Dass die Eisflächen auf der Erde schmelzen, ist traurige Gewissheit - und Folge des Klimawandels. Laut Forschenden verschwindet Grönlands Eis jedoch schneller als bislang vermutet.
Das Grönlandeis schmilzt viel schneller als gedacht. Dies konnten Forschende mithilfe von Satellitendaten berechnen, wie das Deutsche Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln am Donnerstag mitteilte. Demnach verliert der Eisschild pro Jahr 277 Gigatonnen an Masse. Eine Gigatonne entspricht dabei einem Würfel von einem Kilometer Kantenlänge.
Satellitenbilder helfen bei Berechnungen
Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied, erklärt:
Satellitendaten der sogenannten Grace-Mission (Gravity Recovery and Climate Experiment) sowie der Folgemission Grace-FO haben den Forschenden bei ihren Untersuchungen geholfen:
Im Erdinnern verschiebt sich flüssiges Gestein, Wasser verteilt sich in den Ozeanen und auf den Kontinenten in riesigen Mengen um und auch Luftmassen verwirbeln sich ständig. Diese ungleiche Verteilung führt demnach jeweils dazu, dass sich die Erdanziehungskraft nicht gleichförmig über den Erdball verteilt. An Stellen mit mehr Masse ist das Gravitationsfeld geringfügig stärker als an anderen. Die Grace-Zwillingssatelliten können diese langsamen Bewegungen laut DLR genau erfassen.
Das arktische Eis schmilzt – mit Risiken für das Klima. Und: Die Arktis ist zu einer geopolitischen Schlüsselregion geworden, in der die Weltmächte um Macht und Einfluss kämpfen.
Methode ermöglicht präzise Messungen
Damit könnten Forschende zum Beispiel den Wasserhaushalt der Erde mit zuvor unerreichter Genauigkeit und Konstanz messen, erklärt Pelzer.
Neben dem Schmelzen des Grönlandeises konnten Forschende den Angaben zufolge auch weitere Beobachtungen machen:
- mehrmonatige Trockenperioden im Amazonas
- drastische Abnahmen des Grundwasserspiegels im Norden Indiens
- Anstieg des Meeresspiegels über zwei Jahrzehnte
Mehr als doppelt so warm wie sonst: In Grönland schmelzen aktuell rund acht Milliarden Tonnen Eis täglich.
Die Grace-Mission begann am 17. März 2002 mit dem Start der Zwillingssatelliten "Tom" und "Jerry". Das DLR kooperierte dafür mit der US-Weltraumbehörde Nasa und dem Geoforschungszentrum in Potsdam. Nach dem Grace-Betriebsende 2017 setzte die Folgemission Grace-FO die Überwachung der großen Veränderungen im Ökosystem Erde fort.
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