Der Wille zu Veränderungen in der katholischen Kirche sei da, aber nicht bei denen, die etwas ändern könnten, sagt Carolin Kebekus bei ZDFheute live.
Seit Monaten stehen besonders Kardinal Woelki und das Erzbistum Köln im Fokus der Kritik an der katholischen Kirche. Zum Beginn der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstag prangern Verbände vor allem den Umgang der Kirche mit der Aufarbeitung des Missbrauchs an und fordern grundlegende Reformen.
Dazu gehören auch veraltete Rollenbilder. Mit der Theologin Beate Gilles hat die Bischofskonferenz erstmals eine Frau zu ihrer Generalsekretärin gewählt und damit ein Zeichen gesetzt.
Maria 2.0 fordert mehr Rechte für Frauen in der Kirche
"Es ist einfach überreif gewesen, dass es jetzt eine Frau wird", sagt Maria Mesrian im ZDFheute live Interview. Die Aktivistin der Bewegung Maria 2.0 setzt sich für mehr Rechte von Frauen in der katholischen Kirche ein. Maria 2.0 hatte am vergangenen Sonntag an Kirchentüren in mehreren Regionen Reformthesen aufgehängt.
Darin fordern die Aktivistinnen unter anderem, Kirchenämter für alle - auch für Frauen - zu öffnen, das Zölibat abzuschaffen und die für Missbrauch Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Wahl von Beate Gilles zur Generalsekretärin ändere jedoch nichts an der strukturellen Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche, so Mesrian.
"Die Kirche hat ein Machtsystem etabliert, das Menschen schädigt und das nicht gerecht ist", sagt die Theologin. "Wenn die Kirche sich ändern würde, würde sie sich wieder der christlichen Botschaft annähern."
Kebekus: Kein Wille zur Veränderung
Davon geht auch die Satirikerin und Katholikin Carolin Kebekus aus. "Das sind Männerbünde, die zusammenhalten. Da wird nicht dran gerüttelt", sagt sie bei ZDFheute live. Es gebe zwar auch Menschen, die für Veränderung und eine andere Kirche stünden, allerdings seien sie mit ihren Positionen eher einsam.
Die Rolle der Frau müsse sich wandeln, die Kirche müsse Frauen wie die der Bewegung Maria 2.0 hören, mahnt Kebekus: "Das ist auch nichts, was die katholische Kirche aussitzen kann, etwas, wo man sagen kann, das ist eine Modeerscheinung, sondern ich glaube, das lässt sich nicht mehr aufhalten. Das ist ein Fakt. Also entweder die Kirche nutzt jetzt diese engagierten Frauen oder sie geht unter."
Missbrauch in Köln nicht auf Tagesordnung
Kebekus erzählt, sie sei lange Zeit mit der Kirche verbunden gewesen, dann aber ausgetreten "mit einer totalen Wut im Bauch". Gründe für den Austritt waren unter anderem der Umgang der Kirche mit den Opfern von Missbrauch, aber auch persönliche Erfahrungen: "Eine Kindergärtnerin aus dem Bekanntenkreis hat ihren Job verloren, weil sie wieder geheiratet hat. Bei einem Kindergarten, dessen Träger die katholische Kirche war."
Auch das Leben ihrer homosexuellen Freunde sei nicht anerkannt von der Kirche. Sie seien "Gläubige zweiter Klasse" und auch sie selbst fühle sich so. Wäre die Kirche lebensnäher, fühlten sich die Menschen angesprochen und "nicht bestraft dafür, wie man lebt", erläutert Kebekus.
Bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die insgesamt drei Tage dauert, stehen derweil weder die Situation im Erzbistum Köln noch die Proteste der Reformbewegung Maria 2.0 offiziell auf der Tagesordnung.
- Gilles - mehr als nur ein symbolischer Akt
Die Theologin Beate Gilles leitet künftig das Sekretariat der Bischöfe. Die Entscheidung ist mehr als nur ein symbolischer Akt, um von anderen Debatten abzulenken.