Gemeinsam zur ISS:"Werden im All sicher einen Ball finden"
21.09.2022 | 17:32
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Die Beziehungen zwischen Russland und den USA sind wegen des Ukraine-Kriegs sehr angespannt. Jetzt sind russische Kosmonauten und ein US-Amerikaner gemeinsam ins All gestartet.
Mit einer Sojus-Trägerrakete sind erstmals wieder ein US-Astronaut und zwei Kosmonauten gemeinsam ins All gestartet - trotz schwerer politischer Spannungen zwischen beiden Ländern. An Bord einer russischen Raumkapsel hoben die Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie der Nasa-Astronaut Frank Rubio um 15.55 Uhr MESZ vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in der Steppe der Republik Kasachstan in Zentralasien ab. Den Start zur Internationalen Raumstation ISS zeigte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in einer Live-Übertragung.
Bei der Nasa war von einem "guten Start in den Sonnenuntergang" die Rede. Auch eine US-Delegation verfolgte die Mission vor Ort in Baikonur. "Der Crew geht es gut", sagte ein Nasa-Kommentator. Es ist der erste gemeinsame Flug seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar.
Raumkapsel transportiert wichtige Versorgungsgüter
Alle Stufen der Trägerrakete zündeten reibungslos, hieß es. Die Solarsegel an der Sojus-Kapsel hätten sich für den Weiterflug zur ISS "perfekt" entfaltet. Der Flug bis zum Außenposten der Menschheit in 400 Kilometern Höhe sollte rund drei Stunden dauern. An Bord hat die Crew auch 120 Kilogramm Nachschubmaterial für die ISS, darunter Hygiene- und medizinische Artikel, wissenschaftliche Apparate und persönliche Gegenstände der Kosmonauten.
Der 46-jährige Rubio sagte in Baikonur vor dem Start, er freue sich auf den Blick von dort oben auf die Erde. Gespannt sei er auf die "Dunkelheit und darauf, wie die Sterne von dort aus aussehen". Rubio hatte schon zuvor gesagt, dass die Raumfahrt eine Möglichkeit sei, auch in Zeiten politischer Spannungen gemeinsam etwas zu leisten.
Russland hatte zuletzt einen Ausstieg aus dem Projekt nach 2024 angekündigt, aber kein Datum genannt. Der Krieg gegen die Ukraine belastet die ohnehin schwierigen Beziehungen zusätzlich. Moskau beklagt, dass die von den USA und der EU erlassenen Sanktionen im Zuge des Kriegs die Arbeit in der Raumfahrt erschweren, darunter die Produktion der auch militärisch nutzbaren Raketen. Zeitweilig stand die Zusammenarbeit auch ganz auf der Kippe.
Ein halbes Jahr von den Familien getrennt
Die Crew sprach vorab nicht über den Krieg, sondern vor allem über Persönliches und den Alltag von Raumfahrern. Alle machten dabei deutlich, dass sie in dem halben Jahr auf der ISS vor allem ihre Familien vermissen würden. Das Schwerste werde für ihn persönlich die lange Trennung von seiner Frau und seinen vier Kindern sein, sagte der in Los Angeles geborene Astronaut Rubio, der seit 2017 bei der Nasa ist und nun zum ersten Mal ins All fliegt. Ein paar Familienfotos werde er mit zur ISS nehmen.
Es ist eine Ehre für mich, in die Fußstapfen früherer Raumfahrer zu treten.
Frank Rubio, Nasa-Astronaut
Für Prokopjew ist es bereits der zweite Flug ins All. Er sagte: "Wir spielen alle Fußball ...
Wir werden im All sicher einen Ball finden.
Sergej Prokopjew, russischer Kosmonaut
Er habe selbst schon Tennis und Badminton in der Schwerelosigkeit gespielt, sagte der 47-Jährige. Ansonsten sei der Tagesablauf wie auf der Erde auch: Tagsüber arbeiten, Nachtruhe sei von 23 bis 6 Uhr. "Ich schlafe besser als auf der Erde."
Die beiden Kosmonauten Prokopjew und Petelin reisen mit Rubio in einer Sojus-Raumkapsel vom Typ MS-22 zum Außenposten der Menschheit. Im Oktober soll die russische Kosmonautin Anna Kikina an Bord einer "Crew Dragon"-Kapsel von Elon Musks Firma SpaceX von den USA aus zur ISS fliegen. Die Flüge sollen Hoffnung geben, dass die Zusammenarbeit auf der ISS noch über Jahre fortgesetzt wird.
Quelle: dpa