mehrere Bereiche, in denen private Haushalte Energie sparen und handeln könnten. Dafür hat sie folgende konkreten Tipps parat:
- Heizungsanlage einstellen, "dass sie gut und effizient arbeitet, beispielsweise durch die Dämmung der Heizungsrohre", auch eine Wartung sei gegebenenfalls sinnvoll.
- Heizkörper entlüften
- Temperatureinstellung prüfen - "und wenn es geht, auch in der Heizperiode ein Grad weniger zu heizen". In der Nacht könne man beispielsweise die Temperatur absenken.
- Eventuell nur bestimmte Räume heizen oder die "Heizperiode einen Monat später beginnen".
- Dachböden oder oberste Hausdecke dämmen: Durch die Dämmung könne man bis zu 20 Prozent einsparen.
"Jede Kilowattstunde, die wir sparen ist wichtig. Aber auch jede Kilowattstunde, die wir erzeugen." Letzteres jedoch sei Aufgabe der Politik, so die Expertin.
Sparpotenzial bei öffentlichen Einrichtungen: "Tappen im Dunkeln"
Messari-Becker sieht auch bei öffentlichen Einrichtungen jetzt schon viele Möglichkeiten, Energie zu sparen, etwa bei Schwimmbädern, öffentlichen Gebäuden, "der Beleuchtung, der Klimatisierung oder im Warmwasserbereich". Da gebe es einiges Sparpotenzial.
Die Margen für die Einsparung seien dabei sehr unterschiedlich, von bis zu 100 Prozent für ein nicht geheiztes Schwimmbad bis hin zu 15 Prozent für ein öffentliches Gebäude ohne Warmwasser.
Die Unkenntnis darüber, wie viel Sparpotenzial es gebe, sei Teil der aktuellen Notlage. Man könne nicht genau sagen "wie viel spart man am Ende", erläuterte sie.
Der Nord-Stream-Gashahn ist vorläufig zugedreht. Sollte Russland nach den Wartungsarbeiten nicht mehr liefern, sähe es "sehr schlimm aus", so Bundesnetzagentur-Chef Müller im ZDF.
Alternative Energien nicht ausreichend
Heizen ohne fossile Energien werde wie von der Regierung geplant ab 2024 noch nicht zu schaffen sein, ist Messari-Becker überzeugt: "Die Alternativen sind noch nicht da", sagt sie. Zudem gebe es weitere Hürden bei der Versorgung.
Daher rät sie auch zu kommunalen Maßnahmen, wie etwa der Nutzung von Fernwärme und zu gemeinschaftlichen Formen der Nutzung von Energie.
Nicht nur die hohen Preise für Gas- und Öl, sondern auch die Sorge, im Winter in kalten Wohnungen zu sitzen, haben etwa in Sachsen-Anhalt einen Run auf Kohle oder Holz ausgelöst.