Neue Vorwürfe: Druck auf Kölner Kardinal Woelki wächst

    Kölner Erzbistum in der Krise:Neue Vorwürfe: Druck auf Woelki wächst

    von Dorthe Ferber
    |

    Kölns Kardinal Woelki, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt, reist bald nach Rom. Gläubige und Hauptamtliche des Erzbistums rufen den Papst auf, Woelkis Rücktritt anzunehmen.

    Das Bild zeigt Rainer Maria Woelki, Kardinal von Köln, gegen den aktuell die Staatsanwaltschaft ermittelt.
    Gläubige und Geistliche aus dem Erzbistum rufen Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki dazu auf, sein Amt ruhen zu lassen.
    Quelle: dpa

    Kölns Katholiken-Krise geht in die nächste Runde: Seit Tagen schlagen die Ermittlungen gegen Kardinal Rainer Maria Woelki wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung hohe Wellen. Es geht um die Frage, wann Woelki von den Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz erfahren hat.
    Woelki hatte eidesstattlich versichert, das sei erst im Sommer 2022 der Fall gewesen. Stimmt nicht, sagt Hildegard Dahm, ehemalige Assistentin des Personalchefs im Erzbistum. Sie habe dem Kardinal bereits 2015 eine Liste mit Namen mutmaßlicher Missbrauchstäter vorgelegt, auf der auch der Name Winfried Pilz gestanden habe.

    Woelki sieht sich "an den Pranger gestellt"

    Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Kardinal, das allein sorgt schon für Aufsehen. Die harsche Reaktion des Erzbistums auf die Aussagen von Hildegard Dahm erst recht: Woelki lässt mitteilen, man werde "arbeitsrechtliche Schritte" gegen Dahm prüfen, die weiter im Bistum beschäftigt ist. Er sehe sich "an den Pranger gestellt", es handele sich um "uralte Geschichten".
    Daraufhin solidarisieren sich jetzt hauptamtlich Mitarbeitende des Bistums öffentlich mit Dahm. Sie trage mit ihrem Schritt an die Öffentlichkeit dazu bei, "die Vertuschungsstrategien der Kölner Bistumsleitung zu entlarven", sagt Gemeindereferentin Marianne Arndt.

    Mitarbeiter fordern Woelki auf, Amt ruhen zu lassen

    Dahms Haltung sei von "tiefer Loyalität zu ihrem Arbeitgeber geprägt", ergänzt Pastoralreferent Peter Otten: "Uns als Mitarbeiter*innen fällt es zunehmend schwer, uns loyal zu unserem Arbeitgeber zu verhalten."
    In einem Schreiben fordern sie und weitere Unterzeichnende Woelki auf, sein Amt ruhen zu lassen, so lange die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen andauern.

    Gläubige, Geistliche und Laienvertreter wenden sich von Woelki ab

    Erst im Frühjahr war Woelki aus einer "geistlichen Auszeit" ins Kölner Bistum zurückgekehrt, zuvor war er wegen seines Umgangs mit einem Missbrauchsgutachten in die Kritik geraten. Seither gelingt es Woelki weiter nicht, sein Bistum zu befrieden.
    Dem Kardinal laufen inzwischen nicht nur die Gläubigen davon, sondern auch kirchliche Amtsträger. Anfang September blieben so viele Geistliche und Laienvertreter dem wichtigsten Beratungsgremium des Erzbistums fern, dass der so genannte Diözesanpastoralrat nicht mehr beschlussfähig war. Anfang Oktober wenden Woelki 150 Messdiener auf einem Gottesdienst in Rom demonstrativ den Rücken zu - ein Eklat.
    Stadtansicht Köln mit Dom am Abend
    Schmerzensgeld für Missbrauchsopfer01.11.2022 | 9:27 min

    Forderung: Vatikan muss auf Fall Woelki reagieren

    Die engagierten Katholikinnen und Katholiken im Bistum litten unter der Situation, erklärt Tim Kurzbach, Vorsitzender des Diözesanrats im Erzbistum. Kurzbach fordert von den deutschen Bischöfen, die nächste Woche alle gemeinsam zu ihrem turnusmäßigen Besuch nach Rom reisen:

    Sie müssen die Römer auf die Kölner Frage stoßen! Sie dürfen nicht zurückkehren, ohne auf eine klare Antwort gedrängt zu haben.

    Tim Kurzbach, Vorsitzender des Diözesanrats im Erzbistum Köln

    Der Vertrauensverlust in den Kardinal gehe inzwischen durch alle Strömungen im Bistum, ob progressiv oder konservativ. Auch kirchliche Reformgruppen wie "Maria 2.0" setzen auf Rom:

    Wir können nur hoffen, dass der Papst jetzt endlich Konsequenzen zieht und die Situation im Erzbistum beendet.

    Maria Mesrian, Sprecherin kirchliche Reformgruppe "Maria 2.0"

    Papst liegt Woelkis Rücktrittsangebot vor

    Ein Rücktrittsangebot Woelkis liegt Papst Franziskus seit Februar vor. Der Papst hat darüber noch nicht befunden.
    Woelkis Anwalt Carsten Brennecke hat unterdessen die Vorwürfe gegen Woelki wegen des Verdachts auf Meineid zurückgewiesen. Woelki habe nicht eidesstattlich versichert, die Liste mit den Namen nicht erhalten zu haben: "Er hat lediglich richtigerweise versichert, dass er sich mehr als sieben Jahre später nicht mehr daran erinnern kann, ob der Name P. auf der Liste stand."
    Dorthe Ferber ist Leiterin des ZDF-Landesstudios Nordrhein-Westfalen.

    Missbrauch: Hat er mehr gewusst?
    :Ex-Mitarbeiterin belastet Woelki in Interview

    Hat der Kölner Kardinal Woelki doch mehr über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz gewusst? Das sagt jetzt eine Ex-Mitarbeiterin.
    Kardinal Wölki, Archivbild

    Mehr zum Thema