Infrastruktur ist oft nicht für die aktuelle Extremhitze gebaut. Technik überhitzt, Straßen werden weich, Züge fallen aus. Solche Probleme werden künftig deutlich zunehmen.
Extremhitze zwingt immer häufiger kritische Infrastruktur in die Knie. Am heftigsten trifft es in dieser Woche Großbritannien. In Teilen Englands wurde der Zugverkehr komplett eingestellt. Schienen verziehen sich in der Hitze. Der Londoner Flughafen Luton strich Flüge, weil sich die Startbahn verformt hatte.
Kabel und Oberleitungen halten der Hitze stand
Auch in Deutschland sorgen Temperaturen um die 40 Grad für Ausfälle. In Bremen gab ein Spanndraht einer Straßenbahn-Oberleitung nach, die Strecke musste für mehrere Stunden gesperrt werden.
Ein Bahnsprecher teilte am Dienstag mit, dass die aktuelle Hitze Schienen und Gleisbett zu schaffen mache. "Damit es zu keinen hitzebedingten Ausfällen der Leit- und Sicherungstechnik kommt, haben wir Tausende Anlagen mit Klimaanlagen ausgerüstet." Mit zusätzlichen Sensoren an besonders relevanten Stellwerken soll es möglich sein, schneller auf drohende Probleme zu reagieren.
Telekom muss Lüfter in Verteilerkästen nachrüsten
In manchen Fällen rächt sich nun das lange Festhalten an alter Technologie. Etwa ob in den Verteilerkästen der Telekom schon moderne Glasfaser oder noch alte Kupferkabel verlegt sind. "Glasfasertechnik benötigt in den grauen Verteilerkästen keine aktiven Komponenten mehr, funktioniert also ohne Strom, da es sich um optische Übertragung handelt. Damit ist diese Technologie nicht anfällig für Temperaturschwankungen", teilt die Telekom ZDFheute mit.
In "Einzel- und Ausnahmefällen" könne es aktuell zu hitzebedingten Störungen bei Verteiler-Stationen kommen, so die Telekom. Davon können dann Internet- und Telefonverbindungen betroffen sein.
Man berücksichtige schon beim Errichten der insgesamt rund 450.000 "grauen Kästen" die aktuellen klimatischen Herausforderungen. "Wir rüsten auch Lüfter nach, wenn wir sehen, dass Temperaturen innerhalb unserer Einrichtungen steigen", so die Telekom.
Hitzeschutz für Infrastruktur kurzfristig kaum möglich
Stromnetze, Bahn- und Straßenverkehr und andere Infrastruktur in kurzer Zeit fit für neue Extremtemperaturen zu machen, ist jedoch nur eingeschränkt möglich. "Man kann nicht einfach umsteuern, erst recht nicht, wenn es um hochkomplexe Systeme wie Züge oder Kraftwerke geht", sagt Manuel Atug, IT-Sicherheitsberater und Experte für kritische Infrastruktur beim Fachgremium AG Kritis.
Man könne nicht einfach ein Bauteil oder eine Platine austauschen, selbst wenn die Technik dann besser gegen Hitze geschützt wäre. Das liegt auch an strengen Vorgaben. In einem Zug etwa muss von der Klimaanlage bis zur Bremse jedes Bauteil aufwendig geprüft und zugelassen werden.
"Die Zulassung ist hochspezifisch und die Systeme bleiben oft Jahrzehnte in Betrieb", merkt Atug an. Hinter jeder Umrüstung stünden riesige Lieferketten. Irgendwann würden die Zertifizierungsstellen nachziehen und Anforderungen anpassen müssen - weil Systeme nicht mehr nur bis 30 Grad, sondern auch in einem Bereich bis 40 Grad funktionieren müssten. Aber dieser Wandel werde Jahre bis Jahrzehnte brauchen, so Atug.
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