Fischfilet auf dem Teller, Holzmöbel in der Wohnung: Die Nachfrage an Produkten aus wilden Arten ist groß, aber die Ressourcen begrenzt. Und sie werden immer knapper.
Milliarden von Menschen sind auf die Nutzung wilder Pflanzen, Fische und Tiere angewiesen. "Wilde Arten sind äußerst wichtig für die Lebensmittelsicherheit", betont Jean-Marc Fromentin, Mitautor des neusten Berichts des Weltbiodiversitätsrats (IPBES).
Etwa 50.000 wilde Arten würden genutzt, indem z.B.:
- Fische gefangen
- Früchte geerntet
- Holz geschlagen
- Tiere gefangen werden.
Dabei stellt der IPBES fest: Jeder fünfte Mensch auf der Erde ist unmittelbar von wildlebenden Arten abhängig, sei es direkt als Nahrungsgrundlage oder für seinen Lebensunterhalt.
Raubbau an der Natur für Artensterben verantwortlich
Das führe viele Probleme mit sich, stellt Stefan Prost von der Universität Wien fest.
Laut Bericht trägt die Übernutzung wilder Arten durch den Menschen zum größten Massenaussterben seit Verschwinden des Dinosauriers bei und beeinträchtigt die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Eine Millionen Arten könnten laut IPBES aussterben, viele davon bereits im Laufe der nächsten Jahrzehnte.
Die Überausbeutung bedroht dem Bericht zufolge:
- 34 Prozent der Fischarten
- etwa 1.300 Arten von Säugetieren
- zwölf Prozent der Baumarten
Beispiel Fischerei: Der Bericht führt an, dass weltweit ein Drittel der Fischbestände als überfischt gelten. 90 Prozent der in der Fischerei tätigen Menschen betrieben Kleinfischerei, die nach Ansicht des IPBES wenig nachhaltig sein dürfte und Unterstützung brauche.
Beispiel Abholzung: Zwölf Prozent der wilden Baumarten seien durch Abholzung vom Aussterben bedroht - jede achte Baumart. 20 Prozent der Tropenwälder werden selektiv abgeholzt, heißt es in dem Bericht. Doch die Abholzung sei dort geringer, wo indigene Völker Wälder nutzen, insbesondere dann, wenn ihre Besitzrechte auch rechtlich gesichert seien.
Besonders arme Menschen von wilden Arten abhängig
"Stadtbewohner in reichen Ländern sind sich dessen kaum bewusst, aber wilde Pflanzen werden etwa für Medikamente und Kosmetik genutzt", sagte Fromentin. Viele Speisefische seien wilde Fische, und viele Möbel seien aus Holz, das nicht eigens dafür angebaut werde.
Die Abhängigkeit von wilden Arten sei bei ärmeren Menschen noch höher. Sie stellten oft eine bedeutende Einkommensquelle dar. Etwa 2,4 Milliarden Menschen seien etwa auf Holz angewiesen, um ihr Essen zuzubereiten.
Kritik am Weltbiodiversitätsbericht
Rainer Froese vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung (Geomar) in Kiel bemängelt an dem Bericht, dass er keinen "Aufruf zu dringend benötigten Aktionen, wie die Beendigung von Übernutzung mit verbindlichem Zeitplan" enthalte, "nur allgemeine "Gutfühl-Weisheiten", denen jeder zustimmen kann".
Dabei gebe es einen Grund, warum über Jahrzehnte die Lage fast überall schlechter geworden sei. "Es wurde nicht gehandelt."
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