UN-Chef bei Ozeankonferenz: "Notstand" der Meere bekämpfen

    Ozeankonferenz in Lissabon:UN-Chef: "Notstand" der Meere bekämpfen

    27.06.2022 | 20:26
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    UN-Generalsekretär Guterres hat bei Ozeankonferenz in Lissabon drastische Maßnahmen zur Rettung der Meere gefordert. Er sprach von einem "Notstand der Ozeane".

    "Leute, wir brauchen Veränderung!", ruft Hollywoodstar Jason Momoa (42/"Aquaman") aus Hawaii ins Publikum - und UN-Generalsekretär António Guterres spricht von einem "Notstand". "Wir müssen das Ruder herumreißen."

    Traurigerweise haben wir den Ozean als selbstverständlich angesehen, und heute stehen wir vor dem, was ich einen Ozean-Notstand nennen würde.

    António Guterres, UN-Generalsekretär

    Die zweite Ozeankonferenz der Vereinten Nationen begann am Montag in Lissabon mit emotionalen Appellen und eindringlichen Forderungen, mehr für den Schutz der Weltmeere zu tun, die von Vermüllung, Überfischung, Klimawandel und Versauerung in Mitleidenschaft gezogen sind.

    Lemke: Gesunde Meere "überlebenswichtig"

    Bundesumweltministerin Steffi Lemke fliegt erst am Mittwochabend nach Lissabon. Worum es ihr in erster Linie geht, machte die Grünen-Politikerin in einer Mitteilung klar: Gesunde Meere seien "für uns Menschen überlebenswichtig".

    Deshalb müssen wir vom Reden ins Handeln kommen und dem Meeresschutz viel höhere Priorität einräumen.

    Steffi Lemke, Bundesumweltministerin

    "Wenn wir das Zerstören der Meere nicht beenden, gefährden wir nicht nur wunderbare Naturschätze, sondern auch unsere eigenen Lebensgrundlagen. Meeresschutz hilft uns im Kampf gegen die Klimakrise, die Verschmutzungskrise und das Artenaussterben", sagte Lemke.
    Die Ministerin betonte, dass Deutschland zur Stärkung des Schutzes der Meere eine nationale Strategie erarbeite: "Eine eigene Unterabteilung Meeresschutz innerhalb des Ministeriums befindet sich gerade im Aufbau." Zudem werde noch in diesem Sommer der erste Meeresbeauftragte der Bundesregierung seine Arbeit aufnehmen.

    Anstieg des Meeresspiegels, Erwärmung, Versauerung

    Nationale Initiativen sowie die Fortschritte der letzten Jahre reichten jedoch bei weitem nicht aus, warnte UN-Chef Guterres.

    Wir müssen viel mehr tun, wir alle.

    António Guterres, UN-Generalsekretär

    Er rief zu weltweiten Anstrengungen auf: Die größte Plastikinsel im Pazifik sei bereits so groß wie Frankreich, Plastikteilchen seien inzwischen in den entlegensten Teilen der Welt zu finden. 2021 seien beim Anstieg des Meeresspiegels, der Erwärmung und der Versauerung der Meere und bei Treibhausgas-Konzentrationen neue Rekordwerte erreicht worden.
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    WWF fordert politischen Kurswechsel

    Heike Vesper vom WWF Deutschland sagte, die Weltgemeinschaft müsse "einen konsequenten politischen Kurswechsel zugunsten der Meere vollziehen". Nach Ansicht des WWF muss die Konferenz "vor allem bei den laufenden Verhandlungen zum Abkommen über den Schutz der Hohen See und der Unterschutzstellung von 30 Prozent der Meeresfläche bis 2030 sowie für ein Moratorium für Tiefseebergbau Fortschritte bringen".
    Knapp 30 Staats- und Regierungschefs, weitere Politiker sowie Wissenschaftler, Aktivisten und Vertreter von NGOs und Unternehmen werden bis Freitag diskutieren, wie die Ressourcen der Weltmeere besser geschützt und möglichst nachhaltig genutzt werden können.
    Am Freitag soll eine "Erklärung von Lissabon" mit "innovativen, wissenschaftlich fundierten Lösungsvorschlägen" veröffentlicht werden. Umweltschützer äußerten sich bereits skeptisch, weil keine bindenden Vereinbarungen getroffen werden sollen.
    Die Weltmeere bedecken mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche und beherbergen über 80 Prozent des Lebens auf der Erde. Für Milliarden Menschen sind sie Arbeits- und Ernährungsgrundlage. Die Ozeane sind außerdem ein entscheidender Bestandteil des globalen Klimasystems.

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Der globale CO2-Ausstoß steigt weiter an: Für 2023 erwarten die Forschenden des Global Carbon Projects einen neuen Rekordwert. China und die USA liegen weit vor dem Rest der Welt.
    von Moritz Zajonz
    Weltkarte mit der Veränderung des CO2-Ausstoß der Länder vor Türmen mit Dampfschwaden
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    Quelle: dpa

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