Laut Amnesty International ist die Zahl der vollstreckten Todesurteile im vergangenen Jahr wieder stark angestiegen - nach einem Rückgang im Corona-Jahr 2020.
Die Zahl der weltweit dokumentierten Hinrichtungen ist im vergangenen Jahr wieder stark angestiegen: Amnesty International hat für 2021 mindestens 579 Hinrichtungen in 18 Staaten erfasst - verglichen mit dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 20 Prozent.
Verantwortlich dafür sei eine "kleine Gruppe unbelehrbarer Staaten", erklärte der Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation in Deutschland, Markus N. Beeko. Unter anderem der Iran und Saudi-Arabien hätten die Exekutionen im vergangenen Jahr stark ausgeweitet.
579 dokumentierte Hinrichtungen
Wie bereits in den Vorjahren sind in dem Amnesty-Bericht keine Angaben zu China, Nordkorea und Vietnam enthalten. "Die Regierungen dieser drei Staaten halten Angaben zur Todesstrafe unter Verschluss und behandeln sie als Staatsgeheimnis", erklärte Amnesty zur Begründung. Die Menschenrechtsorganisation geht aber davon aus, dass Tausende Hinrichtungen in China und eine beträchtliche Zahl in Nordkorea und Vietnam vollstreckt wurden.
Unter den 579 Personen, von denen bekannt ist, dass sie 2021 hingerichtet wurden, waren 24 Frauen (4 Prozent) - 8 in Ägypten, 14 im Iran und je eine Frau in Saudi-Arabien und den USA.
Todesstrafe als "Staatsgeheimnis"
Amnesty geht davon aus, dass es aber auch 2021 die mit Abstand meisten Hinrichtungen in China gab. Das wahre Ausmaß der Anwendung der Todesstrafe bleibe jedoch ungewiss, da die chinesische Regierung diese Daten als Staatsgeheimnis behandele, betonen die Menschenrechtler. So seien erneut Tausende von Todesurteilen, die in China mutmaßlich verhängt und auch vollstreckt worden seien, in der weltweiten Bilanz zur Todesstrafe nicht enthalten.
Auch Zahlen zu Nordkorea und Vietnam seien nicht aufgenommen worden, da staatliche Statistiken und unabhängige Informationen fehlten. Amnesty nimmt jedoch an, dass auch diese beiden Staaten 2021 "übermäßig stark" auf die Todesstrafe zurückgriffen.
Weniger Hinrichtungen wegen Covid
Als ein Grund für die im Vergleich zum Vorjahr höheren Zahlen von Hinrichtungen in einigen Ländern wird von Amnesty genannt, dass Einschränkungen wegen der Covid 19-Pandemie vollständig oder teilweise aufgehoben wurden und alternative Abläufe eingeführt worden seien. Zu diesen Ländern zählten Bangladesch, Indien und Pakistan. Aus Singapur sei dagegen zum zweiten Mal in Folge ein hinrichtungsfreies Jahr gemeldet worden.
In den USA wurden in Mississippi und Oklahoma zum ersten Mal seit 2012 beziehungsweise 2015 wieder Menschen exekutiert. Die US-Regierung hatte im Juli ein vorübergehendes Moratorium für Hinrichtungen auf Bundesebene verhängt. 2021 markierte die niedrigste Hinrichtungszahl in den USA seit 1988.
Amnesty sieht Trend zur Abschaffung
Amnesty sieht insgesamt eine Entwicklung hin zu einer weltweiten Abschaffung der Todesstrafe: Die Anzahl an Staaten, von denen bekannt ist, dass sie die Todesstrafe anwenden, blieb demnach das zweite Jahr in Folge auf dem niedrigsten Stand seit der ersten Datenerfassung von Amnesty im Jahr 1979.
Kasachstan, Papua-Neuguinea und Sierra Leone brachten Gesetzesänderungen auf den Weg, die bis Anfang 2022 die Todesstrafe in diesen Ländern beendeten. Ghana, Malaysia und die Zentralafrikanische Republik unternahmen erste Schritte in diese Richtung.