Der Erfinder der ZDF-Büchersendung "Das Literarische Quartett", Johannes Willms, ist tot. Der Historiker und Publizist starb im Alter von 74 Jahren in München.
Der Erfinder der ZDF-Büchersendung "Das Literarische Quartett", Johannes Willms, ist tot. Der Historiker und Publizist starb in der Nacht zu Dienstag im Alter von 74 Jahren in München, wie das ZDF berichtete.
"Das Literarische Quartett" und "aspekte"
Willms sei 1978 vom Hessischen Rundfunk zum ZDF gekommen, erinnerte der Sender. "Von 1988 bis 1992 leitete er Deutschlands ältestes Kulturmagazin 'aspekte', dem er zuvor bereits als Redakteur angehörte. In diese Zeit fiel auch die Konzeption der legendären Büchersendung 'Das Literarische Quartett' mit Marcel Reich-Ranicki."
Die Literaturrunde gibt es seit Jahrzehnten in verschiedenen Konstellationen. Besonders erfolgreich waren die Folgen der 1990er Jahre mit Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek, Sigrid Löffler und wechselnden Gästen.
Aktuell ist Thea Dorn alleinige Gastgeberin der jetzt neu ausgerichteten Büchersendung im Zweiten. Zuvor hatten sich Volker Weidermann und Christine Westermann davon verabschiedet.
Kulturkorrespondent für die "SZ" in Paris
Von 1993 bis 2000 leitete Willms das Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung" und ging anschließend als Kulturkorrespondent der "SZ" nach Paris. 2009 erhielt er den Prix de l'Académie de Berlin.
"In jüngerer Zeit trat Willms vor allen Dingen als Historiker mit zahlreichen Publikationen überwiegend zur Geschichte Frankreichs hervor", schilderte das ZDF. ZDF-Kulturchefin Anne Reidt ergänzte:
Autor mehrerer historischer Biografien
Willms wurde 1948 in Würzburg geboren und wuchs in Karlsruhe auf, wo sein Vater Richter am Bundesgerichtshof war. Johannes Willms hatte Geschichte, Politische Wissenschaften und Kunstgeschichte in Wien, Sevilla und Heidelberg studiert.
Neben seiner journalistischen Arbeit schrieb Willms mehrere Biografien, etwa über den französischen General Charles de Gaulle, Talleyrand und Mirabeau, schrieb aber auch über Stendhal und Balzac sowie über Bismarck und die Französische Revolution. Zuletzt war 2020 sein Buch "Der Mythos Napoleon. Verheißung, Verbannung, Verklärung" erschienen.