Gerade in Städten ist es im Hochsommer besonders heiß. Der Grund: dichte Bebauung, wenig Grünflächen und mit Asphalt und Beton versiegelte Böden.
Das Problem der sogenannten Versiegelung der Städte ist eigentlich schon lange bekannt. Durch dichte Bebauung und zubetonierte und gepflasterte Innenstädte entsteht nicht nur mehr Hitze, sondern es zeigen sich auch zunehmend Probleme für die Kanalsysteme.
Denn Regenwasser kann schlechter ablaufen, damit das Grundwasser schlechter auffüllen und das Risiko von Überschwemmungen steigt. Der Klimawandel verstärkt dieses Phänomen zunehmend. Immer häufiger treten Extremwetterlagen, wie Starkregen, Dürren oder Hitzewellen auf.
Die Art und Weise unseres Städtebaus kann aber auch das gesamte Klima beeinflussen. Durch die sich enorm aufheizenden Großstädte kann sich das Klima weiter erwärmen.
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Nach einer Studie aus dem Jahr 2018 ist Bayerns Landeshauptstadt München, die am stärksten versiegelte Großstadt in Deutschland. Fast die Hälfte der Stadtfläche ist entweder bebaut, asphaltiert oder betoniert.
Förderprogramm soll Entsiegelung vorantreiben
Die Münchner versuchen gegenzusteuern. Zum Beispiel mit einem Förderprogramm, das eine Entsiegelung mit bis zu 40 Euro pro Quadratmeter fördert. Eine Förderung für das Begrünen eines Innenhofes bis zur Garage ist so möglich. Seit 2019 gilt das Programm unter bestimmten Bedingungen auch für Firmengelände und die Fördermittel wurden von 23.000 auf 80.000 Euro jährlich erhöht.
Mehr als 1.100 Objekte konnten auf diese Weise inzwischen begrünt beziehungsweise entsiegelt werden, wie die Stadt München auf Anfrage von ZDFheute mitteilte. Allerdings gibt es in München auch allein knapp 173.000 Wohngebäude. Wenngleich das Interesse am Förderprogramm im letzten Jahr anstieg, scheint der Erfolg noch gering.
"Die Trockenheit der letzten Jahre macht sich nun bemerkbar", erklärt Raimund Engel, Waldbrandschutzbeauftragter des Landes Brandenburg unserem Wettermoderator Benjamin Stöwe.
Umdenken muss stattfinden
Auch in anderen Städten gibt es schon Initiativen, die die Entsiegelung der Böden vorantreiben sollen. Doch insgesamt finde immer noch zu viel Neu-Versiegelung durch den Bau von Siedlungs- und Verkehrsflächen statt und die Bemühungen zur Entsiegelung seien noch deutlich zu gering, sagt Stefan Petzold vom Naturschutzbund NABU.
Insgesamt werden in Deutschland jeden Tag 56 Hektar Land als Siedlungs- oder Verkehrsfläche neu ausgewiesen. Über das ganze Jahr entspricht das ungefähr der Fläche von Frankfurt am Main. Diese neuen Flächen sind zwar nicht komplett versiegelte Flächen, enthalten sind auch etwa Parks oder Spielplätze, trotzdem gelte es "den Flächenverbrauch merklich zu reduzieren", so Petzold.
Die Bundesregierung möchte bis zum Jahr 2030 einen Flächenverbrauch von unter 30 Hektar am Tag erreichen. Umweltverbände wie der NABU aber fordern zu diesem Zeitpunkt schon eine sogenannte Flächenkreislaufwirtschaft. Das heißt, dass nur noch "neues" Land ausgewiesen wird, wenn im Gegenzug die gleiche Fläche an anderer Stelle wieder entsiegelt wird.
Nachverdichtung: weniger Quadratmeter für mehr Menschen. Damit soll der Landschaftsfraß gestoppt werden. Doch noch immer gehen jeden Tag 56 Hektar Natur verloren.
Erholung braucht viel Zeit
Auch nach einer Entsiegelung bleibt die natürliche Struktur der Böden aber erst mal gestört. Durch die Bebauung hat sich der Boden verdichtet und zum Teil konnten Schadstoffe eindringen. Bis wieder Gräser und Bäume darauf wachsen können, ist einiger Aufwand nötig.
Trotzdem gilt: Wenn die deutschen Städteplaner es schaffen, die Städte zu entsiegeln, wird das Leben in der Stadt auf Dauer nicht nur angenehmer, sondern man leistet auch einen Beitrag für das Ökosystem und erleichtert die Versorgung mit Grundwasser. Gerade in heißen und trockenen Sommern wie diesem.