Gesundheitsminister Spahn will das Impftempo anziehen, 20 Prozent sollen bis Anfang Mai geimpft sein. Machbar? Ja, sagt der Immunologe Watzl. Dafür müsse aber noch viel passieren.
20 Prozent der Menschen in Deutschland sollen bis Anfang Mai geimpft sein - davon geht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aus. Bis Anfang Mai solle die Geschwindigkeit der Impfkampagne so hochgefahren werden, dass 20 Prozent der Bevölkerung eine erste Impfdosis erhalten haben.
Ist das realistisch? Schaffen Impfzentren und Hausärzte, was der Gesundheitsminister im Kampf gegen das Coronavirus verspricht? Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, sagt: Ja. Dafür müsse aber noch einiges passieren. Lesen Sie die Antworten des Immunologen....
...zur Verfügbarkeit des Impfstoffs:
Impfstoff gibt es im Gegensatz zum ersten Quartal genug, so Watzl. Es dürfe nun nicht passieren, "dass der Impfstoff im Kühlschrank liegt, weil wir es logistisch nicht hinbekommen, diesen Impfstoff in die Arme der Menschen zu bekommen". "Bis im Sommer haben wir dann mehr Impfdosen, als wir verimpfen könnten."
Man müsse den "Turbo einschalten" und im April die Logistik aufbauen, um eine halbe Million oder noch mehr Impfungen pro Tag zu schaffen. "Wir müssen ganz, ganz schnell sehr viel aufbauen." Das sei sicherlich eine Herausforderung.
Man habe im ersten Quartal rund 16 Millionen Impfdosen geliefert bekommen. Zum Vergleich: "Wir kriegen jetzt im nächsten Quartal nahezu 70 Millionen Dosen, also ein Mehrfaches davon. Das heißt, wir müssen nicht nur in einem Monat jetzt mehr verimpfen, als wir im gesamten ersten Quartal verimpft haben".
..wie die Impfgeschwindigkeit erhöht werden kann:
Immunologe Watzl sagt: Die Impfzentren müssten jetzt "maximal impfen". Auch die Hausärzte müssten mit ins Boot. "Da muss auch die Logistik passen, dass die ihre Lieferungen von den Apotheken bekommen." Da müsse noch viel passieren in relativ kurzer Zeit.
Auch, weil der Impfstoff nur begrenzt lagerbar sei. Aber nicht nur die Lieferung und Lagerung, auch dass die Hausärzte "auch die Patienten entsprechend einbestellen können, nachbeobachten müssen, die Dokumentation machen." Da komme sehr viel Arbeit auf die Hausärzte zu.
Deshalb mache es sehr viel Sinn, auch Betriebsärzte mit ins Boot zu holen, "dass die ganze Belegschaften dann durchimpfen können, wenn dann die Impfreihenfolge so weit fortgeschritten ist, dass dann auch jeder ein Impfangebot bekommen soll".
...zur Impfreihenfolge:
"Ich bin ein großer Verfechter der Impfreihenfolge", so Watzl. Vulnerable Gruppen sollten weiterhin Priorität haben und geschützt, die Impfreihenfolge so gut wie möglich eingehalten werden."
Watzl sagt aber auch: "Natürlich muss man pragmatisch sein: Bevor eine Impfdosis überhaupt nicht vergeben wird, lieber an jemanden, der noch nicht dran ist."
...zum Versprechen, bis September allen ein Angebot machen zu können:
"Wenn man sich die angekündigten Impfdosen anguckt, dann werden wir im dritten Quartal über 100 Millionen Impfdosen bekommen", so Watzl. "Das heißt, dann haben wir mehr Impfdosen, als wir Menschen in Deutschland haben."
Dann könne man rein theoretisch jedem ein Impfangebot machen.
Nur dann könne man das Versprechen einhalten, dass jeder, der möchte, auch im Sommer geimpft werden kann.