Mindestens eine Tötung pro Tag:Iran: Amnesty kritisiert "Hinrichtungswelle"
27.07.2022 | 16:03
|
Im Iran sind dieses Jahr laut Menschenrechtlern mindestens 251 Menschen hingerichtet worden. Amnesty International spricht von einer "Hinrichtungswelle".
Die Todesstrafe werde im Iran in "systematisch ungerechten" Prozessen verhängt, kritisieren Menschenrechtsorganisationen. (Symbolbild)
Quelle: picture alliance / abaca
Amnesty International und eine weitere Menschenrechtsorganisation haben am Mittwoch eine "Hinrichtungswelle" im Iran angeprangert und ein Ende der Exekutionen verlangt. Im ersten Halbjahr 2022 hätten die iranischen Behörden "mindestens einen Menschen pro Tag hingerichtet", kritisierte die bei Amnesty für Nordafrika und den Nahen Osten zuständige Diana Eltahawy.
Einer gemeinsamen Erklärung von Amnesty und dem Abdorrahman-Boroumand-Zentrum für Menschenrechte im Iran zufolge wurden von Januar bis Ende Juni mindestens 251 Menschen in dem Land hingerichtet. Die tatsächliche Zahl dürfte sogar höher sein.
Amnesty: Verabscheuungswürdiger Angriff auf Recht auf Leben
Sollten die Hinrichtungen "in dieser entsetzlichen Geschwindigkeit" weitergehen, würden sie schon bald die 314 Hinrichtungen des gesamten Vorjahres überschreiten, hieß es weiter.
Der Staatsapparat führt massenweise Tötungen im ganzen Land aus.
Diana Eltahawy, Amnesty International
Das sei ein "verabscheuungswürdiger Angriff auf das Recht auf Leben", so Eltahawy. In 146 Fällen habe es sich um verurteilte Mörder gehandelt, hieß es. Mindestens 86 andere Menschen seien in Verbindung mit Drogendelikten hingerichtet worden.
Die Todesstrafe werde im Iran in "systematisch ungerechten" Prozessen verhängt, erklärten die beiden Organisationen. Geständnisse würden häufig unter Folter erzwungen.
Kritik an Massenhinrichtungen in Gefängnissen
In einem gemeinsamen Bericht werfen die Organisationen den iranischen Behörden zudem vor, regelmäßig Massenhinrichtungen in Gefängnissen vorgenommen zu haben, bei denen bis zu zwölf Menschen auf einmal exekutiert wurden.
Die Organisationen bestätigten zudem einen Bericht einer anderen NGO, wonach der Iran am Samstag die erste öffentliche Hinrichtung seit zwei Jahren vorgenommen habe.
Hartes Vorgehen gegen Kritiker im Iran
Den Organisationen zufolge hängt die Zunahme der Hinrichtungen womöglich mit dem Aufstieg Ebrahim Raisis zum Präsidenten und dem seines Nachfolgers im Amt des Justizchefs, dem Ex-Geheimdienstminister Gholamhossein Mohseni Ejei, zusammen.
Der Iran geht derzeit hart gegen mutmaßliche Kritiker vor. Gewerkschafter, Intellektuelle und auch Filmemacher sind verhaftet worden, unter ihnen auch die international preisgekrönten Filmemacher Mohammad Rasoulof und Jafar Panahi.
Quelle: AFP