Nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln erklärte Kardinal Woelki, dass nun "rigoros gehandelt" werden müsse.
Kardinal Rainer Maria Woelki hat "systembedingte Vertuschung" im Erzbistum Köln eingeräumt. Das in der vergangenen Woche veröffentlichte Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen Priester habe dies nachgewiesen, sagte Woelki am Dienstag.
"Das hätte so nie passieren dürfen", sagte der Chef des größten deutschen Bistums. Deshalb müsse nun "rigoros gehandelt" werden, um dies für die Zukunft zu verhindern. Woelki räumte "Chaos in der Verwaltung" sowie ein "System aus Schweigen, Geheimhaltung und mangelnder Kontrolle" ein.
Woelki gesteht eigene Fehler ein
Der Kölner Kardinal hat zudem eigene Fehler im Umgang mit mutmaßlichen Missbrauchstätern eingeräumt. So habe er im Fall des mutmaßlichen Missbrauchstäters O. zwar seine rechtliche Pflicht erfüllt, aber er frage sich trotzdem, ob er "alles Menschenmögliche" zur Aufklärung getan habe, sagte Woelki. "Das habe ich nicht getan. Ich hätte nicht nach Rom melden müssen, aber ich hätte es tun können und auch tun sollen."
Die Missbrauchsfälle von Kindern im Erzbistum von Köln haben für viel Aufruhr gesorgt. Das neue Gutachten hat bereits erste Konsequenzen. Aber reicht das? ZDF-Chefredakteur Peter Frey kommentiert.
Der inzwischen gestorbene Priester O. soll Ende der 70er Jahre einen Kindergartenjungen missbraucht haben. Woelki nannte auch den Fall eines anderen Priesters, der in den 90er Jahren schwersten Missbrauch an Kindern begangen habe. Hier hätte er den Priester vielleicht früher suspendieren sollen, sagte Woelki. Er bezeichnete dies als "beschämendes Beispiel für meine persönliche Unzulänglichkeit". Gleichwohl halte er einen Rücktritt nicht für angebracht, sagte Woelki. "Die Probleme würden nach meinem Weggang bleiben. So ein Rücktritt wäre nur ein Symbol, das höchstens für eine kurze Zeit hält."
Gutachten: Mehr als 300 Personen betroffen
Aus dem Gutachten hatte sich ergeben, dass aufgrund der noch verfügbaren Akten im Erzbistum Köln mutmaßlich 314 Personen - meist Jungen unter 14 Jahren - Opfer von sexualisierter Gewalt geworden waren.
Der Gutachter Björn Gercke stellte fest, "dass sich Jahrzehnte offenbar niemand getraut hat, solche Fälle zur Anzeige zu bringen". Mehreren Verantwortungsträgern des Erzbistums warf Gercke Pflichtverletzungen vor, so dem früheren Personalchef und heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße und dem 2017 gestorbenen Kardinal Joachim Meisner. Heße hat dem Papst mittlerweile seinen Amtsverzicht angeboten.