Aquadom in Berlin: Riesiges Aquarium in Hotel zerstört

    Bekannte Touristen-Attraktion:Großaquarium in Berliner Hotel geplatzt

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    Eine Million Liter ausgelaufenes Wasser und 1.500 tote Fische: Das Aquadom-Aquarium in einem Berliner Hotel ist geplatzt. Zwei Menschen wurden verletzt, der Schaden ist gewaltig.

    Das riesige Aquarium Aquadom mit 1.000 Kubikmetern Wasser und 1.500 Fischen in einem Hotel nahe dem Alexanderplatz ist geplatzt. Dabei wurden am Freitagmorgen Teile des umgebenden Hotels zerstört. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht. Zwei Menschen wurden nach Polizeiangaben durch Glassplitter verletzt und ins Krankenhaus gebracht.

    Hotel-Fassade zum Teil zerstört

    Die Polizei sprach von einem sehr lauten Geräusch oder einem Knall, der zu hören war. Bei der Feuerwehr ging um 5:43 Uhr der Alarm eines automatischen Feuermelders in dem Hotel ein. Teile der Fassade des Hotels, in dem sich das Aquarium befand, seien auf die Straße geflogen. Große Mengen Wasser liefen aus und bis auf die Straße.
    Ursache könnte eine Materialermüdung sein: "Die Ermittlungen zur Ursache ist natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Materialermüdung", sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD).

    Archiv: AquaDom in einem Berliner Hotel
    Quelle: dpa

    Das geplatzte Großaquarium nennt sich Aquadom und steht in einem Gebäudekomplex nahe dem Alexanderplatz, in dem sich neben einem Hotel des Unternehmens Radisson mit 427 Zimmern unter anderem auch ein Museum sowie Geschäfte befinden. Das Meerwasseraquarium, durch das ein Fahrstuhl führt, befindet sich dabei im innenhofartigen überdachten Foyer des Gebäudes und ist von Fenstern innenliegender Hotelzimmer aus zu sehen. Konzipiert wurde das Aquadom laut Betreibern als 14 Meter hohe Wassersäule und weltweit größtes freistehendes Aquarium in zylindrischer Form. In ihm lebten zuletzt rund 1.500 tropische Fische in einem echten Korallenriff.

    Die Gesamthöhe der Konstruktion liegt bei 25 Metern. Gefüllt war sie mit einer Million Litern Salzwasser, das auf eine Temperatur von 26 Grad Celsius geheizt war. Der Aquadom galt bis zum Unglück als Magnet für Touristen. Betreiber ist das Unternehmen Union Invest, dem der gesamte Gebäudekomplex namens DomAquarée gehört. Es ist zugleich verbunden mit der ebenfalls in dem Gebäude untergebrachten Aquariengroßausstellung Sea Life Berlin mit weiteren mehr als 30 Becken. Der Fahrstuhl für Besucher des Aquadoms durch das Innere des Tanks wurde 2003 eingeweiht und war ab 2019 für eine großangelegte Generalüberholung geschlossen. Die Fische kamen so lange in anderen Becken der benachbarten Aquarienausstellung unter. Erst nach dem Ende der Corona-Beschränkungen wurde der Aquadom in diesem Juni wiedereröffnet.

    Polizei und Feuerwehr waren seit dem Morgen mit jeweils etwa 100 Personen im Einsatz. Einem Feuerwehrsprecher zufolge war das von Trümmern übersäte Erdgeschoss zunächst nur von Einsatzkräften zu betreten. Erwartet wurden außerdem weitere Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks, darunter auch Baustatiker.
    Sie sollten überprüfen, ob tragende Elemente des Gebäudes beschädigt sein könnten. Auch eine Drohne setzten die Helfer dem Sprecher zufolge ein, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Mit einer an der Drohne angebrachten Wärmebildkamera können zudem Menschen unter den Trümmern gefunden werden, falls sich dort noch welche befinden. Einem Sprecher vor Ort zufolge wird jedoch niemand vermisst.

    Giffey: Regelrechter Tsunami

    Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sprach an der Unglücksstelle von einer immensen Zerstörung. "Das ist ein regelrechter Tsunami, der sich hier ergossen hat über die Hotelräumlichkeiten, die anliegenden Restaurants", sagte Giffey. Es sei großer Schaden entstanden. Berlin habe aber großes Glück gehabt, betonte Giffey: "Wenn das Ganze nur eine Stunde später passiert wäre, dann müssten wir über furchtbare menschliche Schäden berichten", sagte sie und sprach von "Glück im Unglück". Sie dankte den Einsatzkräften am Sea-Life:
    Tweet von Franziska Giffey
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    Nach Angaben der Feuerwehr wurde der Riesenbehälter mit einer Million Liter Wasser sehr schnell zerstört. "Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig", sagte ein Feuerwehrsprecher.

    Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt.

