Bericht: Hitze Gefahr für Millionen Deutsche

    Rufe nach Schutz werden lauter:Bericht: Hitze Gefahr für Millionen Deutsche

    14.07.2022 | 12:38
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    Große Hitze ist für Millionen ältere und kranke Menschen schwer zu ertragen und kann potenziell tödlich sein. Experten fordern bessere Fürsorge und mehr Daten dazu - auch vom Bund.

    Eine Pflegerin reicht einem Patienten ein Glas Wasser
    Viel trinken - angesichts der hohen Temperaturen insbesondere für alte und kranke Menschen überlebensnotwendig.
    Quelle: dpa

    Für 8,9 Millionen Menschen in Deutschland ist eine Hitzewelle potenziell lebensbedrohlich - das berichtet das Recherchezentrum Correctiv. Es hatte Daten des Statistischen Bundesamts über Menschen mit Schwerbehinderung sowie allein lebende Seniorinnen und Senioren ausgewertet.

    Kritik an Datenlage des Bundes

    Zusätzlich hatte Correctiv eine Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Deutschen Wetterdiensts (DWD) zur Recherche herangezogen. Der Untersuchung zufolge starben in den Jahren zwischen 2018 und 2020 rund 19.000 Menschen an der Hitze, fast die Hälfte davon im besonders heißen Jahr 2018.
    Die Bundesregierung habe jedoch keinen Überblick über die Risikogruppen, kritisierte das Essener Büro in seiner jetzt veröffentlichten Recherche. In Frankreich dagegen gebe es etwa ein Hitzeregister. Dort würden Personen, die durch Hitze besonders gefährdet sind, täglich von Sozialdiensten angerufen. Diese Dienste verteilten auch Wasser und Ventilatoren.

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    von Nils Metzger
    Eine Frau mit Sonnenhut trinkt Wasser

    Bund sieht Kommunen in Pflicht zur Fürsorge

    Das Bundesgesundheitsministerium teilte dagegen mit, Daten zu Risikogruppen seien in Deutschland nicht verfügbar; auch ein Register nach französischem Vorbild sei nicht geplant. Es sei hierzulande Aufgabe der Länder und Kommunen, regional angepasste Aktionspläne zu entwickeln.
    Unterdessen würden Experten laut Correctiv aber ein Vorgehen wie in Frankreich begrüßen, denn sie sehen starke Auswirkungen der hohen Temperaturen.

    Die Hitze ist ein stiller Killer.

    Alexandra Schneider, Gesundheitsforscherin

    Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll, forderte die Länder auf, Geld für Klimaanpassungsmaßnahmen in Heimen zur Verfügung zu stellen. In den Zeitungen der Funke Mediengruppe bekräftigte sie:

    In Zeiten des Klimawandels und längerer Hitzeperioden werden sich mittelfristig alle Pflegeeinrichtungen damit beschäftigen müssen, ihre Bewohner vor extremen Temperaturen besser zu schützen.

    Claudia Moll, Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung

    Umbaumaßnahmen für kühlere Räume notwendig

    Kurzfristig könnten bei akuten Hitzephasen sicher auch einfache Dinge die Situation verbessern, wie morgendliches Stoßlüften, die Verdunklung und die an heißen Tagen noch relevantere Kontrolle der Flüssigkeitszufuhr, erläuterte Moll.
    Aber zur Fürsorgepflicht, die in den Landesheimgesetzen festgeschrieben sei, gehörten auch erträgliche und gesunde Raumtemperaturen. Dazu würden künftig "viele Einrichtungen in Baumaßnahmen investieren müssen".

    Langfristig sind bauliche Fragen zur Wärmedämmung und Isolierung oder auch von Außenrollos zu klären.

    Claudia Moll, Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung

    Länder sollen Investitionskosten übernehmen

    Solche Investitionen gingen aber schnell ins Geld und müssten gut vorbereitet sein, so die Bevollmächtigte. "Für die Refinanzierung der Investitionskosten sind die Länder in der Pflicht." Doch nur wenige würden dieser Pflicht nachkommen. "Leidtragende sind die Bewohner und auch die dort arbeitenden Pflegekräfte. Ich wiederhole daher permanent meinen Appell an die Länder, die Investitionskosten in den Pflegeeinrichtungen endlich mal zu übernehmen."
    Quelle: KNA, epd

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