Jamtal-Gletscher am Jamtalferner in Tirol, Österreich
Quelle: Imago
Trotz des Ansturms auf die Berge in der
Corona-Krise hat der Deutsche Alpenverein (DAV) im vergangenen Jahr deutlich weniger Bergunfälle seiner Mitglieder verzeichnet als in den Jahren zuvor. Die Zahl sank demnach 2021 auf 669 gegenüber 935 im Vorjahr - ein Rückgang um ein Viertel.
Das teilte der DAV am Mittwoch bei der Vorstellung seiner Bergunfallstatistik in München mit.
DAV-Zahlen stehen Trend entgegen
Die DAV-Zahlen stehen dabei dem allgemeinen Trend entgegen: Unter anderem die Bergwacht Bayern, aber auch der Schweizer Alpen-Club und die Alpinpolizei Österreich berichten gerade seit Beginn der Pandemie und dem damit verbundenen Andrang auf Ziele in der Natur über steigende Unfallzahlen.
Ein möglicher Grund für die Diskrepanz sei, dass DAV-Mitglieder defensiver unterwegs seien und über eine bessere alpine Ausbildung verfügten, sagte Julia Janotte von der DAV-Sicherheitsforschung.
Zudem waren im Winter 2020/2021 in Deutschland die Skigebiete geschlossen, Pistenunfälle fielen daher weg. Fast die Hälfte aller Unfälle ereignete sich beim Wandern. In 60 Prozent der Fälle war ein Sturz die Ursache.
Zunehmende Gefahren erwartet wegen Klimawandel
Der Deutsche Alpenverein (DAV) erwartet zudem wegen des
Klimawandels wachsende Gefahren für Bergtouren. Es sei eine Zunahme von Stein- und Eisschlag sowie Felsstürzen zu erwarten, sagte DAV-Sicherheitsexperte Lorenz Berker am Mittwoch bei der Präsentation der Bergunfallstatistik in München. Besonders viele Hochtouren würden gefährlicher.
Berker sagte, teilweise werde künftig Verzicht auf bestimmte Routen nötig sein oder das Ausweichen auf alternative Touren. Auch sei davon auszugehen, dass nur noch kürzere Zeitfenster für Hochtouren im Jahr zur Verfügung stehen. Wo sich Gletscher zurückziehen und Permafrost auftaue, nähmen die Schwierigkeiten zu.
Angesichts von Hitzewellen wie in diesem Jahr könnten manche Hochtouren gar nicht mehr begangen werden.
Der DAV-Experte warnte Bergsteiger außerdem davor, sich auf altes Kartenmaterial oder alte Literatur bei der Planung zu stützen. Es sollten immer aktuelle Informationen genutzt werden, weil sich viele Routen derzeit verändern würden. So könnten vermeintlich einfache Touren deutlich schwerer werden.
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von Moritz Zajonz
Quelle: dpa, AFP