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Notstand in Italien : Woher kommt die große Dürre?

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Italien hat den Notstand ausgerufen wegen einer großen Dürre im Land. Woher kommt die Trockenheit? Welche Rolle spielt der Klimawandel? Erklärungen von unserem Wetter-Experten.

Der Klimawandel ist keine ferne Gefahr. Gerade besonders betroffen ist Italien: Ausgetrocknete Flüsse, bedrohte Ernten und Wasserrationierungen sind im Norden des Landes derzeit an der Tagesordnung.

Ich habe noch nie eine so lange Trockenheit erlebt. (...) Wenn das Wasserproblem weiter anhält, droht mir ein hundertprozentiger Ernteausfall.
Gianluigi Tacchini, Reisbauer in Santa Cristina e Bissone

Die Trockenheit hängt mit dem Klimawandel zusammen und mit lokalen Faktoren wie veralteter Infrastruktur.

Die Dürre kündigte sich bereits im Winter an

Die Klimakrise ist allgegenwärtig und doch ist es vor allem der Überraschungseffekt, der Extremwetter zu einer Gefahr macht. Es trifft Menschen unvorbereitet. Doch kommt eine Dürre wie nun in Italien wirklich überraschend?

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Es gibt eine Vorgeschichte: Bereits im vergangenen Winter gab es zu wenig Regen und Schnee vor allem auf der Alpensüdseite. Schnee wirkt isolierend auf Gletscher, normalerweise liegen meterhohe Schneemassen. Dieser Schnee schmilzt normalerweise und füllt die Flüsse, was aber ausgeblieben ist. Gelegentliche Gewitter mit Starkregen können das Defizit nicht ausgleichen. Oberitalien trocknet aus.

Stattdessen findet eine zweite, ungewollte Schmelze statt: die der Gletscher. Bereits im Mai wurde sehr warme Luft aus Nordafrika nach Norden geführt; an die Alpen, nach Spanien, später auch nach Deutschland. Das wurde noch weiter verschärft durch Saharastaub, denn der dunkle Staub legt sich auf das Eis und erwärmt es weiter. Im Juni waren Plusgrade bis in große Höhen zu verzeichnen.

So bilden sich in den Bergen Schmelzwassertümpel. Rauschen diese Wassermassen gemischt mit Geröll und Eis talabwärts, sind sie zerstörerisch. Ein Gletschersturz in den Dolomiten am Sonntag kostete mindestens neun Bergsteiger das Leben. Der schneearme Winter und die Gletscherschmelze waren wichtige Faktoren dabei.

Die Situation in den Alpen ist so dramatisch wie nie. Zu wenig Niederschlag, zu hohe Temperaturen und Saharastaub beschleunigen die Eisschmelze. Gletscher können abrutschen.

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So reagiert Italien auf die Rekord-Dürre

Die Wasserknappheit zwingt Landwirte wie Gianluigi Tacchini zum Umplanen. Er halbierte seine Reis-Anbaufläche und pflanzte stattdessen Sonnenblumen an, die weniger Wasser brauchen. Nach Angaben des Bauernverbandes Coldiretti sind mehr als 30 Prozent der landesweiten landwirtschaftlichen Produktion und die Hälfte des Viehbestandes in der Po-Ebene bedroht.

  • Die Regierung verhängte am Montag einen Notstand für fünf Regionen: Emilia-Romagna, Lombardei, Friaul-Julisch Venetien, Venetien und das Piemont.
  • 36,5 Millionen Euro an Nothilfen gab die Regierung frei.
  • Die 250.000-Einwohner-Stadt Verona hat den Trinkwasserverbrauch rationiert.
  • Mailand und andere Städte haben dekorative Brunnen abgeschaltet.

Wasserverschwendung durch alte Infrastruktur

Verschlimmert wird die Krise auch durch kaputte Infrastruktur. Nach den Angaben der nationalen Statistikbehörde Istat von 2020 verliert Italien jährlich 36 Prozent seiner Wasserreserven wegen seiner veralteten Kanalisation und Speicherbecken. Mancherorts ist dieser Anteil deutlich höher: In der Adria-Stadt Chieti in den Abruzzen etwa beträgt er laut Istat sogar gut 70 Prozent.

Man hätte früher und besser investieren müssen, um das nationale Territorium und das wirtschaftliche und soziale System des Landes weniger anfällig für solche Ereignisse zu machen.
Francesco Cioffi, Hydrologe von der Universität La Sapienza Rom

"Das Fehlen einer wirksamen Politik zur Wasserressourcennutzung in den vergangenen Jahren" verschlimmere die Krise, betont Hydrologe Francesco Cioffi. Italien brauche nun "einen außergewöhnlichen Plan zur Modernisierung des Wassersystems und zur Fortentwicklung der Instrumente zur Vorhersage."

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Hitze in Europa: Keine Entspannung in Sicht

Italien ist nicht allein in dieser Notlage. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die iberische Halbinsel die schwerste Dürre seit 1.200 Jahren durchlebt. Zurückzuführen ist sie auf die Veränderungen der Luftströmungen. Das Azorenhoch dehnt sich stärker aus und die Trockenheit auch. Diese Veränderungen wirken bis in die Alpen.

Entspannung ist nicht in Sicht. "Auch in den nächsten drei Monaten könnte in großen Teilen Europas Trockenheit auftreten", schreibt der Deutsche Wetterdienst in einer Analyse von Mittwoch. Für Italien sind keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten. Eine sich aufbauende Hitzewelle hat Spanien bereits erfasst und könnte sich auf Frankreich und bis nach Deutschland ausweiten. Das Wetter und die Klimafolgen kennen keine Grenzen.

Weltkarte mit dem CO2-Ausstoß der Länder vor einer Windkraftanlage und einem Kohlekraftwerk
Grafiken

ZDFheute-KlimaRadar - Daten zum Klimawandel im Überblick 

Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.

von Moritz Zajonz
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