Mafia in Italien: Polizei verhaftet Chef der Cosa Nostra

    Mafia in Italien:Polizei verhaftet Chef der Cosa Nostra

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    Die italienische Polizei hat den Chef der sizilianischen Cosa Nostra, Matteo Messina Denaro, verhaftet. Er war seit drei Jahrzehnten auf der Flucht.

    Die italienische Polizei hat den meistgesuchten Mafioso des Landes verhaftet. Matteo Messina Denaro, der Chef der sizilianischen Cosa Nostra, wurde am Montag von Spezialkräften festgenommen, wie die Carabinieri mitteilten.
    Messina Denaro war drei Jahrzehnte auf der Flucht. Den Mafia-Jägern gelang die Festnahme in einer Privatklinik in Palermo, wo er sich behandeln lassen wollte. Der 1993 untergetauchte Mafioso gilt als Nachfolger der 2016 und 2017 in Haft verstorbenen historischen "Paten" Bernardo Provenzano und "Totò" Riina.

    Italiens Ministerpräsidentin spricht von "großem Erfolg"

    Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach von einem "großen Erfolg des Staates, der zeigt, sich nie gegenüber der Mafia geschlagen zu geben".
    Auch Italiens stellvertretender Regierungschef Matteo Salvini bestätigte die Verhaftung. Der "Superboss" Denaro sei festgenommen, schrieb Salvini im Messenger-Dienst WhatsApp. Er sei "tief bewegt" und danke "den Frauen und Männern des Staates, die nie aufgegeben haben und die Regel bestätigen, dass früher oder später auch die größten Verbrecher auf der Flucht geschnappt werden".

    Denaro auf Platz eins der meistgesuchten Kriminellen in Italien

    Messina Denaro wurde in Abwesenheit wegen etlicher Morde zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wird als Mitverantwortlicher für die tödlichen Bombenanschläge auf die Mafia-Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Jahr 1992 gesehen.
    Denaro stand auf Platz eins der Liste mit den meistgesuchten Kriminellen des italienischen Innenministeriums. Seit der Jahrtausendwende hatten die Ermittler versucht, den heute 60-Jährigen mit Hilfe von Festnahmen in seinem Umfeld und Beschlagnahmungen zu isolieren. Diese Strategie war nun erfolgreich.
    2015 entdeckten die Ermittler unter anderem, dass der nahe dem westsizilianischen Trapani geborene Denaro auf moderne Kommunikationsmittel verzichtete, um keine Spuren zu hinterlassen. Stattdessen bediente er sich der uralten Mafiamethode der "Pizzini" - verschlüsselte Botschaften auf einem kleinen Stück Papier -, um seinen Schergen Anweisungen zu geben. Das bisher einzige bekannte Foto des Flüchtigen stammte aus den frühen 1990er Jahren.

    Doku | ZDFinfo Doku
    :Comeback der Mafia

    Die Cosa Nostra agiert im Verborgenen, doch seit Jahren wehren sich die Bürger Siziliens gegen die Clans. Durch die Pandemie stürzt Italien in eine tiefe Krise. Droht ein Comeback der Mafia?
    Collage. Zwei italienische Polizisten miteinander im Gespräch (links) - zwei Hände halten einen Umschlag - Nahaufnahme (rechts).
    44:23 min
    Quelle: dpa, AFP