Seit 1.700 Jahren gibt es jüdisches Leben in Deutschland. Doch noch immer auch Ausgrenzung. Ein Gastkommentar von Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden.
Juden leben seit mindestens 1.700 Jahren in deutschen Landen, vermutlich sogar länger. Das älteste schriftliche Zeugnis ist das Edikt aus dem Jahr 321, das es Juden in Köln gestattete, Mitglied des Stadtrats zu werden. Dieses wertvolle Zeugnis, das die Existenz von Juden auf dem Territorium Deutschlands seit 1.700 Jahren belegt, nehmen wir in diesem Jahr zum Anlass für ein Festjahr.
Bundesweit ist eine Fülle von Veranstaltungen geplant, die die jüdische Geschichte, Religion und Kultur näherbringen. Höhepunkte sollen das Kulturfestival "Mentsh" und das Laubhüttenfest "Sukkoth XXL" werden. Leider wird im ersten Halbjahr die Corona-Pandemie vermutlich noch für einige Veranstaltungen eine Hürde darstellen.
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Historische Zeugnisse jüdischen Lebens
Doch auch jenseits der zahlreichen geplanten Projekte gibt es in Deutschland eine Fülle von historischen Zeugnissen jüdischen Lebens - es lohnt sich zu jeder Zeit, diese Stätten zu besuchen. Beispielhaft seien die SchUM-Städte Mainz, Worms und Speyer genannt. Ebenso gibt es in meiner Heimat Franken viele restaurierte Synagogen, die die Geschichte des einstigen Landjudentums erzählen.
In Köln dürfen wir uns in wenigen Jahren auf die Eröffnung der Archäologischen Zone und des Jüdischen Museums freuen, in dem das mittelalterliche jüdische Viertel wieder erfahrbar werden wird. In Thüringen gibt es zum Beispiel in Erfurt und im kleinen Dörfchen Berkach in der Nähe von Suhl ganz wunderbar erhaltene Mikwen sowie Synagogen, die für 900 Jahre jüdisches Leben in Thüringen stehen.
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Dunkle Seiten der Geschichte nicht ausblenden
In Berlin und Frankfurt zeigen die Jüdischen Museen mit neuen Ausstellungen die jüdische Geschichte. Es gibt auch Zeugnisse, die die dunklen Seiten der deutsch-jüdischen Geschichte widerspiegeln - die im Festjahr nicht ausgeblendet werden. So findet sich an zahlreichen Kathedralen die Statue "Ecclesia", die die siegreiche christliche Kirche darstellt, sowie die Figur der "Synagoga", die auf abfällige Weise das Judentum symbolisiert.
Noch abstoßender sind die sogenannten "Judensauen" in vielen alten Kirchen. Hier wurden Juden auf übelste Weise verhöhnt. Diese steinernen Zeugnisse stehen für den über Jahrhunderte währenden Antijudaismus der Kirchen, der zum Glück Geschichte ist.
Vor 1.700 Jahren wurde eine kaiserliche Verordnung erlassen, die die Existenz jüdischen Lebens in Deutschland belegt. Das wird nun bundesweit mit Veranstaltungen gefeiert.
Vorurteile zum Judentum in den Köpfen
Daneben sind die Gedenkstätten nicht zu vergessen, in denen an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen erinnert wird. Sie sind vor allem in pädagogischer Hinsicht eine wichtige Säule. Denn leider stellen wir fest, dass das Wissen über das Judentum sowie über die Schoa in Deutschland gering sind. Noch immer stecken in vielen Köpfen uralte antisemitische Vorurteile.
Selbst Menschen, die keinen Juden persönlich kennen und sich für das Judentum nicht interessieren, kennen diese Klischees. In vielen nicht-jüdischen Familien hat sich der Blick auf Juden als etwas Fremdes über Generationen erhalten. Das Festjahr "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" wird einen kleinen Beitrag leisten, um diese Fremdheit abzubauen.
Mehr Aufklärung über Antisemitismus nötig
Langfristig betrachtet spielen jedoch die Schulen eine viel entscheidendere Rolle. Hier dürfen Juden nicht nur als Opfer Thema im Unterricht werden, sondern die ganze Breite der jüdischen Kultur und Geschichte muss vermittelt werden. Darüber hinaus brauchen wir viel mehr Aufklärung über Antisemitismus. In den vergangenen Jahren ist in dieser Hinsicht viel in Bewegung gekommen.
Ich bin zuversichtlich, dass wir sowohl über die Bildung als auch über Begegnungen, wie sie jetzt das Festjahr ermöglicht, in der Bekämpfung des Antisemitismus vorankommen werden. Wir werden die Corona-Pandemie in den Griff bekommen. Und ebenso ist es möglich, größere Kreise der Bevölkerung als bisher gegen Antisemitismus zu immunisieren.
- "Unsere kollektive Verantwortung bleibt"
Im Bundestag ist der NS-Opfer gedacht worden. Bundestagspräsident Schäuble und die Holocaust-Überlebende Knobloch warnten vor einem Erstarken von Hass-Ideologien.
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