Der WMO-Bericht zeigt, wie die Zeit beim Kampf gegen den Klimawandel drängt. Klimaforscher Rockström sieht "schlimmste Erwartungen" bestätigt. In Australien sind sie Realität.
Der neue Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) über eine beschleunigte Erderwärmung ist nach Worten des Klimaforschers Johan Rockström alarmierend. Der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung":
Erderwärmung birgt hohes Risiko für Klimaextreme
Die Klimawissenschaft zeige inzwischen eindeutig, "dass wir bei einer Erwärmung von mehr als 1,5 Grad Celsius in eine Zukunft mit hohem Risiko massiver Klimaextreme und des Überschreitens irreversibler Kipppunkte eintreten", so Rockström.
Great Barrier Reef in großer Gefahr
Ein gutes Beispiel für die Folgen des Klimawandels ist das australische Great Barrier Reef. Einem Regierungsbericht zufolge hat die andauernde Hitzewelle mehr als 90 Prozent der Korallen geschädigt. In dem Bericht hieß es:
Von den 719 untersuchten Riffen wiesen dem Bericht zufolge 654 - oder 91 Prozent - einen gewissen Grad an Korallenbleiche auf. Korallen sind Lebewesen, ihre kalkhaltigen Skelette bilden zugleich Lebensräume für zahlreiche andere Tiere und Pflanzen.
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Hitzewelle macht Korallen zu schaffen
Die Hitzewelle hält schon seit Dezember an. Es ist das erste Mal, dass das Riff während einer La Niña-Wetterperiode, in der normalerweise kühlere Temperaturen zu erwarten sind, von einer Bleiche betroffen war. Obwohl gebleichte Korallen noch am Leben sind und sich mäßig betroffene Riffabschnitte möglicherweise erholen, weisen "stark gebleichte Korallen eine höhere Sterblichkeitsrate auf", hieß es in dem Bericht.
Die Korallenbleiche ist ein Phänomen, das auftritt, wenn die Korallen gestresst sind und die in ihnen lebenden bunten Algen abstoßen. Dadurch verlieren die Korallen ihre leuchtenden Farben und sind dadurch klar als geschwächt zu erkennen. Das durch den Klimawandel verursachte Phänomen bedroht ein riesiges Ökosystem, in dem tausende Tierarten leben.
Unesco entscheidet über Status von Great Barrier Reef
Umweltschützer riefen die Politiker vor der Parlamentswahl in zehn Tagen, auf mehr für den Klimaschutz zu tun. Lissa Schindler von der Australian Marine Conservation Society betonte:
"Beide großen politischen Parteien müssen sich der Tatsache stellen, dass ihre Klimaziele für das Riff nicht ausreichen", sagte Schindler.
Kommenden Monat wird das Welterbekomitee der Uneso entscheiden, ob das Great Barrier Reef als "gefährdet" eingestuft werden soll. Australien hatte 2015 eine drohende Herabstufung des Welterbes abwenden können, indem die Regierung einen langfristigen Aktionsplan aufstellte und Milliarden in Schutzmaßnahmen investierte.
Rockström: Es ist noch nicht zu spät
Auch Klimaforscher Rockström betonte, dass der WMO-Bericht eine "deutliche Mahnung" vor allem an Politik und Wirtschaft sei, dass die "globale Klimakrise" eine "sofortige und tiefgreifende Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen" erfordere. "Tun wir das nicht, werden wir die planetaren Grenzen überschreiten und das Leben unserer Kinder und aller künftigen Generationen gefährden." Noch sei es nicht zu spät.
Dabei komme Europa die entscheidende Rolle zu, sagte Rockström. "Deutschland und alle Mitgliedstaaten müssen sich dafür einsetzen, dass der Green Deal der EU-Kommission ein Erfolg wird.
Grafiken- Daten zum Klimawandel im Überblick
Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
von Moritz Zajonz