Kaffee aus dem Regenwald ohne Abholzung und Monokulturen

    Kaffee aus dem Regenwald:Genuss ohne Abholzung und Monokulturen

    von Sarah Mabrouk
    25.06.2022 | 07:29
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    Das Lieblingsgetränk der Deutschen ist eine der Hauptursachen für die Abholzung von Regenwäldern. Kann Kaffee auch klima- und umweltfreundlich angebaut werden?

    Kaffee ist nach Erdöl der meistgehandelte Rohstoff der Welt und der Deutschen Lieblingsgetränk. Doch der Anbau schadet der Umwelt und bietet den Produzenten kaum eine Existenzgrundlage.21.10.2022 | 29:50 min
    In Honduras wendet die Initiative Catracha eine Mischung aus moderner Permakultur und traditionellen indigenen Anbaumethoden an, um die Kaffeeproduktion im Regenwald nachhaltiger zu gestalten. Nicht nur die Umwelt profitiert davon, auch die Bauern.

    Immer mehr Kaffeebauern geben auf

    Durch Mittelamerika fegt seit 2012 eine massive Emigrationswelle. Hauptauslöser dafür sind der Klimawandel und die damit einhergehenden Plagen und Naturkatastrophen, die die Anzahl von Kaffeeplantagen - Lebensgrundlage für einen Großteil der Bevölkerung - dezimieren.

    Plan B
    Sendungsteaser Plan B
    Quelle: ZDF

    Mehr Dokumentationen von plan b und Hintergründe dazu finden Sie jederzeit in der ZDF-Mediathek oder samstags um 17:35 Uhr im TV.

    Jedes Jahr geben Tausende Kaffeebauern auf und schließen sich sogenannten Migranten-Karawanen an, die sich zu Fuß in Richtung Nordamerika aufmachen. Hinter dem Exodus steckt auch ein Wandel im Kaffeeanbau, der die Landschaften in Mittelamerika in wenigen Jahrzehnten radikal verändert hat: der Sonnenanbau.

    Sonnen- statt Schattenanbau hat Schattenseiten

    Kaffee wächst von Natur aus im schattigen Wald - doch beeinflusst durch Webekampagnen von internationalen Agrochemie-Konzernen holzen Kaffeebauern immer mehr Regenwälder ab und stellen ihre Plantagen auf Sonnenanbau-Monokulturen um.
    In den 1970er Jahren wurden die ersten hybriden "sonnenresistenten" Kaffeesorten entwickelt, die kurzfristig höhere Erträge erzielen. Doch die Steigerung hat einen hohen Preis. Ohne den Schatten und die Nährstoffe des Waldes müssen die Pflanzen mit viel Bewässerung, Düngemitteln, Fungiziden und Pestiziden am Leben gehalten werden. Das kostet Geld, manchmal mehr als die Erzeuger verdienen Und es führt zu Erosion und ausgelaugten Böden. Nach einigen Jahren bleibt vielen Bauern nichts übrig als ihre Plantagen zu verlassen.
    Im Morgenmagazin ist Kaffee ein Kernthema! Das belebende Getränk kommt allerdings in vielen Zubereitungsarten und Varianten daher.16.05.2022 | 3:07 min

    Kaffee aus dem "Food Forest"

    Mayra Orellana-Powell und ihr Ehemann, Lowell Powell gehen in Honduras einen anderen Weg. "Das Problem beim Sonnenanbau ist, dass man mit dieser Art vielleicht fünf Jahre lang gute Ernten erzielt. Dann muss man die Pflanzen rausreißen und von vorne anfangen oder neue Wälder abholzen", so die 47-jährige Mayra Orellana-Powell. Wenn man stattdessen Schattenbäume pflanze, baue man die Böden und dadurch auch die Kraft der Pflanzen auf.
    Orellana-Powell kommt aus einer ärmlichen Kaffee-Anbauregion in Honduras. Im Alter von 13 Jahren wanderte sie mit einem Auslandsstipendium in die USA aus. Inzwischen ist sie mit ihrem Ehemann, einem ehemaligen Anwalt, in ihr Heimatdorf Santa Elena zurückgekehrt. Gemeinsam gründen sie "Catracha Coffee" - eine Initiative, die sowohl den Kaffeebauern als auch der Umwelt dient.

    Klimafreundliche Anbau-Alternativen

    Vor Ort betreibt das Paar in Kooperation mit lokalen Kaffeebauern Wiederaufforstung und zeigt den Erzeugern nachhaltige Anbaumethoden ohne Monokulturen. Zudem kaufen sie den Bauern die klimafreundlichen Bohnen zu Preisen ab, die weit höher sind als bei Fair Trade. So können die Kaffeebauern ihren Lebensunterhalt gut bestreiten.
    Schatten-Polykultur lautet die klimafreundliche Anbau-Alternative von Catracha. Die Initiative arbeitet mit achtzig Kleinbauernfamilien zusammen, die ihren Kaffee im Wald anbauen, unter diversen Schatten- und Obstbäumen und zwischen anderen Kulturpflanzen.
    Das bringt den Erzeugern neue Einnahmequellen, fördert die Biodiversität und wirkt dem Klimawandel und seinen Auswirkungen entgegen.

    Wir müssen fair mit den Menschen und der Natur umgehen, wenn wir weiterhin Kaffee konsumieren wollen.

    Mayra Orellana-Powell

    Schutz gegen Klimawandel und Naturkatastrophen
    Im Jahr 2020 wurde Honduras von zwei kurz aufeinander folgenden schweren Hurrikanen heimgesucht. Hunderttausende Menschen, vor allem in der Kaffeeanbauregion Santa Barbara, verloren ihr Zuhause und verließen das Land.
    Lowell Powell, Mitgründer von Catracha, erklärt warum die Aufforstung in Santa Elena Wirkung gezeigt hat: "Wenn ein Hurrikan auf Berge stößt, auf denen keine Bäume mehr stehen, rutschen die Hänge weg. Genau das ist in Santa Barbara passiert. Hier in Santa Elena hatten wir zwar schlammige Straßen, aber wir haben keine Kaffeeplantagen verloren."
    Die Catracha Initiative stellt sich gegen einen von Chemie- und Saatgutkonzernen ausgelösten Abholzungs-Trend. Ihr Erfolg zeigt, dass klimafreundlicher Kaffeeanbau möglich ist.

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