Die Berliner Soul-Sängerin Joy Danalane hat ein neues Album vorgelegt. Als erste deutsche Künstlerin erscheint sie bei der legendären Motown-Hitfabrik.
Die Berliner Soul-Sängerin Joy Denalane erscheint als erste deutsche Künstlerin mit ihrem neuen Album bei der Motown-Hitfabrik. Dabei betont sie: "Soulful kann jeder sein."
Es hat Klick gemacht. Ein magischer Moment, den Joy Denalane wohl nie vergessen wird:
Die Soul-Queen aus Berlin lächelt bescheiden. "Was Größeres gibt es eigentlich nicht." Ein Vertrag beim US-Label Motown ist für Soul-Musiker wie der Oscar für Filmgrößen oder der Nobelpreis für herausragende Literatur. Mehr geht nicht.
Erste deutsche Künstlerin bei Motown Records
Der weltberühmte Motown-Sound aus Detroit ist schwarzer Soul, der auch Weiße begeistert. Seit über sechzig Jahren produziert das US-Label Stars am Fließband. Aretha Franklin, Diana Ross, Michael Jackson, Stevie Wonder oder Amy Winehouse und nun als erste deutsche Künstlerin überhaupt: Joy Denalane.
Ihre Geschichte klingt wie ein modernes Märchen. Vater aus Südafrika, Mutter aus Heidelberg. Sie verliebten sich beim Studium. Sechs Kinder. Joy war die erste Tochter. "Meine Eltern haben sich immer ein Mädchen gewünscht. Dann kamen erst zwei Söhne. Deswegen heiße ich Joy, weil sich meine Eltern so gefreut haben."
Joy Denalane erzählt über ihre Herkunft und wie sie als Kind damit umgegangen ist.
Aufgewachsen ist sie am Berliner Gleisdreieck in bescheidenen Verhältnissen. Als wir uns zum Gespräch verabredet haben, staunt sie. Das alte Mietshaus wurde abgerissen, überall schicke Neubauten. Wo in der Mauerstadt die Welt zu Ende war, ist in den letzten Jahren ein beliebter Park entstanden. Bauarbeiter pfeifen Joy nach. Eine Radfahrerin bremst begeistert. "Ich liebe Dich. Deine Musik."
Joy Denalanes Botschaft: Liebe statt Hass
Let yourself be loved. Lass dich lieben statt zu hassen. Das ist die Botschaft auf ihrem neuen, vierten Album. Die Songs wurden in New York und München-Unterföhring eingespielt. Klassischer Soul vom Feinsten. Als wären die Motown-Sechziger wieder zurück. "Wir haben uns vorgenommen, einfach die bestmögliche Platte zu machen. Das war die einzige Prämisse und natürlich eine Soul-Platte."
Warum Soul? Ist das nicht der Sound von gestern, die Musik der Eltern? Joy lächelt dieses spezielle Joy-Lächeln: "Soul is the truth and nothing but the truth. Soul hat Dringlichkeit und Soul lässt einfach die ganze Palette an Gefühlswelten zu. Nicht nur das leise Zerbrechliche, sondern auch das laute Stimmgewaltige."
Ihr neues Album hat Motown überzeugt. Ethiopia Habtemariam, schwarze Chefin der Hitfabrik, schwärmt über Joy Denalane: "Wir waren total begeistert von ihr. Einfach ihre Stimme, ihre Musik, ihre Geschichte. Wofür sie als Frau steht. Sie hat ein Wahnsinns-Album gemacht."
Erfolge mit Partner Max Herre in Deutschland
Zu Beginn ihrer Karriere sang Joy auf Deutsch. Über Liebe und Leid. Soul-Musik gab ihr Schutz, Stärke und Halt. Auch sie wurde wegen ihrer Hautfarbe beschimpft, selbst im coolen Berlin. Sie hielt durch. Gemeinsam mit Partner Max Herre kamen die Erfolge.
Wie trifft die Corona-Krise die zwei als Paar, als Eltern und als Musiker? Stachelt sie die Kreativität an - oder lähmt sie?
In Deutschland ist sie mittlerweile kein Geheimtipp mehr. Das soll sich auch in den USA ändern, hofft Motown-Vordenkerin Habtemariam: "Ich sehe schon, wie sie unsere Hitlisten dominieren wird."
Auch die Berliner Soul-Sängerin kann in Lockdown-Zeiten nirgendwo auftreten. Wie abertausende Künstler ist sie zum Nichtsstun verdammt. Selbst sie macht sich große Sorgen um die Zukunft. "Ich würde sagen, dass Kultur ein unglaublich wichtiger Teil ist, um in einer Corona-Krise Trost zu finden, Sicherheit zu finden."
Guter Soul hilft, was sonst? "Man kann mit Musik die Welt besser machen. Das auf jeden Fall." Joy Delanane winkt uns zum Abschied fröhlich zu.