Er war Romancier, Dramatiker, Filmemacher, Maler und Schauspieler. Nun ist der bayerische Universalkünstler Herbert Achternbusch gestorben.
Er war mehr als ein Filmemacher. Er schrieb, dichtete, malte, war Schauspieler. Herbert Achternbusch ist tot. Er starb im Alter von 83 Jahren. Die Stadt München bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung".
Fast 30 Filme listet seine Filmothek auf, 20 Theaterstücke, 40 Buchpublikationen und Hunderte von großflächigen Bildern. In der Öffentlichkeit ist er weniger als Maler denn als Schöpfer skurril-subversiver Filme in Erinnerung geblieben.
Einer dieser Streifen heißt "Die Atlantikschwimmer" und zeigt zwei Männer, nur mit Badehose und Schwimmbrillen bekleidet, wie sie in den oberbayerischen Walchensee hüpfen, um von dort aus Amerika zu erreichen. Getreu dem Motto: Du hast keine Chance, aber nutze sie! Ein echter Achternbusch eben.
Erfolge als Dramatiker und Romancier
Nonsens mit Hintersinn und Bodenhaftung. Irgendwo zwischen Karl Valentin, Gerhard Polt und Thomas Bernhard. Mit dem österreichischen Dramatiker verbindet ihn vor allem seine unbedingte Hassliebe zur Heimat. "In Bayern mag ich nicht mal gestorben sein", schreibt er 1977. Trotzdem hätten ihn wohl keine zehn Pferde weggebracht.
Herbert Achternbusch kommt als unehelicher Sohn einer Sportlehrerin und eines Zahntechnikers in München zur Welt und wächst im Bayerischen Wald auf. Nach dem Abitur in Cham studiert er ein wenig an den Kunstakademien in München und Nürnberg und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, bevor er mit dem Schreiben beginnt.
Auch Regisseur Werner Herzog war Teil der Münchner Autorenfilmer:
Neuer Vater oder Instagram-Anhänger per Klick? Die Firma "Family Romance" in Japan macht das möglich. Altmeister Werner Herzog hat seinen Film über den Gefühlsverleih in Cannes vorgestellt.
Schon mit seinem ersten Roman "Alexanderschlacht" sichert er sich einen festen Platz in der Literatur-Avantgarde der siebziger und achtziger Jahre. Mit seinen Theaterstücken erringt er zweimal den Mülheimer Dramatikerpreis. Sein Zwei-Personen-Stück "Gust" (1986) mit Sepp Bierbichler als aus der Zeit gefallenem Bauern, der im Begriff ist, seine Frau zu verlieren, läuft jahrelang erfolgreich an den Münchner Kammerspielen. 2017 wird am Münchner Volkstheater "Dogtown Munich" uraufgeführt, abermals ein Bekenntnis zu seiner Heimatstadt.
Bayerische Volksseele aufs Korn genommen
In den siebziger Jahren kommt Achternbusch in Kontakt zur Szene der deutschen Autorenfilmer um Werner Herzog, Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta. Seine oft mit geringem Aufwand gedrehten Streifen nehmen regelmäßig die so unangepasst-subversive wie obrigkeitshörige und bigotte bayerische Volksseele aufs Korn.
In "Der Depp" (1983) lässt er seinen Lieblingsfeind Franz Josef Strauß vergiften, im halbdokumentarischen "Bierkampf" rechnet er mit einem bayerischen Heiligtum ab: dem Oktoberfest.
CSU-Innenminister verweigert Förderrate
Als er in "Das Gespenst" Jesus Christus vom Kreuz herabsteigen lässt, um mit Maria eine Kneipe zu eröffnen, ist für den damaligen CSU-Innenminister Friedrich Zimmermann das Maß voll. Er verweigert dem unbotmäßigen Regisseur die Auszahlung der letzten Förderrate, weil dieser das "religiöse Empfinden großer Teile der Bevölkerung" verletzt habe. Längere Zeit bekommt Achternbusch daraufhin im Fernsehen kein Bein mehr auf den Boden.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Zu seinem 80. Geburtstag hat ihm das Münchner Filmmuseum eine Hommage mit acht seiner Spielfilme sowie einem Filmporträt gewidmet.