Seit November lebt und arbeitet Astronaut Matthias Maurer auf der ISS. Weil wir oben nicht drehen können, hat er seine Kamera aufgebaut - und uns Bilder auf die Erde geschickt.
"Es geht mir super hier oben", berichtet Matthias Maurer aus dem Columbus-Modul, in dem er viele seiner Experimente macht. Vor ein paar Tagen hat er sich da oben sechsmal selbst Blut abgenommen. "Das war nicht so angenehm", sagt er, "aber ich bin hier oben eben auch ein Versuchskarnickel für medizinische Experimente."
Alltag auf der ISS: "Frühstück organisiert sich jeder selbst"
Die ISS rast mit 28.000 Kilometern pro Stunde um die Erde. Gerade ist sie über Asien. Es ist Samstag. Samstags ist Putztag auf der ISS, und sein Kollege Raja Chari ist gerade dabei, mit einem speziellen Vakuum-Sauger seinen Arbeitsplatz zu reinigen.
Das wird Maurer nach unserem Interview auch noch tun - Astronauten-Alltag in einer besonderen Wohngemeinschaft. Die WG-Regeln werden nicht von den Mitbewohnern gestaltet, sondern von der Bodenkontrolle, die Mitarbeiter*innen wechseln alle zwei Monate.
"Frühstück organisiert sich jeder selbst", berichtet Maurer. "Es gibt Essens-Vorräte in den verschiedenen Vorrats-Schränken, auch für das Mittagessen und die anderen Mahlzeiten."
- Die ISS in 3D: Entdecken Sie die Raumstation
Tippen Sie hier, um die interaktive Story zu starten.
Gelingt es, Pflanzen für Mond- oder Mars-Missionen zu entwickeln?
Nach dem Frühstück gibt es zahlreiche Schalten auf die Erde. Houston, danach München, Moskau, Japan - Teamabsprachen mit den Experten, die am Boden die Experimente betreuen. Und dann wird im Weltall geforscht. Den ganzen Tag.
Die sechs Blutproben zum Beispiel: Maurer hat eine Zentrifuge, mit denen er viele Blutwerte messen kann. Die anderen Kolleg*innen machen das auch, dann gibt es Vergleichsdaten. Das kann zum Beispiel Erkenntnisse für die Diabetes-Forschung liefern.
Dann zeigt er sein Modul. Pflanzen werden dort angebaut, es wächst was im All. Die Vorgänger-Crew postete ein Video, in dem im All gezüchtete Pepperoni durch die Raumstation fliegen. Sah kurios aus, ist aber knallharte Forschung. Es geht darum, Pflanzen zu entwickeln, die vielleicht auch auf Missionen überleben, bei denen Menschen zum Mond oder zum Mars fliegen.
Öffentlichkeitsarbeit als Astronaut auf der ISS
Die Social-Media-Accounts der Astronaut*innen begeistern Millionen Follower. Sie machen das All nahbar. Das ist Maurer wichtig. Er hat viel vor dort oben, um auch im Netz für Furore zu sorgen.
Im nächsten März wird es ein planetäres Mega-Event geben. Er wird oben im All live ein von Starkoch Tim Mälzer entwickeltes Menü kochen. Weltweit werden tausende Köche dasselbe tun, zeitgleich. An der Freiheitsstatue, am Taj Mahal, dem Pariser Triumphbogen aber auch in Flüchtlingslagern. So zumindest ist der Plan.
Prioritäten: Erst die Forschung, dann Social Media
"Um Aufmerksamkeit zu erzeugen, muss man auch schon große Events einstreuen", sagt Maurer. "Es gibt viele Fans der Raumfahrt, die wissen fast besser als ich, was wir hier oben alles machen (…), aber es gibt viele Menschen, die mit diesem Thema Raumfahrt, Klimawandel gar nicht konfrontiert wurden - und diese Menschen wollen wir erreichen."
Dafür müssten sie manchmal auch Kanäle aktivieren, die klassischerweise von der Raumfahrt oder von Astronauten noch nie bedient worden seien. "Heute gehören die sozialen Medien zum Standard eines Astronauten dazu, das war vor zehn Jahren noch ganz anders", sagt Maurer.
Der deutsche Astronaut Matthias Maurer forscht nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für seine Followerschaft auf den Sozialen Medien. Zwischen Kommerz und Kosmos im höchsten Labor des Universums.
Die Social-Media-Tätigkeiten aber dürfen seine Arbeit als Forscher nicht beeinträchtigen. Deshalb läuft all das in seiner Freizeit ab. Samstags, wenn die Station geputzt ist. Dabei ist dieser Teil der Mission inzwischen fast genauso wichtig wie die Forschung selbst. Den Weltraumagenturen geht der Nachwuchs aus, Fachkräftemangel, wie überall.
Maurer könnte auf der ISS 16 Mal Neujahr feiern
Auch an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen hat die Besatzung sich auf die Wissenschaft konzentriert. Erst danach konnten sie sich auf Weihnachten konzentrieren, berichtet Maurer. Es gab Videoschalten mit der Familie, damit man sich mal wieder sieht.
Der deutsche Astronaut Matthias Maurer verbringt sein erstes Weihnachstfest im Weltall. Mit sechs weiteren Menschen wird gemeinsam gefeiert.
Und Silvester? Wegen der verschiedenen Zeitzonen hätte Maurer sogar 16 Mal Neujahr feiern können.