    Feuerwehrsprecher

    Alle rund 1.500 Fische, die dort lebten, seien nun nicht mehr im Wasser. Nach Angaben der Feuerwehr lief ein großer Teil des Wasser wohl durch die Türen im Erdgeschoss auf die Straße und dort in die Gullys. In den Kellergeschossen habe man nicht viel Wasser gefunden. Aber auch benachbarte Einrichtungen waren betroffen - etwa das DDR-Museum. Das zerstörte Erdgeschoss wurde mit Rettungshunden nach Menschen abgesucht.
    Ein toter Fisch liegt neben einem Gulli vor dem Hotel Radisson Blue, in dem das riesige Aquarium, der Aquadome des Sea Life, geplatzt ist.
    1.500 Tropenfisch waren in dem Aquarium untergebracht und wurden ins Trockene gespült.
    Quelle: dpa

    Hotelgäste schockiert - und erstmal ohne Informationen

    Wegen der schweren Beschädigungen mussten auch die Gäste des umgebenden Hotels das Gebäude verlassen, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Rund 350 Personen hätten sich noch in dem Hotel befunden.
    Gäste des Hotels berichten übereinstimmend von einem explosionsähnlichen Knall. Dieser sei zwischen 5:30 und 5:45 Uhr erfolgt. "Wir haben uns richtig erschrocken", sagte eine junge Frau. Es habe zunächst keine Informationen vom Hotel gegeben, schilderten mehrere Gäste übereinstimmend. Die Rezeption sei über das Festnetz nicht erreichbar gewesen. "Nach 8 Uhr kam dann die Info, dass wir raus müssen", sagte die junge Frau. "Man hat gesehen, dass das ganze Ding auseinandergebrochen ist", sagte ein junger Hotelgast.
    Tweet eines Augenzeugen
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    Ein Mann schilderte, er habe das Hotel um 6 Uhr zum Rauchen verlassen. "Ich hatte da schon gesehen, dass das schöne Aquarium weg war", berichtete er. Vor dem Hotel sei Polizei gewesen. Er habe nicht mehr zurück ins Haus gedurft, in dem seine Frau noch gewesen sei. Es habe aber keinen Alarm gegeben. Am Donnerstagabend habe er noch beobachtet, wie zwei Taucher das Aquarium geputzt hätten. "Das war super interessant. Da habe ich noch Fotos gemacht."
    Die Gäste berichteten von großer Verwüstung in dem Hotel. Karin Wicki und Sandra Hoffmann aus der Schweiz schilderten: 

    Es ist alles zerstört im Innenraum. Da liegen tote Fische. Die ganzen Möbel sind zerstört. Die Scheiben sind zerstört. Überall Scherben.

    Schweizer Hotelgäste

    Ob es sich bei den beiden Verletzten um Angestellte des Hotels, in dem sich das Aquarium befand, handelte, oder um Hotelgäste, war zunächst nicht bekannt. Hinweise auf einen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht: "Im Moment überhaupt nicht", antwortete ein Polizeisprecher auf eine entsprechende Frage.
    Die Eigentümerfirma des Aquadoms zeigte sich "bestürzt über das Unglück". Der Grund für das Zerbersten des riesigen Zylinders sei noch "völlig unklar", sagte der Sprecher der Firma Union Investment, Fabian Hellbusch, am Freitag. Das Unternehmen Sea-Life zeigte sich ebenfalls "bestürzt" und rief dazu auf, von Spekulationen abzusehen, "bis die Hintergründe des Unglücks geklärt sind".
    Trümmer liegen auf der Karl-Liebknecht-Straße vor dem Hotel, in dem ein Aquarium auslief
    Die Türen des Hotels wirken wie aufgedrückt, davor liegen etliche Gegenstände.
    Quelle: dpa

    Die Tierschutzorganisation Peta kündigte an, rechtlich gegen die Verantwortlichen vorzugehen. "Wir werden Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstatten, weil hier offenbar fahrlässig mit dem Leben von rund 1.500 Fischen umgegangen wurde", teilte ein Sprecher der Organisation am Freitag mit. Die Zerstörung des Aquariums sei eine "riesengroße, menschengemachte Tragödie". Es dürfe nicht wieder aufgebaut werden.

    Andere Aquarien offenbar nicht betroffen

    Von der Zerstörung ist ein Teil der Attraktion, die Unterwasserwelt Sealife mit weiteren Aquarien, nicht unmittelbar betroffen. Einige Aquarien und Becken des Sealife, das sich etwas entfernt im selben Gebäudekomplex befindet, würden allerdings nun auf mögliche Beschädigungen geprüft, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
    Auch in der Vergangenheit waren zuweilen Aquarien geplatzt - wenn auch nicht so riesige wie jetzt in Berlin. Im Dezember 2012 etwa riss das mehrere Zentimeter dicke Glas eines Open-Air-Haifischbeckens in einem Einkaufszentrum im chinesischen Shanghai. Ursache war wohl eine Kombination aus Minustemperaturen, warmem Wasser und schwachem Material. Im Februar 1997 barst Medien zufolge ein Haifisch-Tank im Sydney Aquarium. Experten kritisierten, das Glas sei zu dünn gewesen.

    Sea-Life betont Eigenständigkeit von Aquadom und bietet Hilfe an

    Das Unternehmen Sea-Life hat seine Hilfe bei der Bergung von Fischen aus dem zerborstenen Großaquarium in Berlin angeboten. Die Teams von Sea-Life hätten den Teams vom Aquadom Unterstützung angeboten.

    Unser Team arbeitet hart daran, alle verfügbaren Lebensräume vorzubereiten, um die schnellstmögliche Unterbringung von Aquadom-Tieren, die unsere Hilfe benötigen, zu unterstützen.

    Unternehmen Sea-Life

    Quelle: dpa, AFP