"Herbstmilch" war sein Regiedebüt, "Schlafes Bruder" sein größter Erfolg. Nun ist Regisseur Joseph Vilsmaier tot. Er starb im Alter von 81 Jahren.
Die Filmbranche trauert um Regisseur Joseph Vilsmaier. Filme wie "Herbstmilch" oder "Comedian Harmonist" machten ihn berühmt. Am Dienstag starb der 81-Jährige im Kreise seiner Familie.
"Ich bin der Sepp", stellte er sich gerne vor. Herzlich, bodenständig, geradeheraus, voller Energie und mitunter auch mal grantelnd - so kannten und liebten ihn Freunde und Kollegen. Gestern ist der Regisseur und Produzent im Alter von 81 Jahren in München gestorben, zuhause und friedlich, wie seine erwachsenen Töchter Janina, Theresa und Josefina am Mittwoch mitteilten:
Pianist, Kameramann, Regisseur Vilsmaier
Seine Kindheit hatte Vilsmaier in Pfarrkirchen in Niederbayern und in München verbracht. Nach der Schule studierte er Klavier am Münchner Konservatorium. Dann kam der Film. 1961 fing er als Materialassistent an, später wurde er Kameramann. Die Freude am Inszenieren entdeckte er erst spät. Zudem gründete er seine eigene Filmproduktion in Grünwald - die Perathon Medien GmbH.
Quelle: DPA
Erst mit fast 50 Jahren gab Vilsmaier sein hochgelobtes Regiedebüt mit "Herbstmilch" nach den Lebenserinnerungen der Bäuerin Anna Wimschneider, ab 1989 im Kino. In einer Hauptrolle: Seine Ehefrau, die tschechische Sängerin und Schauspielerin Dana Vávrová, die in vielen seiner Filme mitspielte. Als sie 2009 mit nur 41 Jahren an Krebs starb, war er untröstlich.
Österreichischer Filmpreis statt Oscar
Nach "Herbstmilch" folgen viele weitere Werke: Etwa der mit Preisen überhäufte Streifen "Comedian Harmonists" über das Vokalensemble der Weimarer Republik. Der Kriegsfilm "Stalingrad" über die verheerende Schlacht in Russland im Winter 1942. Oder der TV-Zweiteiler "Die Gustloff".
Sein größter internationaler Erfolg war die Literaturverfilmung "Schlafes Bruder" nach einem Roman von Robert Schneider. Das in Österreich spielende Drama wurde sogar für die Golden Globes nominiert. Die deutschen Hoffnungen auf einen Oscar im Jahr 1996 erfüllten sich nicht, dafür gab es den Österreichischen Filmpreis. Auch Niederlagen musste Vilsmaier einstecken, etwa die Kritiken an seinem Bergsteigerdrama "Nanga Parbat".
Abschiedsworte von Michael Bully Herbig und Hape Kerkeling
Zuletzt hatte der Münchner mit Michael Bully Herbig und Hape Kerkeling gedreht - die Komödie "Der Boandlkramer und die ewige Liebe", die im November ins Kino kommen soll. Herbig spielt darin den personifizierten Tod, der sich verliebt, Kerkeling ist als Teufel zu sehen. Herbig verabschiedete sich auf Facebook mit den Worten:
Auch Kerkeling ließ eine Nachricht verbreiten. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte Vilsmaier ein Ausnahmetalent und erinnerte an Auszeichnungen wie den Bayerischen Filmpreis oder den Bayerischen Verdienstorden. "Millionen Kino- und Fernsehzuschauer waren begeistert von seinen Regiearbeiten. Besonders beeindruckend war die neue Richtung, die er dem Heimatfilm gab", sagte Söder. Der Freistaat werde ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte: "Mit Joseph Vilsmaier verliert die deutsche Film- und Fernsehlandschaft einen leidenschaftlichen Künstler und äußerst erfolgreichen Regisseur. Mit seinen deftig-sinnlichen, wirklichkeitsnahen Geschichten hat er sie alle gekriegt - die ganze Breite des Publikums hat er beeindruckt." Trauer auch beim FilmFernsehFonds Bayern (FFF): "Er hat bayerische Lebenskunst in seinen Filmen ausgedrückt und mit Kinofilmen wie 'Comedian Harmonists' und 'Marlene' Denkmäler gesetzt und Klassiker geschaffen", erklärte Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein.
Vilsmaier: Bayerisches Lebensgefühl auf der Leinwand
In der Tat versuchte Vilsmaier das bayerische Lebensgefühl auf die Leinwand zu bringen, nicht heimattümelnd, sondern oft aus einer leicht ironischen Distanz heraus. Besonders am Herzen lag ihm "Die Geschichte vom Brandner Kaspar" von 2008, Vorläufer des neuen "Boandlkramer"-Films.
Franz Xaver Kroetz als Brandner Kaspar verführt darin den Tod (Herbig) zu Kartenspiel und Kirschgeist, um noch ein paar Lebensjahre herauszuschinden. Fast 59 Jahre habe er darauf gewartet, den Film zu drehen, sagte Vilsmaier damals.
Auch einen Erfolg außerhalb Bayerns hatte er im Blick: "Der bayerische Himmel ist eine Mentalitätssache", meinte er. "Die Menschen sind wortkarg und haben das Herz am rechten Fleck, sie sind manchmal grantig, manchmal nett, die haben alles drauf - daran haben die Leute auch im Norden Gefallen!"