Schneller Besuch im Café, ein Abstecher zu Freunden: Das ist in Wien künftig schwieriger – zumindest für Autofahrer. Parken ist seit heute in ganz Wien kostenpflichtig.
Das Parken ist seit heute in ganz Wien kostenpflichtig. Aus Klimaschutzgründen weitet Österreichs Hauptstadt das Anwohnerparken auf das gesamte Stadtgebiet aus - damit müssen alle anderen Autofahrer von Montag bis Freitag zwischen 9 und 22 Uhr auf kostenpflichtige Kurzparkzonen, Parkhäuser oder Park&Ride-Parkplätze am Stadtrand ausweichen. Ausnahmen gibt es wenige.
Ziel sei laut einem Sprecher des Wiener Verkehrsressorts die Halbierung des Autopendler-Verkehrs in die Stadt bis zum Jahr 2030. Nach Schätzungen kommen täglich um die 200.000 Pendler mit dem Wagen.
Auch Touristen bleibt nur das Parkhaus
Die Maßnahme der Zwei-Millionen-Metropole trifft auch Touristen oder Besucher von Angehörigen. "Wenn Eltern einer deutschen Studentin unter der Woche mit dem Auto kommen, bleibt ihnen nur das Parkhaus", sagt der Verkehrsressort-Sprecher.
Die Stadt hat vor mehr als 20 Jahren das sogenannte Parkpickerl eingeführt, das für eine Gebühr von mindestens 120 Euro im Jahr nur Anwohnern das längerfristige oder vielstündige Parken erlaubt. Es wurde im Lauf der Zeit auf immer mehr Stadtteile ausgedehnt. Nun folgen die letzten fünf der insgesamt 23 Wiener Bezirke.
Leerstand und immer gleiche, austauschbare Ladenketten. Viele Autos, wenig Grün und kaum Platz für Begegnungen. Die Innenstädte veröden – nicht erst seit Corona.
Geschäftsleute fürchten Konsequenzen
Für bestimmte Berufsgruppen und ihre Arbeitgeber drohen erhebliche Konsequenzen. Die Fachkräfte aus dem Umland, so die Sorge, wollten die zusätzlichen Kosten nicht tragen und dann lieber heimatnah arbeiten:
Wer, wie zum Beispiel Fahrer von Krankentransporten, das Dienstauto bisher vor der eigenen Haustür abgestellt habe, müsse es nun zum Firmengelände fahren und es so zusätzliche Kilometer bewegen. Wirte, deren Kneipen schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind, bangen um Gäste. Zumal die Besucherparkplätze jetzt auch von Mitarbeitern genutzt werden müssten, heißt es.
Einnahmen sollen in den Nahverkehr fließen
All diese Mahnungen hält die Stadt für unbegründet. Schon bisher habe sich gezeigt, dass diese Ängste übertrieben gewesen seien. In der Tat verfügt die Stadt über ein dichtes Netz an Bussen und Bahnen. Die U-Bahn-Haltestellen werden oft in nur wenigen Minuten Abstand angefahren. Das Jahresticket für den gesamten Nahverkehr kostet 365 Euro.
Die Einnahmen aus der Parkraum-Bewirtschaftung, die auf dann etwa 170 Millionen Euro im Jahr steigen, sollen direkt in den weiteren Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs fließen.
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Opposition fordert flexible Lösungen
Die Opposition in Wien kritisiert den Schritt und fordert zumindest viele Ausnahmen. Es gehe etwa um Angehörige, die ein pflegebedürftiges Familienmitglied betreuten. Mit dem jetzigen Modell werde die Mobilität gerade von betreuungsintensiven Gruppen eingeschränkt.
Das Wiener Modell - Vorbild für Deutschland?
Der Deutsche Städtetag sieht die Wiener Initiative als Beispiel für den konsequenten Weg einer Kommune.
In Deutschland müssten die Länder jetzt den Städten die Entscheidung über die Gebühren für das Bewohnerparken übertragen, fordert der Städtetag.
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