Corona setzt Kirchen zu: Laut einer Studie sind die Kirchensteuereinnahmen um 800 Millionen Euro zurückgegangen. Demografischer Wandel und Kirchenaustritte sind weitere Probleme.
Die Kirchensteuereinnahmen für das Corona-Jahr 2020 sind laut einer Schätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) um 800 Millionen Euro zurückgegangen. Demnach sanken die Einnahmen der beiden großen Kirchen in Deutschland im Vergleich zu 2019 um etwa sechs Prozent auf rund 11,9 Milliarden Euro.
IW: Einbruch weniger massiv als gedacht
Vorherige Berechnungen der "Welt am Sonntag" im November waren von einem Rückgang um mehr als eine Milliarde Euro ausgegangen. Die Kirchen veröffentlichen die offiziellen Zahlen in der Regel im Sommer des Folgejahres. "Der Rückgang wiegt für die Kirchen schwer, da sie nicht so einfach wie der Staat an günstige Kredite kommen, sondern nun ihre Rücklagen anbrechen müssen", heißt es in einer Mitteilung des IW.
Die Studie sei der Deutschen Bischofskonferenz nicht bekannt, hieß es auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur. Die Zahlen könnten nicht bestätigt werden.
Die Bemessungsgrundlage für die Kirchensteuer ist die Lohn- und Einkommensteuer im Jahr 2020, teilte das IW weiter mit. Da Bund und Länder 2020 deutlich weniger Steuern eingenommen haben als vor der Krise, brachen auch die Kirchensteuereinnahmen ein. Derzeit zahlt ein Kirchenmitglied laut IW im Durchschnitt knapp 300 Euro Kirchensteuer im Jahr.
In der zweiten Jahreshälfte 2021 sei mit einer Besserung zu rechnen, sofern die erwartete konjunkturelle Erholung eintrete, hieß es. Das Niveau von 2019 werde voraussichtlich erst 2022 wieder erreicht.
Verlieren die Kirchen Mitglieder?
Doch auch wenn sich die Konjunktur wieder erholen werden, steht die Kirche laut IW langfristig unter Druck. Der demografische Wandel und der Mitgliederschwund seien langfristig das größere Problem. In den vergangenen 20 Jahren sei demnach die Zahl der Kirchenmitglieder um ein Fünftel auf rund 43 Millionen Menschen gesunken.
Zudem gehen die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in Rente und zahlen weniger Steuern, so der IW. Wie bei der Einkommenssteuer müssten also weniger Menschen den Steuerbedarf decken.