Erdbeben in Indonesien: Enjot hat elf Angehörige verloren

    Indonesien:Enjot verliert elf Angehörige bei Erdbeben

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    Sein Leben liegt in Trümmern: Bei dem schweren Beben auf Java in Indonesien hat Enjot elf Mitglieder seiner Familie verloren - und ist Zeuge "schrecklicher Verwüstung" geworden.

    Enjot (M), spricht mit Familienmitgliedern in ihrer vorübergehenden Unterkunft in Cianjur (Indonesien) am 22.11.2022
    Enjot hat das Beben in seiner Heimatstadt Cianjur überlebt. Elf Mitglieder seiner Familie verloren dabei ihr Leben.
    Quelle: Reuters

    Enjot hütete gerade seine Kühe in den Hügeln in der Nähe seines Zuhauses, als die Erde zu beben begann. Das Beben der Stärke 5,6 tötete mehr als 260 Menschen - darunter elf Mitglieder von Enjots Familie.

    Überlebende Angehörige im Krankenhaus

    Seine Schwägerin und ihre beiden Kinder wurden verletzt - wie Hunderte weitere, als das tödliche Erdbeben am Montag den Westen der Insel Java erschütterte und auch im Großraum der Hauptstadt Jakarta zu spüren war.
    Nun besucht Enjot seine noch lebenden Angehörigen im Krankenhaus und versucht, sein von der Katastrophe in Stücke gehauenes Leben wieder aufzubauen, wie derzeit wohl Tausende seiner Landsleute.

    Mein Leben hat sich plötzlich verändert.

    Enjot, Erdbebenopfer

    Das sagt der 45-Jährige, der wie viele Indonesier nur einen Namen trägt. "Ich muss von jetzt an damit leben."

    Wohnviertel dem Erdboden gleich

    Das Zentrum des Bebens lag knapp südlich von Enjots Heimatstadt Cianjur. Sie wurde so schwer wie keine zweite getroffen und liegt etwa eine dreistündige Autofahrt von Jakarta entfernt. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag der Erdbebenherd in der vergleichsweise geringen Tiefe von zehn Kilometern. Das bedeutet, dass die Energie der Erdstöße kaum gemindert an die Erdoberfläche gelangt und große Schäden anrichten kann.
    Nachdem er einen Anruf von seiner Tochter erhalten hatte, war Enjot auf sein Motorrad gesprungen und innerhalb weniger Minuten nach Hause gerast. Dort sah er, dass das Viertel, in dem er lebte, dem Erdboden gleichgemacht worden war.

    Krankenhäuser vom Andrang überfordert

    "Männer, Frauen und Kinder weinten, während Menschen, die in den eingestürzten Häusern eingeschlossen waren, um Hilfe schrien", erinnert er sich.

    Ich habe schreckliche Verwüstung und herzzerreißende Szenen gesehen.

    Enjot, Erdbebenopfer

    Seine Schwägerin und ihre Kinder, die aus einem nahe gelegenen Dorf zu Besuch gekommen waren, gehörten zu denen, die etwas mehr Glück hatten. Andere hörten ihre Schreie unter den Trümmern und zogen sie heraus. Die Frau und die Kinder erlitten schwere Kopfverletzungen und Knochenbrüche. Sie werden in einem Krankenhaus behandelt, das vom Ansturm der Verletzten überwältigt ist.

    Zahl der Toten wird wohl noch steigen

    Nach Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde - Stand Dienstagabend - wurden mehr als 268 Menschen getötet. Hunderte werden noch immer vermisst oder sind verletzt, die meisten davon in und um Cianjur. Es wird erwartet, dass die Zahl der Toten noch steigt.
    Wie viele andere wühlte Enjot sich verzweifelt durch Trümmer - in der Hoffnung, Überlebende zu finden. Es gelang ihm, ein paar Menschen zu retten. Doch blockierte Straßen und beschädigte Brücken hinderten die Behörden daran, das schwere Gerät an die Unglücksorte zu bringen, um größere Trümmerteile und anderen Schutt zu entfernen. Den ganzen Tag über weinten Menschen, die dabei zusahen, wie Retter schlammverschmierte Leichen ihrer Angehörigen aus den zerstörten Gebäuden bargen.

    Erdrutsch durch Nachbeben - Cousin und Neffen tot

    Nicht weit von Enjots Zuhause entfernt verursachte ein Nachbeben einen Erdrutsch, der gegen das Haus eines seiner Angehörigen krachte und sieben Menschen darin begrub. Vier wurden gerettet, aber für zwei Neffen und einen Cousin kam jede Hilfe zu spät, berichtet er.
    In einem benachbarten Dorf wurden nach seinen Angaben seine Schwester, ein Cousin und sechs weitere Angehörige getötet, als ihre Häuser einstürzten. Mit dem plötzlichen Tod konfrontiert und ohne einen Ort, an dem er leben kann, fragt sich Enjot, was als nächstes kommt.

    Hunger, Durst und Kälte in Notunterkünften

    Er ist einer von Tausenden, die in Zelten und vorübergehenden Notunterkünften leben müssen, die von Freiwilligen aufgestellt wurden und kaum ausreichen, um sie vor den Monsunregenfällen zu schützen. "Die Situation ist schlimmer als sie im Fernsehen erscheint", sagt Enjot.

    Wir hungern, sind durstig und frieren, ohne angemessene Zelte und Kleidung, mit keinem Zugang zu sauberem Wasser.

    Enjot, Erdbebenopfer

    Verzweifelt fasst er seine Situation zusammen: "Alles, das geblieben ist, ist die Kleidung die ich seit gestern getragen habe."
    Quelle: A. Jatmiko/N. Karmini, AP

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