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Konzepte gegen Starkregen : Wie Kopenhagen zur Schwammstadt wird

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Unwetter und Starkregen führten im vergangenen Juli zu verheerenden Überflutungen. Fachleute warnen: Durch den Klimawandel werden solche Ereignisse immer häufiger auftreten.

Rheinland-Pfalz, Zell: Die Mosel ist über die Ufer getreten und hat einen Teil der Innenstadt geflutet. (Archivbild)
Das Jahrhunderthochwasser in Deutschland forderte zahlreiche Opfer - und verursachte Schäden in Milliardenhöhe.
Quelle: dpa

Spätestens mit der Flutkatastrophe im Ahrtal ist deutlich geworden, dass sich niemand wirklich sicher fühlen kann, wenn es extrem viel regnet. Starkregen bedroht auch Städte, die nicht an Flüssen liegen. Die Herausforderung ist gewaltig.

Unwetter und Starkregen führten im Juli 2021 zu verheerenden Überflutungen in Deutschland. Fachleute warnen: Durch den Klimawandel wird das immer häufiger auftreten.

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Prinzip Schwammstadt

Kopenhagen macht es vor. 2011 fallen in der dänischen Hauptstadt innerhalb von zwei Stunden fast 150 mm Niederschlag und überfluten Straßen und Keller. Die Schäden belaufen sich auf fast eine Milliarde Euro. Schon ein Jahr später wird Kopenhagens Skybrudsplan (deutsch: Wolkenbruch-Plan) beschlossen: Innerhalb von 20 Jahren sollen über 300 Einzelprojekte verwirklicht werden, die das gesamte Stadtgebiet in eine Schwammstadt (englisch: Sponge City) verwandeln.

Schwammstadt: Das bedeutet Flächen zu schaffen, die in der Lage sind, große Mengen an Wasser aufzunehmen und zeitverzögert wieder abzugeben. Einzelne Vorzeigeprojekte gibt es auch in deutschen Städten, z.B. Hamburg oder Berlin.

Kopenhagen ist Vorreiter in Sachen Überflutungsvorsorge

"Vor zehn Jahren haben die Kopenhagener neidisch nach Berlin geschaut. Jetzt sind sie zum Vorreiter geworden", sagt Antje Backhaus, Landschaftsarchitektin aus Berlin. Zehn Jahre hat sie an der Uni Kopenhagen geforscht. Ihr Architekturbüro Gruppe F hat den "Sponge City"-Masterplan der Stadt mit entwickelt.

In Dänemark geht so etwas einfach schneller. Die haben den Mut, den Willen und die Lust und lassen sich auf Experimente ein - auch auf die Gefahr, dass sie nochmal etwas korrigieren müssen.
Antje Backhaus

Auch in den Niederlanden haben sie bereits ein System gefunden.

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Straßen, Plätze und Parks werden verändert oder neu geplant

Die gesamte Innenstadt von Kopenhagen wurde nach dem Schwammstadtprinzip neu kartographiert. Als Voraussetzung errechnete man ein umfassendes Oberflächenabflussmodell: Daraus wird deutlich, wohin wieviel Wasser fließt, sobald es Starkregen gibt. Auf dieser Grundlage wurden Straßen, Plätze und viele Gebäude neu bewertet.

Bestimmte Straßen werden in ihrem Neigungswinkel verändert, damit sie Wasser gezielt ableiten können (Stormwater Roads). Andere Straßen werden tiefer gelegt, damit sie als Rückhalteraum dienen (Detention Roads). Zudem gibt es "Green Roads" - begrünte Straßenzüge, in denen das Wasser in Pflanzbeeten, Baumrigolen und Mulden neben der Straße versickern kann. Vor allem Plätze und Parks werden verändert oder neu geplant, damit sie als Rückhaltebecken möglichst viel Wasser halten, das dort versickern und verdunsten kann.

Kopenhagen: Mikkel Balskilde Hansen (Mitte) in einem unterirdischen 15.000 Kubikmeter großen Wasserrückhaltebecken unter der Stadt
Kopenhagen: Mikkel Balskilde Hansen (Mitte) in einem unterirdischen 15.000 Kubikmeter großen Wasserrückhaltebecken unter der Stadt.
Quelle: Privat

Rückkaltebecken kann 15.000 Kubikmeter Wasser fassen

Ein Beispiel dafür ist die Karens-Minde-Achse, ein Projekt im Stadtteil Sydhavnen. Bisher gibt es dort nur einen normalen Grünstreifen. Zurzeit wird dort auf 37.000 Quadratmetern ein multifunktionaler Park angelegt, mit diversen Wegen, Spiel- und Sportplätzen und einem großen Teich.

Im Katastrophenfall wird aus der Fläche ein Rückhaltebecken, das 15.000 Kubikmeter Wasser fassen kann. Zudem können über die tiefergelegte langgestreckte Achse vier bis fünf Kubikmeter Wasser pro Sekunde ablaufen - in die Richtung, die durch das Gesamtprojekt vorgegeben wird. Die Kosten liegen bei rund zehn Millionen Euro. Geplante Fertigstellung: Ende 2022.

Skybudsplan ist milliardenschweres Projekt

Die Infrastruktur wird nach einer Prioritätenliste Schritt für Schritt angepasst. Jedes neue Bauvorhaben muss sich am Skybrudsplan ausrichten. Das definierte Ziel ist - im Fall eines hundertjährigen Starkregenereignisses - ein Hochwasserpegel von maximal zehn Zentimetern über Straßenniveau - nur dann bleiben Infrastruktur und Häuser intakt.

Die Kosten für den Skybrudsplan werden auf knapp vier Milliarden Euro geschätzt. Finanziert wird das Ganze über eine Erhöhung des Wasserpreises für die Bürger. So zahlt beispielsweise eine Familie in einer Wohnung mit einem Wasserverbrauch von 110 m³ rund 120 Euro zusätzlich pro Jahr. Mikkel Hansen koordiniert die Baumaßnahmen des Skybruds-Plans und findet diese Finanzierung fair:

Meine Meinung als Bürger von Kopenhagen ist, dass ich gerne zahle, weil ich Sicherheit bekomme und eine Stadt, die für die Zukunft gewappnet ist und Starkregen kontrollieren kann, so dass es nicht mehr die Schäden gibt, die wir vor zehn Jahren gesehen haben.
Mikkel Hansen

Projekt stößt auf Zustimmung bei den Bürgern

Über öffentliche Info-Veranstaltungen und Diskussionen wurden die Bürger in den Prozess einbezogen. Die Folge: bessere Akzeptanz sowie ein stärkeres Verantwortungsgefühl nach dem Motto: Das ist auch mein Platz, um den kümmere ich mich gerne.

So führt der Skybrudsplan nicht nur zu mehr Sicherheit vor Starkregen, sondern auch zu einer gehobenen Lebensqualität für die Kopenhagener Bürger - und nicht zuletzt zu einer besseren CO2-Bilanz.

Mehr zum Kampf gegen Starkregen und Schwammstädten lesen Sie auch hier bei "Perspektive Daily".

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