Sie sind hier:

Treibhausgas im Fokus : Turbo-Klimaschutz mit Methan?

Datum:

Methan rückt im neuen Jahr beim Klimaschutz zunehmend in den Fokus. Das Treibhausgas ist viel schädlicher als CO2. Und trotzdem könnte mit ihm wertvolle Zeit "erkauft" werden.

Methane-Gas-Pipeline in Kalifornien
Methan-Gas-Pipeline in Kalifornien
Quelle: reuters

Die schlechte Nachricht zu Methan: Obwohl im Vergleich zu Kohlendioxid (CO2) weit weniger davon ausgestoßen wird, trägt es massiv zum Treibhauseffekt bei. Von den 1,1 Grad, die sich die Erde seit Mitte des 19. Jahrhunderts erwärmt hat, gehen laut Weltklimarat fast die Hälfte auf das Konto von Methan (CH4). Der Grund: Es ist gut 80-mal so klimawirksam - also schädlich - wie CO2, wenn man einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet.

Methan baut sich schnell ab

Der Faktor "Zeitraum" ist dabei entscheidend für die gute Nachricht zu Methan: Es baut sich in der Atmosphäre nämlich in nur rund zehn Jahren wieder komplett ab. Anders als CO2, das dafür viele Jahrhunderte braucht. Das ist der Grund, warum das Treibhausgas rund um die Weltklimakonferenz von Glasgow verstärkt in den Fokus gerückt ist.

Das Ziel: Die Erderwärmung soll möglichst schnell mit möglichst einfachen Mitteln ausgebremst werden. Weil es sich schnell abbaut, wirkt die Reduktion von Methan in der Atmosphäre schon nach wenigen Jahren.

Methan-Initiative in Glasgow

Mehr als 100 Länder, darunter die USA und die EU, haben in Glasgow erklärt, sie wollen ihren Methanausstoß bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 senken. Das würde in etwa so viel bringen wie das Abschalten von 1.000 Kohlekraftwerken, haben Klimaschützer vorgerechnet. Im Dezember dann hat die EU-Kommission einen Gesetzentwurf für den Energiesektor vorgelegt, über den im neuen Jahr entschieden werden muss.

Hier können wir wirklich Zeit kaufen, um den Klimawandel kurzfristig zu verlangsamen.

So sieht das auch Prof. Stefan Lechtenböhmer vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Zeit für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels und an weitere Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel. Denn natürlich: "Das ist kein Ersatz dafür, auch an CO2 heranzugehen."

"Nebenprodukt" bei Förderung

Das Gute an Methan: Es kann mit geringem technischem und finanziellem Aufwand reduziert werden. Es ist ein "Nebenprodukt", das zum Beispiel bei der Förderung von Öl, Gas und Kohle freigesetzt wird. Die EU-Kommission hat deshalb die betreffenden Unternehmen im Visier. Das kontrollierte Ablassen oder Abfackeln des Gases soll nur noch in Ausnahmen erlaubt sein. Und die Konzerne sollen ihre Anlagen stärker überwachen. Denn auch aus Lecks in Leitungen tritt Methan aus.

In der EU allerdings sei da schon sehr viel passiert, sagt Lechtenböhmer. Allein Deutschland habe seinen Methan-Ausstoß seit 1990 mehr als halbiert - vor allem durch technische Lösungen in der Abfall- und Energiewirtschaft. Und dadurch, dass der Kohleabbau stark rückläufig ist. Wenn Kontrollen und Reparaturen in der EU nun verpflichtend werden, "wird die Situation hier sicher nochmals verbessert."

Weltkarte mit dem CO2-Ausstoß der Länder vor einer Windkraftanlage und einem Kohlekraftwerk
Grafiken

ZDFheute-KlimaRadar - Daten zum Klimawandel im Überblick 

Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.

von Moritz Zajonz

Undichte Pipelines

Deutlich mehr Minderungspotenzial sieht der Experte allerdings in den Förderländern außerhalb der EU. In ihnen fällt der Großteil der Emissionen in diesem Sektor an, Methan strömt dort oft noch immer aus vielen undichten Gas-Pipelines. "Das ist sicher das dickere Brett." Denn einige der größten Methanverursacher wie Indien, Australien und der Iran haben sich der Initiative bisher nicht angeschlossen.

China immerhin hat in einer Vereinbarung mit den USA zugesagt, seine Emissionen zu verringern. Die EU solle nun "monetäre Anreize" für Förderländer schaffen, empfiehlt Lechtenböhmer. Das könnte die Finanzierung von Minderungsprojekten sein oder eine Verpflichtung der Importeure zu hohen Standards.

Methan entsteht bei Verdauung

Das größte Problem bei solchen Reduzierungsplänen: Es betrifft nur einen Teil des weltweiten menschgemachten Ausstoßes von Methan. Zu etwa der Hälfte ist dafür nämlich die Landwirtschaft verantwortlich. Das Gas entsteht vor allem bei der Verdauung in den Mägen von Rindern, Ziegen und Schafen. "Technisch" ist daran wenig zu ändern.

Verbesserte Fütterungsstrategien könnten zwar helfen. Ein deutliches Minus ist aber nur durch die schnelle Umstellung auf eine fleisch- und milchärmere Ernährung drin. Das politisch durchzusetzen wäre schwierig. Wohl deshalb hat die EU-Kommission die Landwirtschaft in ihrem Gesetzentwurf vorerst ausgeklammert.

Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion

Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.