Stadion-Katastrophe in Indonesien: Polizeichef entlassen
Massenpanik in Indonesien:Stadion-Katastrophe: Polizeichef entlassen
03.10.2022 | 19:37
|
Der örtliche Polizeichef sowie neun Elite-Offiziere sind nach der Stadion-Katastrophe in Indonesien suspendiert worden. Gegen 18 weitere Personen wird laut Polizei ermittelt.
Die Massenpanik in Indonesien war eine der schwersten Stadion-Katastrophen in der Geschichte des Fußballs.
Quelle: epa
Nach der tödlichen Massenpanik in einem Fußballstadion der indonesischen Stadt Malang sind am Montag der örtliche Polizeichef und neun Elite-Offiziere ihrer Ämter enthoben worden. Gegen 18 weitere Personen wird nach Angaben der nationalen Polizei ermittelt, wer dafür verantwortlich war, dass Tränengas in dem Stadion eingesetzt wurde. Das gilt als Auslöser der Massenpanik, bei der mindestens 125 Menschen ums Leben kamen, darunter 17 Kinder.
Ein Sprecher der nationalen Polizei, Dedy Prasetyo, teilte mit, der Polizeichef von Malang, Ferli Hidayat, und neun Mitglieder einer Elite-Brigade seien suspendiert worden. Ein Disziplinarverfahren könnte zu ihrer Entlassung führen. Gegen 18 Beamte mittleren bis hohen Rangs werde wegen des Tränengaseinsatzes ermittelt.
Unabhängiges Expertenteam eingesetzt
Nach der tödlichen Massenpanik hatte Indonesien ein unabhängiges Expertenteam eingesetzt, das die Hintergründe klären soll. Dies wurde am Montag nach einer Sondersitzung der Regierung mit hochrangigen Sicherheitsbeamten bekannt. Die Tragödie in der Stadt Malang ist eine der schlimmsten Stadion-Katastrophen in der Geschichte des Fußballs.
Das "Joint Independent Fact Finding Team" werde aus Regierungsbeamten, Vertretern des Fußballverbandes, Experten, Akademikern und Journalisten bestehen, sagte Sicherheitsminister Mohammad Mahfud.
Es wird erwartet, dass das Team seine Arbeit in zwei oder drei Wochen abgeschlossen hat.
Mohammad Mahfud, Sicherheitsminister Indonesien
Die Regierung habe zudem die Nationalpolizei angewiesen, "in den nächsten Tagen" gegen Personen zu ermitteln, die für die Tragödie verantwortlich sein könnten.
Menschenrechtsgruppen forderten Ermittlungen
Menschenrechtler hatten zuvor eingehende Ermittlungen gefordert. Es müssten sowohl die Polizeikommandeure als auch einfache Beamte zur Rechenschaft gezogen werden, die beschlossen hätten, "erhebliche und übermäßige Mengen an Tränengas abzufeuern", sagte Phil Robertson, stellvertretender Asien-Direktor der Organisation "Human Rights Watch". "Die FIFA-eigenen Regeln verbieten die Verwendung von 'Massenkontrollgas' in Stadien", betonte er.
Mehr als 300 Verletzte nach Fußballspiel in Indonesien
Am Samstagabend war es nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC in der Provinz Ost-Java zu Ausschreitungen gekommen. Nach der 2:3 Heimniederlage von Arema, der ersten Niederlage gegen den Erzrivalen seit über 20 Jahren, hatten Tausende Fans den Platz des Kanjuruhan-Stadions gestürmt.
Die Polizei setzte Tränengas ein. Es kam zu einer Massenpanik. Zahlreiche Opfer sollen an Sauerstoffmangel gestorben sein, andere wurden offenbar zu Tode getrampelt. Auch zwei Polizisten sind unter den Toten. Mehr als 300 Menschen wurden den Behörden zufolge verletzt, einige schwer.
Nach gewaltsamen Ausschreitungen bei einem Fußballspiel in Indonesien sind mindestens 125 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sind auch zwei Polizisten.