Vor kaum einer Krankheit fürchten sich Menschen so sehr wie vor Krebs. Doch in der Medizin gibt es große Fortschritte. Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden machen Hoffnung.
Über das Blut können heute zahlreiche Informationen über eine Krebserkrankung gewonnen werden. Denn Tumore setzen winzige Erbgutfragmente frei - so genannte ctDNA - die im Blut zirkulieren und im Labor isoliert werden können. Die Informationen, die daraus hervorgehen, werden anschließend ausgelesen und analysiert. Das Verfahren heißt Liquid Biopsy, flüssige Gewebeprobe.
Krebs ist eine wachsende Herausforderung für die Gesellschaft. Wie weit ist die Forschung und wo liegt die Zukunft der Krebsmedizin?
Für Forschungszwecke werden auch einzelne Tumorzellen aus dem Blut gewonnen. Merkmale auf ihrer Zelloberfläche können farbig markiert werden. Komplexes Tumorgewebe wird so für die Forschenden greifbar. Prof. Sonja Loges, Onkologin und Molekularbiologin: "Deswegen hat das eben großes Potenzial, weil es repräsentativer ist für das, was in dem oder in den Tumoren eines Patienten passiert."
Tumor-Organoide im Labor
Krebszellen aus konservierten Gewebeproben verhalten sich im Labor anders als im lebenden Zellverbund. Bislang konnte man daher nur schwer nachvollziehen, wie sich ein Tumor während seiner Entwicklung verändert.
Um das besser zu verstehen, züchtet man am Deutschen Krebsforschungszentrum im Labor Organoide. An diesem lebenden Tumorgewebe kann man für jeden Patienten untersuchen, wie sich der Tumor entwickelt und auf bestimmte Medikamente reagiert.
Frauen sollten nicht erst ab einem Alter von 50 Jahren zur Brustkrebsvorsorge gehen, sondern "schon als Jugendliche", sagt Wolfgang Janni von der Frauenklinik Ulm.
Prof. Andreas Trumpp vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), erklärt den Ansatz: "Durch die unterschiedlichen Zeitpunkte vor, während und nach der Therapie können wir unser gesamtes molekulares Repertoire nutzen, um herauszufinden, welche Mechanismen die Tumorzelle einsetzt, um dem Abtöten durch die Therapie zu entgehen."
Tumore präzise bestrahlen
Auch in der Bestrahlung hat es große Fortschritte gegeben. Normalerweise kommen Röntgenstrahlen zum Einsatz. Der Nachteil: Sie schädigen das umliegende Gewebe. Besonders problematisch ist das, wenn Tumore an sensiblen Stellen im Körper liegen.
Zudem gibt es Tumore, die operativ nicht entfernt werden können. Dann kann die Ionenstrahl-Therapie helfen. Dabei werden Tumore punktgenau zerstört. "Der besondere Vorteil der Strahlentherapie mit Protonen und Ionen besteht darin, dass der Strahl auf den Tumor stärker fokussiert werden kann, sagt Professor Jürgen Debus, Radiologe am Heidelberger Ionenstrahl-Zentrum (HIT).
Das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum ist eines der wenigen weltweit. In Deutschland einzigartig: die Gantry, mit der Tumore aus jeder Richtung bestrahlt werden können.
mRNA-Impfung und Krebs
Schon seit Jahren wird an mRNA-Impfstoffen gegen Krebs geforscht. Experten sehen hier großes Potential, um für Krebspatienten individuelle Impfstoffe herzustellen.
Eine Impfung für die Krebstherapie wäre ein medizinischer Meilenstein. Wie ist der genaue Stand der Forschung?
Bei der Krebsimpfung werden ungefährliche Bestandteile der Tumorzellen verimpft. Dafür werden sie als mRNA-Bauplan verpackt. Der Körper kann nun eigene Krebsproteine herstellen. Diese dienen dem Immunsystem als Erkennungsmerkmal für die schädlichen Krebszellen. Das Immunsystem kann dadurch Antikörper bilden, um die bösartigen Zellen abzuwehren.
Krebs ist nicht gleich Krebs
Professor Uğur Şahin, Gründer BioNTech: "Es ist ja so, dass diese Merkmale, diese Mutationen in jedem Krebs unterschiedlich sind. […] Und da ist die zentrale Frage, welches sind denn nun die wichtigsten 20 Mutationen, die vielleicht vom Immunsystem erkannt werden können?"
Aktuell laufen einige Studien, unter anderem bei Darm- und Lungenkrebs. Gelingt es, die Wirksamkeit einer individuellen Krebsimpfung nachzuweisen, könnte dies der nächste medizinische Durchbruch sein.