Ab in die Kältekammer: Was Kryotherapie bringen kann

    Kältekammern im Trend:Nordpol-Gefühl für 20 Euro

    von Ina Baltes
    |

    In Großstädten sieht man sie häufiger: Kältekammern. Die sogenannte Ganzkörperkältetherapie kommt aus dem Spitzensport. Nun könnte jeder drei Minuten bei minus 110 Grad erleben.

    Max Wilschrey ist Fußballer. Er trainiert mehrmals die Woche und geht danach in die Kältekammer. Das nennt sich im Fachjargon "Ganzkörperkältetherapie". Die Zahl der Studios, die so etwas für Gesundheit und Wellness anbieten, steigt. In Köln ist Wischrey Stammkunde bei einem Anbieter.

    Mit Stirnband oder Handschuhen drei Minuten in die Eisbox

    Ein Vorteil: Der Gang in die Eisbox ist extrem schnell erledigt. Einchecken, ausziehen und in der Unterwäsche drei Minuten lang in einen großen Kasten steigen. Der sieht aus wie ein Kühlschrank mit Glasfenster vorne. Minus 110 Grad herrschen drinnen, es dampft vor Kälte. Wilschrey trägt ein Stirnband, um die Ohren zu schützen. Andere Kund*innen gehen mit Handschuhen und FFP2-Maske in die Kammer. Die Maske schützt die Lunge vor der extremen Kälte.
    Drei Minuten ist die Standardzeit, die man in der Kältekammer verbringt. Das kostet, je nach Anbieter, 20 bis 30 Euro. Im Abo sind rund 130 Euro pro Monat zu zahlen, dann kann man so oft kommen, wie man möchte. Die meisten Kunden steigen rund einmal die Woche in die Kammer, sagt Petra Magrian von "Cryopoint".
    Kältekammer bei minus 110 Grad
    Maske, Stirnband und Handschuhe: damit die minus 110 Grad nicht zu eisig werden.
    Quelle: dpa

    Kaum Studien zu Effekten der Kryotherapie

    Kryo kommt aus dem Griechischen und bedeutet "kalt". Im Spitzensport wird Kryotherapie zur schnelleren Regeneration schon seit Jahrzehnten angewendet.
    Die Studienlage zu den Effekten ist aber dünn. Es gibt bisher nur wenige, kleinere Studien, die die langfristige Wirkung extremer Kälte auf den Körper untersucht haben. Das liegt ganz einfach daran, dass wissenschaftlich sehr schwer zu belegen ist, ob positive Effekte wirkllich auf die Kälte zurückzuführen sind.

    Kälte hilft gegen Schmerzen bei Rheuma

    Bei einigen Krankheiten ist die positive Wirkung der Kryotherapie aber zumindest gut erprobt und wird in der Therapie schon lange eingesetzt. Bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen zum Beispiel lindert Eiseskälte sehr häufig den Schmerz.
    [Schmerz ist nicht gleich Schmerz, sagt Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim in der Wissenskolumne von Terra-X- und erklärt wie Medizin auch ohne objektive Schmerzmessung gerechter werden könnte.]

    Kryotherapie nicht ungefährlich für Vorerkrankte

    Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule in Köln sieht den Kälte-Trend für Nutzer jenseits des Spitzensports ambivalent: Zum einen sei alles zu befürworten, was das Wohlbefinden steigere. Es gebe kleinere Studien, die sagen, dass die Kältetherapie das Immunsystem stärke und sich auch positiv auf die Psyche auswirke, weil durch die Kälte Endorphine und Dopamin ausgeschüttet würden.
    Auf der anderen Seite, so Predel, könnte der Gang in eine Kältekammer für Ältere und Vorerkrankte gefährlich sein. Es könnte zum Beispiel ein Asthmaanfall ausgelöst werden, auch die Wirkung auf die Herzkranzgefäße könnte bedenklich sein. Daher empfiehlt er für Ältere und Vorerkrankte vor dem Gang in die Kältekammer unbedingt eine ärztliche Voruntersuchung.

    Einfluss auf Gesundheitsprobleme unklar

    Claudia Hillebrand schwört auf die Kältekammer. Sie kommt regelmäßig zu "Cryopoint", musste aber kürzlich wegen einer Corona-Erkrankung aussetzen. Dadurch habe sie gemerkt, so sagt sie, wie ihr die Kältebehandlung fehle. Sie hat leichtes Rheuma, die Schmerzen würden gelindert. Früher so erzählt sie, wurde ihr auch immer schnell kalt und fröstelig. Auch dieses Gefühl sei durch die Kältekammer verschwunden.
    Anhand der Studienlage jedenfalls, so Hans-Georg Predel, ist kaum zu beurteilen, ob die Kältekammer bei Gesundheitsproblemen oder auch nur zur Steigerung des Wohlbefindens wirksam und sinnvoll ist. Aber man dürfe auch eines nicht vergessen:

    Wenn man sich nach dem Gang in die Kältekammer gut fühlt, ist schon viel Positives erreicht.

    Prof. Hans-Georg Predel, Deutsche Sporthochschule in Köln

    Kältekammer gegen den Muskelkater

    Fußballer Wilschrey fühlt sich nach den drei Minuten in der Kältekammer erfrischt. Zudem helfe die Eiseskälte seinem Körper, sich nach dem Training schneller zu regenerieren und verhindere Muskelkater.

    Der Moment, wenn man rauskommt, ist der Beste.

    Max Wilschrey, Fußballer und Kältekammerkunde

    Ina Baltes berichtet für das ZDF aus dem Landesstudio Nordrhein-Westfalen.

    Mehr Gesundheits-Themen