Fast 400 Menschen hat das Projekt "Herzschrittmacher für Ostafrika" das Leben gerettet - auch mit medizinischem Abfall aus Deutschland. Initiator ist Carsten Israel aus Bielefeld.
Recycelte Herzschrittmacher und leichtere Krankenhauskittel: Die Medizin wird grün, auch weil der Klimawandel dazu zwingt. Pioniere kämpfen gegen Verschwendung im Gesundheitswesen.
ZDFheute: Dr. Israel, warum haben Sie dieses Projekt ins Leben gerufen?
Carsten Israel: Als ich Anfang 2000 das erste Mal in Kenia war, habe ich ein Krankenhaus auf dem Land besucht und war erschüttert über die Umstände dort. Es fehlte an allem. An medizinischem Personal, an medizinischen Geräten und Materialien. In Nairobi gab es alles, aber keiner konnte es bezahlen. Ich beschloss zu handeln und mit meinen Möglichkeiten zu helfen.
ZDFheute: Wie sieht diese Hilfe aus?
Israel: Seit 2003 engagiere ich mich gemeinsam mit zwei weiteren Kardiologen aus Deutschland für Herzpatienten in Ostafrika. Wir fliegen mehrmals im Jahr nach Kenia, Sambia und andere ostafrikanische Länder und implantieren Menschen gebrauchte sowie gespendete Schrittmacher.
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ZDFheute: Woher bekommen Sie diese Geräte?
Israel: Zum einen sind es Geräte, deren "Verfallsdatum" abgelaufen ist, also voll funktionsfähige Geräte mit typischerweise einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren. Diese sind dann aber von heute auf morgen nicht mehr zugelassen und dürfen daher in Deutschland nicht mehr verwendet werden, sondern werden kostenpflichtig mit Zertifikat zerstört.
Die gebrauchten Geräte bekommen wir, wenn ein Patient auf ein anderes Schrittmacher-System umgerüstet wurde, zum Beispiel auf ein Drei- statt eines Einkammer-Systems, und von Verstorbenen. Wenn ein Schrittmacherträger in Deutschland stirbt, muss der Bestatter ihm das Gerät entnehmen und entsorgen. Denn bei einer Feuerbestattung würden sie explodieren und bei einer Erdbestattung können sie das Grundwasser belasten. Die Beerdigungsinstitute sammeln diese Schrittmacher und stellen sie uns zur Verfügung. Ich prüfe ihre Batterien und wenn sie noch eine Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren haben, lasse ich sie sterilisieren und verwende sie für Afrika.
Wie ein Herzschrittmacher funktioniert
ZDFheute: Wer bekommt diese Herzschrittmacher?
Israel: Wir arbeiten eng mit Kardiologen in den jeweiligen Ländern zusammen. Menschen mit Herzproblemen kommen zu ihnen. Sie wissen, welche Patienten dringend einen Schrittmacher brauchen und sich keinen leisten können. Das sind die meisten. Denn in den ostafrikanischen Ländern hat etwa ein Prozent der Bevölkerung eine Krankenversicherung, die die Kosten für einen Schrittmacher erstattet, alle anderen müssen ein neues Gerät selbst bezahlen.
Die afrikanischen Kollegen erstellen die Patientenlisten, organisieren OP-Räume und wir implantieren dann die Schrittmacher bedürftigen Menschen.
ZDFheute: Was würde mit diesen Menschen passieren, wenn es Ihr Projekt nicht gäbe?
Israel: Die Patienten, die wir versorgen, würden an einer Herzschwäche sterben, das bedeutet, sie ersticken, nicht sofort, sondern oft qualvoll über Wochen und Monate.
ZDFheute: Wie sieht die juristische Lage aus? Ist es erlaubt, gebrauchte und gespendete Herzschrittmacher weiter zu implantieren?
Israel: In Deutschland und in der EU nicht. In den Ländern, in denen wir uns engagieren, sind die Gesetze dazu nicht klar definiert, so dass wir dort handlungsfähig sind.
Funktionsfähige Herzschrittmacher von Verstorbenen gelten in Deutschland als Elektroschrott und müssen entsorgt werden. Ein Arzt schenkt damit Menschen in Kenia ein längeres Leben.
ZDFheute: Und die ethische Lage? Ist es moralisch vertretbar, aussortierte Geräte aus Deutschland in Afrika einzusetzen?
Israel: Einen afrikanischen Vater, der einen neuen Schrittmacher nicht bezahlen kann, interessiert es nicht, ob ein Herzschrittmacher gebraucht oder ungebraucht ist, solange seine Tochter ihn bekommen kann und er ihr das Leben rettet. Wir konnten vielen Kindern ein Gerät implantieren und sie leben alle noch und nur das zählt.
ZDFheute: Wie finanzieren Sie ihr Projekt?
Israel: Mit Spenden. Für unsere Arbeit nehmen wir natürlich kein Geld, Flug, Unterkunft und andere Kosten zahlen wir meist selbst.
Das Interview führte Candan Six-Sasmaz.
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