Heinz Hermann Thiele ist tot. Jahrzehntelang führte er sein Unternehmen. Als Großaktionär sorgte er vergangenes Jahr im Streit um die Lufthansa-Rettung für Aufsehen.
Der deutsche Unternehmer, Investor und Milliardär Heinz Hermann Thiele ist tot. Der Patriarch des Knorr-Bremse-Konzerns und Lufthansa-Großaktionär starb am Dienstag im Alter von 79 Jahren im Kreis seiner Familie in München. Das teilte Knorr-Bremse mit.
Vom Mittelstand zum Weltmarktführer
Thiele war bei dem Unternehmen, das Bremssysteme unter anderem für Schienenfahrzeuge, Lkw und Busse herstellt, Mehrheitsgesellschafter und Ehrenvorsitzer des Aufsichtsrats.
Thiele hatte Knorr-Bremse im Jahr 1985 übernommen, es war damals ein Sanierungsfall. Er wandelte das Unternehmen im Lauf der Jahre von einem mittelständischen Betrieb zu einem weltweit erfolgreichen Konzern mit fast 30.000 Mitarbeitern um.
Thiele wehrte sich gegen Beteiligung bei Lufthansa
Einer breiten Öffentlichkeit wurde Thiele im vergangenen Jahr durch den Streit um das Rettungspaket für die Lufthansa in der Corona-Krise bekannt. Der Lufthansa-Großaktionär wehrte sich zeitweise gegen den Einstieg der Bundesregierung bei der Airline.
Erst als Thiele seinen Widerstand aufgab, konnte das Rettungspaket unter Dach und Fach gebracht werden.
- Thiele: Lufthansa-Sanierung wird schmerzhaft
Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele verlangte harte Sparmaßnahmen von der Airline. Der Konzern stehe vor fünf bis sechs schmerzhaften Jahren der Sanierung.
Zuerst Sachbearbeiter bei Knorr-Bremse
Als 28-Jähriger hatte der gebürtige Mainzer nach seinem Jurastudium 1969 bei dem Münchner Mittelständler Knorr-Bremse angefangen - als Sachbearbeiter in der Patentabteilung. 1979 wurde er Vertriebschef, 1985 übernahm er die Firma. Der damalige Firmenerbe wollte alles verkaufen und sich nur noch der Religion widmen, die Geschäfte liefen schlecht. "Hier stimmte gar nichts", erklärte Thiele später in einer Firmenschrift.
Als sich kein Käufer fand, sicherte sich Thiele die angeschlagene Firma auf Pump: "Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht." Den Rat einer Unternehmensberatung, das Bremsengeschäft abzustoßen und sich auf Industriepneumatik zu spezialisieren, schlug er in den Wind - und tat das Gegenteil.
Thiele galt als klassischer Patriarch
Thiele war bis 2007 Vorstandsvorsitzender, von 2007 bis 2016 Vorsitzender des Aufsichtsrats und ab Juli 2020 dessen stellvertretender Vorsitzender.
Aus Unternehmenskreisen hieß es: "Er ist der klassische Patriarch. Noch nie ist eine Entscheidung ohne ihn gefallen." Als das "Manager Magazin" Thiele in seine "Business Hall of Fame" aufnahm und als "hervorragenden Unternehmer und Antreiber" würdigte, war die Auszeichnung Knorr-Bremse im Geschäftsbericht 2017 ganz vorne die erste Doppelseite wert. Thiele sagte dem Magazin: "Ich bin Unternehmer und werde bis zum letzten Atemzug unternehmerisch tätig sein."