Mindestens 169 Kinder sind in Europa und den USA an einem mysteriösen Leberleiden erkrankt, auch in Deutschland gibt es einen ersten Fall. Experten rätseln über die Ursache.
Seit Anfang April häufen sich vor allem in Großbritannien Fälle, bei denen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Kinder an einer "akuten Hepatitis unbekannten Ursprungs" leiden. Wie das Robert Koch-Institut auf ZDFheute-Anfrage mitteilt, ist aus Baden-Württemberg ein erster Fall gemeldet worden. Krankheitsbeginn war bereits im Januar 2022.
"Es ist unklar, ob dieser Fall mit dem Geschehen im Vereinigten Königreich zusammenhängt oder lediglich ein sporadisch aufgetretener Fall ist", heißt es weiter.
Was bisher über die neuen Hepatitis-Fälle bekannt ist
Von den mindestens 169 in Europa und den USA aufgetretenen Fällen erhielten 17 Kinder laut WHO eine Lebertransplantation, während bisher ein Todesfall bestätigt wurde. Zu den europäischen Ländern, aus denen Fälle bekannt sind, gehören Spanien, Dänemark, Irland und Niederlande.
Eigentlich verläuft Hepatitis bei Kindern oft symptomlos. Bei den neu aufgetretenen Erkrankungen erleiden Kinder allerdings häufig Gelbsucht und Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen, gefolgt von schweren Leberentzündungen.
-
-
-
-
Dr. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), erklärt gegenüber ZDFheute, dass man derzeit "bei der Ursache noch im Dunkeln tappt". Zum Beispiel konnten Hepatitis-Viren der bekannten Typen A bis E bisher in keinem der bestätigten Fälle nachgewiesen werden, berichtet das Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC).
Hepatitis-Fälle bei Kindern: Erste Vermutungen zur Ursache
Laut Rodeck gibt es verschiedene Vermutungen zur Ursache. "Eventuell liegt es an einer veränderten Adenoviren-Variante", sagt er. Ein Hinweis darauf könnte sein, dass laut WHO bei 74 der erkrankten Kinder tatsächlich Adenoviren entdeckt wurden. Aber auch eine Stoffwechselerkrankung oder Vergiftungen seien im Bereich des Möglichen, sagt Rodeck.
Gibt es einen Zusammenhang mit Corona?
Die Corona-Impfung als Grund für die neuartigen Hepatitis-Fälle schließt die WHO hingegen aus, da die Mehrheit der erkrankten Kinder ungeimpft sei. Auch Burkhard Rodeck sieht das so, für die aktuelle Häufung sei die Impfung nun schon zu lange bekannt und im Umlauf.
In Niedersachsen startet die Schule nach den Osterferien ohne Maskenpflicht.
Geprüft wird laut WHO auch die These, ob eine Doppelinfektion mit Corona und Adenoviren, die in 19 der gemeldeten Fälle nachgewiesen werden konnte, ursächlich ist. Der "Keimsturm", der die Kinder nach dem Ende von Social-Distancing-Maßnahmen in Kitas und Co. getroffen habe, sei ebenfalls eine zu diskutierende Spekulation, sagt Rodeck. Allerdings auch hier seine Einschränkung: "Warum dann erst 2022, obwohl es schon lange Lockerungen gab?"
Wie geht man in Deutschland weiter mit der unbekannten Hepatitis-Erkrankung um?
Das RKI und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. bitten als Reaktion aktuell Kinderkliniken darum, besonderes Augenmerk auf die neuartige Hepatitis-Erkrankung zu legen und konkrete Verdachtsfälle zu melden.
Burkhard Rodeck sieht momentan keinen Grund zur Sorge: "Eltern brauchen keine Angst haben, nach den aktuellen Ergebnissen hatte nur ein sehr kleiner Teil der bisher bekannten Fälle einen schweren Verlauf."
- Wo die Corona-Testpflicht an Schulen endet
Erst fiel die Maskenpflicht an den Schulen, nun folgt die Corona-Testpflicht - nur wenige Bundesländer testen erstmal weiter. Kritik kommt von Lehrerverbänden und Gewerkschaften.