Bei einem Attentat auf ein Bildungszentrum in der afghanischen Hauptstadt Kabul wurden mindestens 19 Menschen getötet, 27 weitere verletzt. Unter den Opfern seien viele Frauen.
Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Bildungszentrum in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Freitag mindestens 19 Menschen getötet worden. Weitere 27 Menschen seien verletzt, sagte ein Polizeisprecher.
Die Studenten hätten sich vor dem Anschlag auf eine Prüfung vorbereitet. Einem Augenzeugen zufolge ist ein Großteil der Opfer weiblich. Der Angriff ereignete sich in einem überwiegend von der schiitischen Bevölkerungsgruppe der Hasara bewohnten Viertel Kabuls.
Familien eilten zu Krankenhäusern
Die getroffene Bildungseinrichtung bereitet überwiegend erwachsene Frauen und Männer auf die Aufnahmeprüfungen für Universitäten vor. Videos in Online-Netzwerken und Fotos in lokalen Medien zeigten blutverschmierte Opfer, die vom Tatort davongetragen wurden.
Familien eilten zu den Krankenhäusern der Gegend, wo Krankenwagen mit Opfern eintrafen. Dort hingen Listen mit bestätigten Toten und Verletzten aus. Ein Student und Augenzeuge in einer Klinik berichtete:
Auch ein AFP-Journalist beobachtete, dass die meisten in Kliniken transportierten Opfer weiblich waren.
"Afghanistan ist das einzige Land auf der Welt wo die Frauen ihre Kinder verkaufen können, aber keiner Arbeit nachgehen können", sagt Zarifa Ghafari, ehemalige Bürgermeisterin von Maidan Shahr.
Stadtteil mehrfach Ziel tödlicher Angriffe
Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums hatte zuvor auf Twitter geschrieben, dass Sicherheitsteams den Tatort erreicht hätten und weitere Details zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben würden.
Der Angriff ereignete sich im Viertel Dascht-e-Bartschi im Westen Kabuls, das vor allem von schiitischen Muslimen aus der Minderheit der Hasara bewohnt wird. Der Stadtteil war bereits mehrfach das Ziel tödlicher Anschläge, die sich oft gegen Bildungseinrichtungen und insbesondere Kinder und Frauen richteten.
Deutsche Botschaft verurteilt Attentat
Die deutsche Botschaft in Afghanistan, die derzeit von Doha und Berlin aus arbeitet, äußerte sich auf Twitter "entsetzt über den verabscheuungswürdigen Anschlag". Die Botschaft erklärte den Angehörigen ihr "aufrichtiges Beileid" und schrieb:
Was hat sich ein Jahr nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan geändert? Mima-Reporter Sebastian Ehm war u.a. auf dem legendären Highway 1 unterwegs, der 2003 vom früheren afghanischen Präsidenten Karsai eingeweiht wurde.
Bestimmte Bevölkerungsgruppe im Visier
Die Hasara machen rund zehn bis 20 Prozent der 38 Millionen Afghanen aus. Sie sind seit Jahrzehnten der Verfolgung ausgesetzt. Den radikalislamischen Taliban wurden schon Übergriffe auf die Bevölkerungsgruppe vorgeworfen, als sie zwischen 1996 bis 2001 erstmals an der Macht waren. Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 wurden erneut ähnliche Vorwürfe laut.
Auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zielt mit ihren Attacken oft auf die Hasara. Sowohl Taliban als IS sehen die Gruppe als Ketzer an.