Gift Solanin: Kartoffel ist "Giftpflanze des Jahres"

    Gift Solanin:Kartoffel ist "Giftpflanze des Jahres"

    22.08.2022 | 12:49
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    Kartoffeln sind in Deutschland sehr beliebt, doch sie können Inhaltsstoffe verbergen, die giftig sind. Die Auszeichnung "Giftpflanze des Jahres" möchte darauf aufmerksam machen.

    Kartoffelpflanze
    Die Deutschen essen pro Jahr 20 Kilo Kartoffeln.
    Quelle: imago

    Es klingt wie ein Aprilscherz: Die Kartoffel ist "Giftpflanze des Jahres 2022". Was also tonnenweise in Deutschland gefuttert wird, soll giftig sein? Ganz so schlimm ist es nicht.
    "Mit der Wahl der Kartoffel zur 'Giftpflanze des Jahres' wollen wir auf die Giftwirkung in den grünen Pflanzenteilen und Früchten aufmerksam machen", erläutert das Team vom Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek, das für die Giftpflanzenkür verantwortlich ist. Tatsächlich hatte es früher Todesfälle gegeben - weil das Falsche an der Pflanze gegessen wurde.

    Gift Solanin in Kartoffeln

    Deshalb lautet die Botschaft der Experten: Finger weg von allem, was an der Kartoffel grün ist. Dort verbirgt sich konzentriert das Gift Solanin. Auch in stark keimenden Kartoffeln tritt es auf.
    Wir kommen alle ständig in Berührung damit: Auf unseren Feldern, in unseren Vorgärten und inzwischen auch in unserem Essen: 15.000 Tonnen des Pestizids Glyphosat werden jedes Jahr in Deutschland eingesetzt. Der Wirkstoff ist ein Standard-Unkrautvernichter und wird in der Landwirtschaft, genauso wie von Hobby-Gärtnern und auf Kinderspielplätzen eingesetzt. Dabei steht Glyphosat seit Jahrzehnten im Verdacht giftig für den Menschen zu sein. Missbildungen bei Neugeborenen und Krebserkrankungen werden in immer neuen wissenschaftlichen Studien in Zusammenhang mit dem Wirkstoff gebracht.08.05.2013 | 28:33 min
    Es bewirkt Atembeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Brennen und Kratzen im Hals bis hin zu Darm- und Nierenentzündungen oder Krämpfe und Lähmungen. Die gute Nachricht: Moderne Kartoffelzüchtungen haben einen viel niedrigeren Solaningehalt als die Ernten aus früheren Zeiten.

    Grüne Stellen an der Kartoffel entfernen

    Solanin lässt sich nicht einfach wegkochen. Als hitzebeständiger Wirkstoff geht es erst ab 240 Grad Celsius kaputt - Kochwasser hat aber nur 100 Grad. In der Schale findet sich mehr von dem Stoff als im Inneren der Knolle, weshalb man insbesondere Kleinkindern nur geschälte Kartoffeln kredenzen sollte. Zerkleinerte Kartoffeln sollten nicht mehr in den Kühlschrank, weil sich an den Schnittstellen ebenfalls Solanin bildet.
    Mark Mitschke vom Kartoffelbauberatungsdienst Heilbronn rät Verbrauchern zur Gelassenheit im Umgang mit grünen Stellen an Kartoffeln.

    Was ich mit einem einfachen Schälschnitt entfernen kann, ist kein Problem.

    Mark Mitschke, Kartoffelbauberatungsdienst Heilbronn

    Bei dickeren Schichten von Grün rät er allerdings dazu, die Knolle nicht mehr zu essen.

    China: Vom Reis- zum Kartoffelanbau

    Mitschke lobt die Kartoffel als Grundnahrungsmittel, da sie sich mit vergleichsweise wenig Wasser anbauen lasse. Deshalb wechselten Bauern in China zunehmend vom Reis zur Knolle.
    Deutsche äßen im Schnitt knapp 20 Kilogramm Kartoffeln pro Jahr, zu Corona-Zeiten seien es 24 Kilogramm gewesen. "Wenn sich der Kunde Zeit nimmt, wird mehr gekauft", sagt der Berater.

    Klimawandel birgt Probleme bei der Ernte

    Rolf Berger, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Früh- und Spätkartoffeln in Baden-Württemberg, kritisiert die Verkaufspolitik großer Lebensmittelketten. Deutschland hätte die Möglichkeit, die Verbraucher ganzjährig mit Kartoffeln zu versorgen, da das Gemüse gut lagerfähig sei. Billige Importware etwa aus Nordafrika blockiere allerdings die Lager.
    Der Klimawandel schaffe bei der Ernte neue Probleme, sagt Berger. Es würden mehr Erdklumpen beim Herausholen der Kartoffeln mittransportiert, die wiederum wegen ihrer scharfen Kanten die Schale der Knollen beschädigten. Auch das könne die Kartoffeln verderben. Wer seine Kartoffeln kühl und dunkel lagere, habe die besten Chancen, sie ohne grüne Stellen in den Kochtopf legen zu können, erläutert der Experte.
    Quelle: epd

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