Retter im Stau: Radfahrerin nach Unfall mit Lkw hirntot

    Retter im Stau wegen Blockade:Radfahrerin nach Unfall mit Lkw hirntot

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    Nach dem Bekanntwerden des Hirntods einer Radlerin wächst die Kritik an der "Letzten Generation". Die Klima-Aktivisten bedauern den Unfall, der Widerstand soll aber weitergehen.

    Die Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" haben sich bestürzt über die Nachricht vom Hirntod einer Radfahrerin geäußert, die am Montag in Berlin von einem Lkw überrollt worden war.

    Es trifft uns tief, dass die Radfahrerin, die am Montag in Berlin bei einem Unfall von einem Betonmischer schwer verletzt wurde, nun für hirntot erklärt wurde,

    Henning Jeschke, "Letzte Generation"

    erklärte Aktivist Henning Jeschke auf dpa-Anfrage.
    Nach Angaben der Feuerwehr hatte sich die Ankunft eines rettenden Spezialfahrzeugs, das die Frau bergen sollte, wegen eines Staus verzögert. Dieser soll wiederum, wie die Feuerwehr erklärt hatte, durch eine Protestaktion der Gruppe "Letzte Generation" ausgelöst worden sein.

    Feuerwehr: Rettungsgasse generell schwierig

    Allerdings räumte ein Feuerwehrsprecher ein, auch die Bildung einer Rettungsgasse sei angesichts der Größe des Fahrzeugs problematisch gewesen. In den sozialen Netzwerken werden die Klima-Aktivisten seit dem Vorfall verstärkt angefeindet und für den Hirntod der Frau direkt verantwortlich gemacht.
    Auch darauf reagierte "Letzte-Generation"-Mitglied Jeschke: "Wir hören viele Informationen bis hin zu Unwahrheiten, die von großen Medien verbreitet werden. Wir sollten uns an sichere Fakten halten, wie auch in der Klimakatastrophe", erklärte er. "Wir fordern die Medien auf, die Realität als solche darzustellen, ohne aufzuwiegeln."
    Auf die Frage, ob der Hirntod der Frau etwas an den Protestaktionen ändere, sagte er: "Solange unsere höchsten politischen Organe unsere gemeinsame Verfassung mit Ansage brechen, da sie unsere Lebensgrundlagen zerstören, solange werden wir friedlichen Widerstand leisten." Die Zeit sei vorbei, in der die politisch Verantwortlichen "mit schönen Worten zum 'Klimaschutz'" davonkämen, erklärte Jeschke weiter.

    Zusammenhang mit Blockade wird noch geprüft

    Die Polizei ermittelt unterdessen gegen zwei 63 und 59 Jahre alte Klimaaktivisten wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen. Es müsse - auch mit Sachverständigen - der kausale Zusammenhang zu den Blockaden geprüft werden, sagte eine Sprecherin. Die Gruppe selbst erklärte, sie könne nicht ausschließen, dass die Verspätung des Fahrzeugs "auf einen durch uns verursachten Stau zurückzuführen ist". 
    Zuvor hatte sich die Polizei entschuldigt. Sie hatte eine Mitteilung herausgegeben, nach der die Patientin verstorben sei. Kurz darauf wurde die Nachricht auf Twitter berichtigt:
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    Zunehmend Protest gegen den Protest

    Die Aktionen der "Letzten Generation" stoßen unterdessen zunehmend auf Unverständnis. "Wenn Straftaten begangen werden und andere Menschen gefährdet werden, ist jede Grenze legitimen Protests überschritten", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "All das hat mit einer demokratischen Auseinandersetzung überhaupt nichts zu tun. Die Straftäter müssen schnell und konsequent verfolgt werden." Der Rechtsstaat lasse sich nicht auf der Nase herumtanzen.

    Wer Rettungswege versperrt, setzt Menschenleben aufs Spiel.

    Bundesinnenministerin Faeser

    Justizminister: Kann zu Freiheitsstrafen führen

    "Demonstrieren gehört zum demokratischen Rechtsstaat, aber auch ein guter Zweck heiligt nicht alle Mittel", sagte Bundesjustizminister Marco Buschmann. Wer Leben und Leib anderer Menschen gefährde, überschreite die Grenze des akzeptablen Protests. Der FDP-Politiker sprach von "Protestformen, die zum Teil ins Kriminelle hineinreichen".
    Ungeachtet der schärfer werdenden Kritik setzten Klimademonstranten in Berlin ihre Protestaktionen fort. Drei Menschen klebten sich am Mittwoch an die Hausfassade der Bundesgeschäftsstelle der Grünen. Zudem seien die Fassade und ein Auto mit oranger Farbe beschmiert worden. Vor gut einer Woche hatte die Gruppe im Potsdamer Museum Barberini ein Monet-Gemälde mit Kartoffelbrei beworfen.
    Quelle: dpa, AFP

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