Trauer in Illerkirchberg: Der Schulweg, der zum Tatort wurde

    Messerangriff in Illerkirchberg:Der Schulweg, der zum Tatort wurde

    Constanze Kainz
    von Constanze Kainz
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    Am Tag nach dem Angriff ist die Trauer und Fassungslosigkeit in Illerkirchberg groß. Gegen den Tatverdächtigen wurde mittlerweile Haftbefehl erlassen.

    Baden-Württemberg, Illerkirchberg: Zahlreiche Kerzen brennen am Tatort eines Messerangriffs auf zwei Mädchen.
    Ein Ort trauert: Zahlreiche Kerzen brennen am Tatort eines Messerangriffs auf zwei Mädchen in Illerkirchberg.
    Quelle: Christoph Schmidt/dpa

    Dort wo gestern zwei Mädchen brutal attackiert wurden, brennen heute Kerzen. Den ganzen Tag über sind neue Grablichter hinzugekommen, legten Trauernde Blumen, Kuscheltiere oder Briefe nieder.
    Mit gesenkten Köpfen standen Illerkirchbergerinnen und Illerkirchberger an der Stelle, an der ein 27-jähriger am Montagmorgen zwei Mädchen auf dem Weg in die Schule mit Stichen in Bauch und Brust schwer verletzte. So schwer, dass die 14-Jährige im Krankenhaus verstarb. Ihre Freundin befindet sich zwar nicht mehr in Lebensgefahr, wird aber weiterhin in einer Klinik behandelt.

    Trauer, Wut - und die Frage "Warum?"

    Am Tag nach der Tat bleiben Trauer, Wut und Fassungslosigkeit: "Als Familienvater denkt man da natürlich auch gleich an die Familien. Momentan ist es so, dass wir alle unter Schock stehen", erklärt der Bürgermeister der Gemeinde, Markus Häußler. Mit Blick auf all die Kerzen, sagt eine Anwohnerin: "Es ist sehr traurig," und fragt: "Warum Kinder?"
    "Warum?" steht auch in großen Buchstaben auf einem der Grablichter am Tatort. Eine Antwort darauf kann die Polizei noch nicht geben. Auch, weil der Tatverdächtige im Krankenhaus liegt und schweigt. Die Polizei vermutet, dass sich der 27-Jährige nach der Tat selbst verletzt habe. Nach dem Angriff auf die Schülerinnen, war er in eine Unterkunft für Geflüchtete gelaufen. Das Haus liegt direkt gegenüber des Tatorts, dort soll der Mann, ein Asylbewerber aus Eritrea, gelebt haben.

    Innenminister Strobl: Aufklärung unter Hochdruck

    Ein Motiv also fehlt und so heißt es vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Dienstagnachmittag nur, "es gibt keinerlei Erkenntnisse auf eine politische oder religiöse Motivation für diese Straftat. Aber es gilt, das jetzt weiter aufzuklären. Das geschieht unter Hochdruck".
    Gemeinsam mit dem türkischen Botschafter besuchte der Minister am Dienstag Illerkirchberg. Eine 5.000-Einwohner-Gemeinde, knapp 15 Auto-Minuten von Ulm entfernt. In diesen beschaulichen Ort waren die Eltern des Opfers mit ihrer Familie aus der Türkei gezogen. Eigentlich ein sehr ruhiger Ort, erzählen Bewohnerinnen und Bewohner und sagen, so eine Tat in ihrem Ort, hätten sie sich niemals vorstellen können.

    Haftbefehl gegen Tatverdächtigen

    Mittlerweile wurde, aufgrund des dringenden Verdachts auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ulm ein Haftbefehl gegen den 27-Jährigen ausgestellt - wegen Mordes und versuchten Mordes. Im Mittelpunkt der polizeilichen Ermittlungen steht weiterhin die Auswertung der Spuren und die Frage, ob sich der Mann und die beiden Mädchen zuvor gekannt haben.
    Aufgefallen sei der mutmaßliche Täter bisher nicht und er verfüge über eine Aufenthaltserlaubnis, heißt es von den Behörden. Man wolle die Tat restlos aufklären, betonte der baden-württembergische Innenminister in Illerkirchberg.

    Polizei: Kein Generalverdacht gegen Geflüchtete

    Zwischen Politikern und Presse, trifft man dort gerade auch auf viele Polizistinnen und Polizisten. Es gehe jetzt darum, Präsenz zu zeigen, den Menschen im Ort ein Gefühl von Sicherheit zu geben, so ein Sprecher der Polizei. Gleichzeitig sei es wichtig, Ressentiments entgegenzutreten, Geflüchtete jetzt nicht unter Generalverdacht zu stellen.
    Während am Abend ein Gedenkgottesdienst stattfindet, flackern am Tatort weiter die Kerzen. Dazwischen liegt ein Brief, der ausdrückt was wohl viele hier fühlen: "Ich bin wütend, ängstlich und traurig zugleich."

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