Bericht: Deutschland trocknet aus - Grundwasser sinkt
Bericht über negativen Trend:Deutschland trocknet aus - Grundwasser sinkt
26.10.2022 | 11:16
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Das Grundwasser in Deutschland sinkt stetig. Zahlen des Recherchenetzwerks "Correctiv" zeigen einen erschreckenden Trend.
Die trockenen Sommer, aber auch industrieller Verbrauch machen sich bemerkbar: Das Grundwasser sinkt stetig.
Quelle: imago
An vielen Orten in Deutschland sinkt das Grundwasser und ist teilweise auf den tiefsten Stand seit 1990 gefallen. Besonders betroffen sind Norddeutschland, Nordrhein-Westfalen und Bayern, wie das Recherchenetzwerk "Correctiv" berichtet. Neben dem Klimawandel seien vielerorts Bergbau, Industrieanlagen und Trinkwasserförderung für den Trend verantwortlich.
Das Netzwerk hat laut eigenen Angaben Grundwasserdaten von rund 6.700 Messstellen aus den vergangenen drei Jahrzehnten analysiert. Seitdem sei das Grundwasser mehr gesunken als gestiegen. Auf einer interaktiven Karte lässt sich nachverfolgen, wie es um das Grundwasser in den Landkreisen von 13 Bundesländern bestellt ist.
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EU-Umweltagentur kritisiert Deutschland
Die Geografie-Professorin Claudia Pahl-Wostl bezeichnete die Entwicklung an manchen Orten als "besorgniserregend". Künftige Wasserkrisen müssten vermieden werden. Behörden, Landwirte und Industrie würden sich im Kampf ums Wasser immer häufiger vor Gericht treffen. In Hessen klage etwa ein Umweltverband gegen die dortige Landesregierung. Es gehe um die Frage, ob rund 13.000 Hektar Wald absterben, weil ein regionaler Wasserversorger zu viel Grundwasser aus der Region entnimmt - und das seit Jahrzehnten.
Die Europäische Umweltagentur, eine EU-Behörde in Kopenhagen, kritisierte diese Intransparenz. Nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollten alle EU-Mitgliedsstaaten die verfügbare Menge an Grundwasser erfassen, so Sprecher Constant Brand. "Die Quantität des Wassers ist entscheidend in der Klimakrise."
Auf Bundesebene keine Grundwasser-Daten erhoben
Noch aber seien die EU-Länder aber nicht gesetzlich dazu verpflichtet. Die vorherige schwarz-rote Bundesregierung habe wichtige politische Entscheidungen getroffen, ohne überhaupt zu wissen, wie sich die Grundwasserstände entwickeln.
Auf Bundesebene werden bisher keine Daten zum Grundwasserzustand erhoben.
Bundesumweltministerium
So enthalte der Entwurf der "Nationalen Wasserstrategie", die das Kabinett bis Ende des Jahres verabschieden solle, keinen bundesweiten Datenüberblick. Und das, obwohl diese Strategie die Wasserversorgung für Jahrzehnte sichern solle.
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Bundesumweltministerium ist Problem bekannt
Das Bundesumweltministerium sei sich dieses Defizits bewusst: "In seinem Entwurf zur Nationalen Wasserstrategie hat das BMUV deutlich gemacht, dass es Verbesserungsbedarf bei der Prognosefähigkeit und der Datenbereitstellung sieht", sagte ein Sprecher laut Correctiv.
Aber auch die aktuelle Bundesregierung ziehe nach dem Dürre-Sommer kaum konkrete Konsequenzen. Laut Correctiv nutzten bestimmte Industrien, wie etwa der Chemiekonzern BASF oder der Energieversorger RWE, viele Millionen Kubikmeter Wasser jährlich - ohne, dass sie wie private Haushalte bereits von der Politik zum Sparen angehalten würden.
Auf Bundesebene würden aktuell keine Gespräche zu Einsparzielen mit der Industrie bzw. dem verarbeitenden Gewerbe geführt, so das Umweltministerium.