Sie wurde berühmt mit aufreizenden Tänzen im Bananenrock: Josephine Baker erhält heute einen Platz im Pariser Pantheon. Sie ist die erste schwarze Frau, der diese Ehre zuteil wird.
Sie überwand einst die schlimmsten rassistischen Klischees, nun bekommt sie als erste schwarze Frau einen Platz in Frankreichs nationaler Ruhmesstätte: Josephine Baker wird am Dienstag in das Pariser Pantheon aufgenommen.
Ihr Grab bleibt in Monaco, doch die in den USA geborene Sängerin und Tänzerin erhält einen Gedenkort in der ehemaligen Kirche, in der Frankreich seine großen Militärs, Politiker, Forscher, Philosophen und Schriftsteller ehrt.
Baker kam 1925 als Tänzerin nach Paris und trat in der "Revue Nègre" auf. Das Plakat zeigt sie neben einem affenähnlichen, grinsenden Wesen. Später tanzte sie barbusig im Bananenröckchen. Das koloniale Frankreich war von der exotisch-erotischen Gestalt fasziniert.
Baker wurde Tänzerin und Geheimagentin
Indem Josephine Baker der französischen Armee bei ihrem Widerstand gegen die Nazis ihre Dienste anbot, überwand sie die Stereotypen auf ihre Weise. "Von Beginn des Zweiten Weltkriegs an führte sie ein Doppelleben: als Revuetänzerin und als Agentin", erklärt der Historiker Géraud Létang.
Sie transportierte Notizen, die mit unsichtbarer Tinte geschrieben waren, und gab den französischen Geheimdienstchef als ihren Manager aus, so dass er den Kontrollen der deutschen Besatzer entging. Für ihren Einsatz als Widerstandskämpferin wurde sie später mit militärischen Ehren ausgezeichnet.
Ein politischer Volltreffer
Ihre Aufnahme ins Pantheon ist eine hochpolitische Angelegenheit. Präsident Emmanuel Macron, der historische Persönlichkeiten und emotionale Reden liebt, schenkt den Franzosen damit zum dritten Mal eine Heldenfigur:
Nach der Politikerin und Auschwitz-Überlebenden Simone Veil und dem Schriftsteller Maurice Genevoix eine weitere Frau, die sechste überhaupt im Pantheon, zudem eine Afroamerikanerin, die 1937 durch ihre Heirat Französin wurde."Es gab keinerlei kritische Stimmen", heißt es zufrieden im Élysée.
Ein politischer Volltreffer also, eine Geste, gegen die nicht einmal von Rechtsaußen mobil gemacht wird. Für Macron ist dies im beginnenden Präsidentschaftswahlkampf eine wunderbare Gelegenheit, die "Werte der Republik" zu feiern, die Josephine Baker seiner Ansicht nach verkörpert. "Es geht um alle ihre Kämpfe, die sie geführt hat", betont der Élysée.
Baker adoptierte zwölf Kinder
Auch im Privatleben bekämpfte sie Rassismus und gründete mit ihrem vierten Ehemann eine "Regenbogenfamilie": Weil sie selbst keine Kinder bekommen konnte, adoptierten die beiden zwölf Kinder aus unterschiedlichen Ländern. "Maman hat uns trotz all unserer Unterschiede zu einer Familie zusammengeschweißt", erinnert sich der heute 70 Jahre alte Akio Bouillon, der in Japan geboren wurde.
Die Kinder wuchsen auf einem Schloss, dem Château Milandes, in der Dordogne auf, das heute Touristen anzieht. Josephine Baker war es jedoch nicht vergönnt, ihren Lebensabend dort zu verbringen. Sie geriet in finanzielle Schwierigkeiten und wurde schließlich von Fürstin Gracia Patricia in Monaco beherbergt.
In dem Sarg, der am Dienstag von Mitgliedern der Luftwaffe feierlich ins Panthéon getragen wird, befindet sich je eine Handvoll Erde aus ihrer amerikanischen Heimat, aus Paris, der Dordogne und aus Monaco. Josephine Baker hat fortan einen offiziellen Platz im französischen Ruhmestempel: Grabnische Nummer 13.